Chance verkocht

Kochen statt Demonstrieren im US-Fernsehen für Arabien.

Al-Hurra, das hier bereits erwähnte US-finanzierte arabische Satelliten-TV-Programm, hat nach der Tötung von Hamas-Gründer Jassin nicht live zu palästinensischen Demonstranten geschaltet wie die arabische TV-Konkurrenz: Laut Slate zeigte es eine übersetzte amerikanische Kochsendung (via Media Network). Das Online-Magazin sieht das als ersten großen Test für Al-Hurra an, bei dem der Sender spektakulär versagt habe.

Sehr provisorisch

Die Seiten der Koalitionsverwaltung im Irak sind ‚under construction‘.

Aktuell sieht cpa-iraq.org, die Website der Provisorischen Koalitionsbehörde im Irak, merkwürdig aus: Es gibt dort eBay-Angebote zum Thema Accounting, als verwandte Themen werden mir irakische Flaggen und Jobs im Nahen Osten angeboten. Außerdem Kosmetika, Haarersatz, Vitamine und Schlankheitspillen. Mit anderen Worten: Das Onlineangebot ist nur noch eine werbegefüllte Warteseite beim Registrar Network Solutions, obwohl das DTIC seine Domaingebühren brav bezahlt hat. Bis der peinliche Fehler behoben ist, hilft iraqcoalition.org weiter.

The Tillack raid

A Stern journalist’s office is raided to find his sources.

The actions against Stern magazine’s Brussels correspondent Hans-Martin Tillack have now reached Blogdex and Daypop, two barometers for exposure in the blogosphere. The journalist had been taken into police custody on Friday (19 March) and released after ten hours of questioning. Euobserver.com reported that according to Stern, Belgian police confiscated „material on paper, computers and cell-phones“ in his office. The Daily Telegraph’s European correspondent Ambrose Evans-Pritchard quotes Tillack: „The police said I was lucky I wasn’t in Burma or central Africa, where journalists get the real treatment“.

Apparently, Belgian police acted on a complaint from the European Anti-Fraud Office OLAF, accusing the journalist of paying money for a leaked OLAF dossier two years ago. Tillack denies ever having paid for information. Belgian law currently does not seem to secure journalists‘ right to protect their sources. The Belgian parliament is discussing a bill about such a right at the very moment (according to the Belgian association of professional journalists).

Tillack has been very critical of several EU institutions, and has himself been criticized for reducing the EU to its scandals. His latest report alleged that some MEPs had others sign their attendance records to get their daily allowance (euobserver.com story in English). By the way: There are European Parliament elections in June.

Hello world once more

Also blogging in English.

I have been blogging in English before, but I haven’t provided a permanent place for those unable to understand my German postings — here it is: a web page and an XML feed. I’ll probably continue to post the vast majority of entries in my mother tongue, but I’ll publish some of the postings, especially about Internet policy on a global scale, in English instead, assuming that most of the German-speaking readers can live with that.

Wortfeld is a blog which gravitates around media and net policy, but where you also may stumble upon postings about design, music or spam. The blog’s title „Wortfeld“ is a linguistic term (lexical/semantic field) chosen for its beauty, relative brevity and, truth be told, availability. So there — welcome! And please don’t be afraid to comment just because you need to click „Kommentieren“.

Zehn Domain-Vorschläge bei ICANN

Einer kurzer Blick auf die Vorschläge für neue Top-Level-Domains.

Ein erster kurzer Blick auf die Vorschläge für neue Top-Level-Domains, die bei der Netzverwaltung ICANN eingegangen sind.

