Machtwechsel in Spanien

Zapatero wird Ministerpräsident.

Eine erstaunliche Wahl in Spanien. Die konservative Volkspartei PP hat rund 700.000 Stimmen, also knapp sieben Prozent der Stimmen von 2000, verloren. Das ist für die PP aber ein Verlust von über 15 Prozent der Stimmenanteile, da die PSOE-Sozialdemokraten rund 3.000.000 Stimmen dazu gewonnen haben. Eine Wählerwanderungsbilanz habe ich leider bislang nirgends gesehen, aber es spricht einiges dafür, dass die PSOE aus dem Nichtwähler-Lager gewonnen hat: Diesmal stimmten rund 25,8 Millionen statt 23,3 Millionen gültig ab. Ob das überwiegend Protestwähler waren oder frühere PSOE-Anhänger, die durch die Terroranschläge und die Reaktion der PP-Regierung mobilisiert wurden, werden die gründlichen Analysen zeigen. Die großen Gewinner unter den kleineren Parteien sind offenbar die katalanischen Linksregionalisten der ERC — die Partei, deren Chef sich mit Vertretern der ETA-Führung in Frankreich getroffen hat (danach kam die ETA-Waffenruhe für Katalonien). Das deutete sich allerdings schon in den Umfragen vor den Anschlägen in Madrid an.

Neues von .kids

Zwei neue Sites in der linklosen US-Kinderdomain.

Immer wieder einen Blick wert ist .kids.us, die angeblich kindersichere Top-Level-Domain, die in ihrem kargen Angebot nur Copy-und-Paste-Links erlaubt. Wir sind inzwischen bei zehn .kids.us-Websites, die beiden Neuankömmlinge sind die Kindersoftware SwitchZoo und der US-Wetterdienst NOAA. SwitchZoo hat dazu einfach sein .com-Angebot zu einem .kids.us-Angebot umgestrickt. Ergebnis: Linklose Linklisten. Der Wetterdienst bietet auf seiner .kids.us-Seite Horrorstories über eine Mary Ann, die die Warnung der Meteorologen nicht ernst genommen hat („She kept getting hit by the wreckage and was bloody from head to feet from the nails in the boards.“) Und dafür hat der US-Kongress eigens ein Gesetz verabschiedet?

Im Maileimer

Was im Junk-Ordner liegen bleibt.

Dass die Vereinten Nationen Amerika übernehmen und die Universität von Tennessee ausländische Polizei zum Einsatz in allen US-Bundesstaaten trainiert, dass ich in die First Chesapeake Financial Corporation investieren soll, dass eine neue Entdeckung in der Fischereiindustrie die Lösung aller Delfin-Probleme ist, dass ich 300 Millionen E-Mail-Adressen kaufen und Partner eines 4-Sterne-Hotels in Alanya-Antalya werden soll, dass ich herzlich zu einer chinesischen Industriemesse in der Türkei und einem PHP-MySQL-Kurs in Montréal eingeladen bin — all das steht im Junk-Ordner meines Mailprogramms Thunderbird.

11-M

Nach Madrid.

Ein schrecklicher Tag ist zuende. Nur zeitlich und nie für diejenigen, deren Angehörigen und Freunde gestern morgen in Madrid gestorben sind. Der Versuch und dringende Wunsch, eine ganze Stadt über das Netz umarmen, kann nur in Symbolik — schwarzen Schleifen oder Links zur Zeichnung von Antonio Fraguas — enden. Für alles andere ist später Zeit.