Domainregulierung in Deutschland?

Sollen nun doch die .de-Domains bei einer Behörde landen?

Fiktiver Domainbescheid
Monika Ermert vermeldet bei Heise Online, dass im derzeitigen Entwurf des neuen Telekommunikationsgesetzes auch Adressen und Nummern umfasst sein sollen. Hier sollten bei .de-Domaininhabern und deutschen Internetnutzern Alarmglocken schrillen.

Derzeit werden .de-Domains bei der DENIC registriert, einer eingetragenen Genossenschaft und nicht-staatlichen Stelle. Dagegen werden z.B. Telefonnummern, zumeist in Blöcken, von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) vergeben. Nun wird das Telekommunikationsgesetz (TKG) reformiert, hauptsächlich, um es an neue EG-Richtlinien anzupassen. Die Domainverwaltung durch die Regulierungsbehörde ist allerdings klipp und klar kein europäisches Erfordernis, wie bereits bei Vertretbar.de bemerkt.

Momentan ist es nur ein Entwurf, allerdings längst nicht der erste. Der BITKOM-Verband und die ZEI-Juristen haben sich bereits gegen einen Wechsel von DENIC zu RegTP ausgesprochen, die DENIC natürlich ebenso. Wesentliches Argument: Die .de-Domainvergabe läuft gut, fair, kostengünstig und schnell, und es gibt keinen Anlass, die zivilrechtlich organisierte DENIC gegen eine Behörde einzutauschen. Offensichtlich hält das Ministerium aber an seiner Haltung fest.

Was nun? Ich spiele mit dem Gedanken, zumindest mit Briefen an Abgeordnete aktiv zu werden bzw. Vorlagen dafür bereitzustellen. Chancenlos ist das nicht: Es ist der Normalfall, dass in den Bundestagsausschüssen kleinere Änderungen am Regierungsentwurf vorgenommen werden. Auch wenn es für das Internet in Deutschland wichtig ist: Gemessen an der eigentlichen Telekommunikations-Regulierung — Entgelte, Zusammenschaltung, Inkasso — sind Domains nur Nebensache. Aber wenn sich niemand dafür einsetzt, bleibt es bei der prinzipiellen Zuständigkeit der Behörde, aus der eine Domainvergabe per Verwaltungsakt werden kann.

Ist die Reaktion übertrieben? Nicht jeder ist mit der DENIC 100-prozentig zufrieden. Bei einer behördlichen Vergabe befürchte ich allerdings nicht nur mehr Bürokratie, sondern vor allem die Vermischung mit inhaltlichen Fragen — man denke an die Sperrverfügungen aus Düsseldorf. Ich freue mich über Kommentare und Anregungen, wie das hingebogen werden kann.

Just .kidding?

Das Angebot von .kids.us ist beim Start kärglich: eine einzige schlechte Website.

Die neue „kindersichere“ Domain .kids.us, über die hier schon berichtet wurde, hat jetzt auf der Startseite ein Verzeichnis der aktiven Seiten. Allerdings gibt es nur eine einzige: smithsonian.kids.us von der staatlich geförderten Smithsonian Institution. Deren Kinderangebot besteht derzeit aus einer Seite About us und drei Themen: Skurriles (drei Seiten), Apollo 11 (fünf Seiten Flash) und je eine Seite über jeden Ex-US-Präsidenten. Böswillige könnten sich selbst über dieses karge Angebot beschweren: Eine der Seiten enthält Links nach „draußen“, was eigentlich binnen 12 Stunden zur Entfernung der Domain führen müsste. Wahrscheinlich sind sie deswegen nicht verlinkt.

Update: Jeff Neuman vom .kids.us-Betreiber NeuStar hat auf meinen Fund bei Thomas Roessler reagiert: Listing websites as the Smithsonian has, is a perfectly acceptable practice so long as all of the text/content surrounding the link is acceptable. Also: Verlinkte Hyperlinks führen binnen 12 Stunden zur Schließung der Seite. Aufgelistete Hyperlinks, die man erst in die Adressleiste kopieren muss, nicht.

Spiegel and 9/11: Beyond the buzz

Der Spiegel wird zu Unrecht für seinen Artikel über WTC-Verschwörungsbücher kritisiert.

Today’s cover story of Der Spiegel seems to lead to controversy and confusion: Eamonn Fitzgerald claims that the magazine sinks to an all-time low, Jeff Jarvis is disturbed by the fact that European media are giving 9-11 conspiracy theories any attention at all. Unfortunately, neither seems to have read the story, as SadlyNo has already pointed out. Copyright restrictions and personal laziness prevent a full translation of the 16 page article, but I have tried to summarize the most important points.

Update: The main article is now available in English.
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Lob der Bibliothek

Die Hamburger Sonntagsbibliothek und was man von ihr aus sieht.

Am Sonntag bleibt den Lernwütigen und -willigen in Hamburg nur eine Bibliothek: die Ärztliche Zentralbibliothek auf dem UKE-Gelände in Eppendorf ist täglich geöffnet. In der Galerie des 4. Stocks bringen zwar selbst leichtfüßige Medizinstudentinnen die Metallbrücken und die darauf befindlichen Lernplätze zum Vibrieren. Dafür sieht man von dort den Lokstedter Wasserturm, die Köhlbrandbrücke, den Fernsehturm, das Planetarium und leider auch manchmal auf landende Rettungshubschrauber. Für die Lernpausen gibt es nicht nur einen Automaten, der Kaffee, kakaohaltiges Getränk und zugleich Tomatensuppe produziert, sondern auch stapelweise Freiexemplare der Zahnarzt Woche mit vielen Tipps für den Dentistenalltag. Wenn es jetzt noch W-LAN gäbe und der Fußbodenbelag nicht so quietschen würde, wäre das Lernglück vollkommen.