  • .asia – Eine Asien-Domain, die von vielen Länderdomain-Verwaltern aus der Region unterstützt wird.
  • .cat – Eine Domain für Katalonien. Der Antrag betont, dass die katalanische Gemeinschaft grenzübergreifend ist und daher für eine Länderdomain ungeeignet. Die Verwechslungsgefahr mit einer Katzendomain wird im Antrag natürlich auch gleich angesprochen: „Meow!! Yes 😉 But then .net means ‚clean‘ in Catalan, and .nu, ’naked‘.“
  • .jobs – Eine Domain vor allem für Firmen, die ihre Jobseiten unter dieser Domain anbieten sollen.
  • .mail – Eine Anti-Spam-Domain, hinter der vor allem Spamhaus steht. .mail soll hinter den Kulissen funktionieren und auf existierenden Domains aufsetzen: Der Betreiber des Mailservers example.com kann die Domain example.com.mail registrieren. Ein anderer Mailserver kann via example.com.mail nachschauen, ob es sich tatsächlich um die IP-Adresse des Mailservers handelt und ob der Mailserver als Spam-frei gilt.
  • .mobi – Eine Domain für mobile Geräte, hinter der in erster Linie Nokia, Vodafone und Microsoft stehen.
  • .post – Eine Post-Domain, mit der der Weltpostverein in der ersten Domain-Runde 2000 peinlich gescheitert ist. Ein ICANN-Report bemängelte damals, dass der .post-Antrag keinen „well-thought-out plan on how the proposed TLD would be used“ enthielt.
  • .tel (Pulver) – Eine Domain für Internet-Telefonie nach dem E.164-Standard.
  • .tel (Telnic) – Eine Telefon-Domain, die gerade keine nur-numerischen Domains zulässt.
  • .travel – Der zweite Versuch einer Domain für die Reisebranche. Bei der ersten Runde sorgten viele Negativ-Kommentare für Zweifel, ob der IATA-Vorschlag tatsächlich repräsentativ genug ist.
  • .xxx – Eine Nur-für-Erwachsene-Domain.

Die meisten Vorschläge sind nicht besonders originell oder nützlich: Beispielsweise sieht die .post-Struktur wie ein bürokratischer Albtraum aus. Über Sinn und Unsinn sollte aber nicht ICANN entscheiden. Einen Blick in die Wahrsagekugel kann ich mir aber nicht verkneifen — bei drei, möglicherweise fünf Domains wird sie vermutlich ablehnen: Den beiden .tels, .xxx und womöglich auch .cat und .mail.

Bei den Telefonie-Domains kommt ICANN der Weltfernmeldeunion ITU in die Quere, die sich um den E.164-Standard kümmert. Schon bei der ersten Domainrunde hat die ITU darum gebeten, telefoniebezogene Top-Level-Domains nicht einzurichten. Die .xxx-Domain ist ein Vorschlag, der ICANN jede Menge unerwünschte Kontroversen um Inhalte, Zensur und moralische Standards bescheren kann. Auch deswegen hat die Organisation solche Domains in der ersten Runde 2000 abgelehnt — und es gibt weiterhin technische Gegenargumente.

Die Katalonien-Domain .cat führt die Netzverwaltung schließlich in eine Hölle, die ICANNs Vorgänger Jon Postel bei den Länderdomains durch die Verwendung einer ISO-Liste umgangen hat: die Entscheidung, was eine kulturelle Gemeinschaft ist. Spätestens bei .tibet und .kurdistan wird die politische Sprengkraft dieser Frage deutlich. ICANN könnte daher versucht sein, diese Angelegenheit auf später zu verschieben.

.mail ist einer der wenigen Vorschläge, die mit dem Domainnamensystem etwas technisch Neues machen wollen — auch wenn aus technischer Sicht dafür eine Top-Level-Domain nicht notwendig wäre. Aber Domains auf oberster Stufe haben nun einmal auch symbolischen Charakter und können daher dem Ansatz die nötigen höheren Weihen verschaffen. Natürlich könnte ICANN viele Bonuspunkte sammeln, indem sie zur Lösung des Spam-Problems beiträgt — aber auch hier würde sich die Organisation indirekt auf ein politisches Minenfeld begeben.

Nachtrag – Eine nicht so schwierige Weissagung zum Abschluss: Etwa drei Viertel der Berichte in Blogs und Artikeln werden sich einen Spaß aus der .cat-Domain machen.