Springer will es wissen

Was ist ProSiebenSat1 ohne ProSieben?

ProSieben-Sat1-Bild-Würfel Am Mittwochabend hat der Axel-Springer-Vorstand gezeigt, wie ernst es ihm damit ist, nicht mehr nur Minderheitsgesellschafter eines Fernsehanbieters zu sein. Die FTD trifft es am besten: Um die kartellrechtliche Freigabe der ProSiebenSat1-Übernahme zu bekommen, opfert Axel Springer ProSieben.

Ein Blick auf die aktuellen Neunmonatszahlen von ProSiebenSat1 zeigt: Von den 250,8 Millionen Euro Betriebsgewinn stammen 109,5 Millionen (44 Prozent) von ProSieben und 86,3 Millionen (34 Prozent) von Sat1, die restlichen 22 Prozent verteilen sich auf Kabel Eins, N24, 9Live, SevenOne Intermedia und MerchandisingMedia. Auch nach Umsatz ist ProSiebenSat1 ohne ProSieben plötzlich 40 Prozent kleiner.

Offenkundig ist die Fusion mit einer kleineren Sat1&Co-Senderfamilie aus Springer-Sicht aber immer noch besser, als weiterhin ein Zeitungs- und Zeitschriftenverlag mit vielen Radio-Beteiligungen und einem 12-Prozent-Kuchenstück von ProSiebenSat1 zu bleiben.

(Die Pressemitteilung von ProSiebenSat1 klingt sehr vorsichtig, fast ein wenig verschnupft, aber das mag Überinterpretation sein.)

Wiki P. und die Namen

Wikipedia-Debatte über Anonymität.

Bei Spiegel Online schreibt Holger Dambeck über eine interessante Debatte unter Wikipedianern über die Nennung von Familiennamen in einem Kriminalfall. Es geht konkret um den Fall des Hackers Boris F., der unter dem Pseudonym Tron bekannt wurde. Vor einem halben Jahr habe ich schon einmal gefragt, was im Zeitalter von Google eigentlich noch Folgeberichterstattung ist. Am Beispiel des „Soldatenmords von Lebach“ ging es damals um die Resozialisierung eines Täters, im Fall Tron um die Interessen des Opfers und seiner Hinterbliebenen.

Die Diskussion halte ich für dringend notwendig, wenngleich gerade der Fall Tron sich dafür weniger gut eignet. Zum Teil wird argumentiert, dass der Name doch anderswo ganz genannt wird. Damit sind wir schnell beim niedrigsten Standard. Wikipedia ist, wie einer der Diskussionsteilnehmer anmerkt, längst ein Massenmedium — und hat damit eben Verantwortung, auch jenseits von juristischen Pflichten.

Der iFunkscanner

Apple-Fernbedienung lauscht in geheime Bereiche.

Apples neue Fernbedienung iPod Radio Remote ist nicht nur sehr niedlich, mit ihr kann man auch Radio hören — und zwar in den UKW-Frequenzbereichen von 87,5 bis 107,9 MHz für USA und Europa sowie 76 bis 90 MHz für Japan. Apple schreibt: „You can switch between the different standards when traveling.“ Hierzulande sind die japanischen Bereiche laut Frequenznutzungsplan für zivilen Betriebsfunk, Bahnfunk, Militärfunk, BOS-Funk (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste), Flugfunk und Reportagefunk vorgesehen, und das Abhören ist strafbar.

P7S1-Springer: Game over?

Nach dem KEK-Votum gegen die Fusion.

P7S1-Springer-Gameboy: Game over?

Keine Überraschung: Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) hält die ProSiebenSat1-Übernahme durch Springer für „nicht genehmigungsfähig“. Aus der Begründung:

Unter Berücksichtigung aller für die Meinungsvielfalt relevanten Umstände kommt die KEK zu dem Ergebnis, dass die Axel Springer AG nach der Übernahme der ProSiebenSAT.1-Gruppe über eine Meinungsmacht verfügt, die im bundesweiten Fernsehen einem Zuschaueranteil von mehr als 42 % entspricht.

Die KEK hat dabei den ProSiebenSat1-Zuschaueranteil (22,06 Prozent – 8/04 bis 7/05) genommen und den Springer-Marktanteil bei der deutschen Tagespresse (26 Prozent) zu zwei Dritteln angerechnet, also plus 17,3 Prozent, macht 39,4 Prozent. Die fehlenden drei Prozentpunkte ergeben sich offenbar aus der Anrechnung von „Programmzeitschriften, Publikumszeitschriften, Hörfunk und Online-Angeboten“.

Bei der FAZ gibt es dazu viele lesenswerte Artikel, in denen KEK und Bundeskartellamt für ihre ablehnende Haltung kritisiert werden. Aber wenn Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner dies als nationalen Masochismus deutet, liegt er falsch. Ein potenzieller ausländischer Investor wie TF1 oder SBS hat bislang eben eine vernachlässigbare Machtstellung auf dem deutschen Medienmarkt. Auch wenn Springer seine Radio-Beteiligungen abgibt: Es bleiben schlicht zwei sehr große Fernsehsender und eine sehr große Boulevardzeitung.

Mehr zum Thema:
KEK: Gesellschafterstruktur von ProSiebenSat1 heute
KEK: Gesellschafterstruktur nach einer Fusion
Bildblog: Die Verwandtschaft der Bild-Zeitung
KEK: Datenbank der Beteiligungsverhältnisse
Axel Springer: Pressemitteilungen zur Übernahme
FAZ: Springer-Imperium und Bertelsmann-Imperium

Google Video für Techies

Mit Greasemonkey und FLV-Player

Wer dauerhaft bequem Google Video nutzen will und auf den Start außerhalb der USA nicht warten mag: Ein Greasemonkey-Script (für Firefox und dessen Plugin Greasemonkey) und ein FlashVideo-Player sind hilfreich. (Sonst eben Links übersetzen.)

Nachtrag: Klappt nicht mehr. Sehr absurd: Ich darf Hitchcocks Mann, der zuviel wusste kaufen und die erste halbe Minute sehen, aber nicht die Videos, die ich selbst hochlade. (Andreas Göldi nennt die neuen Google-Video-Offerten von Europa aus besonders unbrauchbar.)