Sonntagsrevolution

Reaktionen auf ‚Das Publikum an der Macht‘

Hier werden zwar keine Lesebefehle erteilt, aber wer Stefan Niggemeiers FAS-Artikel Das Publikum an der Macht noch nicht gelesen hat, sollte das vielleicht nachholen. (Derzeit ist er auch kostenfrei bei der FAS zu lesen.) Einige der Reaktionen:

Fabian Mohr: Böse, böse neue Welt
Heiko Hebig: Actionable content
Popkulturjunkie: revolution.
Medienrauschen: Herrn Niggemeiers Wort zum Sonntag
Franziskript: Lesenlesenlesen!
Johnny Haeusler: Die digitale FAS-Revolution
Siegfried Hirsch: Digitale (Kultur) Revolution in der FAS
Sebas: Der Revolution fehlen die Kinder
Mario Sixtus: Die ignorierte Revolution
Peter Giesecke: Stefan Niggemeier über die digitale Revolution
Thomas Wanhoff: Ausge-Chefredakteurt – Neuer Journalismus
Heidrun Haug: (K)eine Revolution im Netz
Falk Lüke: Die Revolution fällt aus

Nachtrag: „Die Fernsehrevolution hat begonnen: Internet und iPod machen den Zuschauer zum Programmdirektor“, schreibt Susanne Weingarten unter der Überschrift Ich unterhalte mich! im KulturSpiegel.

Nochmals Washington-Post-Blogs

Fehldarstellungen auch im Tagesspiegel.

Christoph von Marschall beginnt seinen Artikel im Tagesspiegel mit Worten, die hoffnungsfroh stimmen:

Die erste Version lag daneben: Die „Washington Post“ habe nach knapp zwei Monaten das Experiment beendet, ihre Leser auf zeitungseigenen Web-Seiten die gedruckten Artikel in so genannten Blogs kommentieren zu lassen: wegen zu vielen Regelverstößen und Beschimpfungen – so konnte man es vor wenigen Tagen unter anderem in Spiegel-online lesen.

Dass diese Version ziemlich daneben lag, war bereits bei Wortfeld zu lesen. Doch dann schreibt der Tagesspiegel-Autor, dass es „in Wahrheit“ offenbar um den „organisierten Angriff von Parteigängern der Demokraten auf die Ombudsfrau der ‚Post‘, Deborah Howell“ gehe. Dabei hatte Spiegel Online korrekterweise auf den Auslöser des Vorfalls hingewiesen, nämlich „eine Flut von derbsten Beschimpfungen gegen eine Kolumnistin des Blattes“ — auch wenn nicht die Einzelheiten vermeldet wurden. (Howell ist Ombudsfrau mit Kolumne, beides ist also richtig.)

Und schließlich wiederholt von Marschall die falsche Darstellung bei Spiegel Online: „Daraufhin schloss die ‚Washington Post‘ diesen Blog.“ In dem Artikel fliegen die Begriffe fröhlich durcheinander: Mal steht „Blog“ für einen Kommentar, mal steht „Blog“ für einen Blogeintrag, mal für ein Weblog; an anderer Stelle heißen Weblogs „Blog-Foren“. Konsequent durchgehalten ist nur der falsche männliche Artikel vor dem Wort „Blog“. Aber wenn ich jetzt noch schreibe, dass Weblogs nicht „prinzipiell kontrollfrei“ sind und das betreffende Post-Weblog gar keines „für die online-Kommentierung der gedruckten Meinungsseite“ war, dann werde ich ja schon wieder zum Spießer 2.0.

Nach dem DLD

Zurück aus München.

Vom Digital Lifestyle Day 2006 in München
Technorati: – Flickr: dld06

Der fünfte und letzte Beitrag zum Digital Lifestyle Day besteht aus einigen Resümee-Notizen und Links: Die Panels, in denen etwas allgemeiner über die Zukunft der digitalen Medien nachgedacht wurde, haben mir zumeist besser gefallen als diejenigen, in denen konkrete Geschäftsmodelle präsentiert oder bisweilen gepitcht wurden. Wem die dezentralen, schwer kommerziell verwertbaren Entwicklungen zu kurz kamen: Fabian Mohr hat Dan Gillmor interviewt, der ganz am Anfang der Konferenz zu Wort kam und dessen Buchtitel „We the media“ immer wieder als Schlagwort auf dem DLD fiel. (Und wer immer noch nicht genug hat: Julius Endert hat Dan Gillmor ebenfalls interviewt.)

Genau wie Peter Löser war ich übrigens überrascht, dass zwar ein Podcaster-Team auf der Konferenz unterwegs war (und das sogar in Podcaster-Warnwesten), das Thema Podcasting aber gerade einmal in Nebensätzen vorkam. Davon abgesehen kann ich nur unterstreichen, was Martin Röll zum Thema „Konferenzsprache schlechtes Englisch“ notiert, was Christiane Link über häufiges Lachen schreibt, was Nico Lumma zur Steckdosen-Situation anmerkt und was Thomas Wanhoff über den leichten Überschuss an Marketing-Menschen bloggt. Insgesamt war es aber eine sehr gelungene Konferenz, und bei der Zahl der anwesenden Burdianer bin ich gespannt darauf, welche Folgen die DLD-Ideenflut in Offenburg und München haben wird.

Ein Nachtrag noch: Großer Dank gebührt Bruno Giussani, der sehr gute Zusammenfassungen der DLD-Panels auf seinem Blog hat!

Evolution und Schöpfung

Über die Unterschiede zwischen Google und Yahoo.

Vom Digital Lifestyle Day 2006 in München
Technorati: – Flickr: dld06

Und noch eine sehr spannende Diskussion: The next big thing, mit Esther Dyson, Marissa Mayer von Google und Martin Varsavsky (Panel-Video). Esther sieht zwischen Yahoo und Google erhebliche Unterschiede: Google als blinde Evolution, Yahoo als von oben gesteuertes Intelligent Design. Varsavsky ergänzt Eindrücke von Besuchen vor Ort: Bei Yahoo gibt es im Warteraum kein Wi-Fi, sondern Fernsehen; alles sieht sehr organisiert aus. Google hat Spielzeug und Snacks. (Eigentlich ein großes Lob, aber Mayer muss natürlich ergänzen, dass Google durchaus eine Strategie hat.) Dann geht es weiter über illegale Schwimmbecken in Menorca bis zum Trend zur Transparenz (Esther: „Transparency erodes the power of governments more than it endangers the individual.“)