Frankfotos

FAZ-Leser dürfen fürs Blatt knipsen.

Erst mussten Kulturprominente ein sommerliches Handyfoto als Lebenszeichen an die FAS schicken. Jetzt ziert eines der schlechten Urlaubsbilder, die derzeit in einer FAZ-Leseraktion gesammelt werden, auch noch die Titelseite der Zeitung. Ganz klar: ein später Triumph für Greser & Lenz, die FAZ-Leserreporter schon lange kommen sahen.

(Die FAZ.NET-URLs sehen übrigens auch nach Jahren noch so aus, als würden sie vom Redaktionssystem versehentlich verschlüsselt.)

Technikhörigkeit

Podcast-Missverständnisse in der FAZ.

Manchmal kann ein Schlusssatz einen ganzen Artikel beschädigen. In seinem FAZ-Porträt des designierten Radio-Bremen-Intendanten Jan Metzger versucht Robert von Lucius ein salomonisches Einerseits-andererseits-Ende. Metzger habe Verständnis für technische Möglichkeiten, und das sei bei Radio Bremen besonders wichtig. Dann folgt dieser Satz:

„Er ist indes nicht technikhörig: Bei einer Debatte über Videojournalismus und Bloggen bezeichnete er Podcast und Videocast als neue Produktionsmittel ‚für eine Handvoll Interessierter‘ — Menschen neigten dazu, sich den klassischen Medien zuzuwenden, da sie die Unübersichtlichkeit sortierten.“

Wo anfangen? Audio- und Video-Podcasts erreichen natürlich weitaus mehr als eine Handvoll Interessierter: Laut ARD/ZDF-Onlinestudie 2008 waren es 4 Prozent (Audio-Podcasts) bzw. 8 Prozent (Video-Podcasts) der Deutschen ab 14 Jahren. Wir reden hier schon über ein paar Millionen mindestens gelegentliche Nutzer.

Die Einordnung von Podcasts als Produktionsmittel ist ebenso fragwürdig wie der angeführte Gegensatz zwischen Podcasts und klassischen Medien: Es gibt nicht nur etliche Podcast-Angebote klassischer Medien. Ein Blick auf die aktuellen iTunes-Podcastcharts zeigt, dass sogar der Großteil der erfolgreichsten Podcasts von öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunkanbietern stammt (Store-Link für iTunes-Nutzer). In diesen Fällen ist der Podcast-Feed meist schlicht ein zusätzlicher Übertragungsweg. Und warum trägt ein Radiobeitrag, wenn er als Podcast angeboten wird, weniger zum Lichten der Unübersichtlichkeit bei?

Ob die angebliche Äußerung Metzgers aus dem Kontext gerissen, missverstanden oder genau so gefallen ist, ist da schon fast egal: Auf einer Medienseite sollte so etwas nicht beifällig als Indiz für fehlende Technikhörigkeit herhalten.

Iranisch gemeint

Mudschahenauten bei der FAZ.

Der Tag, an dem die Humor-ist-möglich-Fraktion der FAZ heimlich die Kontrolle übernahm.

FAZ-Überschrift: Bald Mudschahenauten?

(Es geht um Irans Pläne, einen selbstgebauten Satelliten ins All zu schießen. Und der Ausriss zeigt die Titelseite, ganz oben.)

Observiert

Relaunch-Effekte bei Guardian und Observer.

In der FAZ am Freitag stand am Ende einer Meldung über einen Chefwechsel bei der britischen Sonntagszeitung Observer Folgendes:

Der „Guardian“ hat seit der teuren Umstellung auf das Berliner Format an Auflage verloren. Der „Observer“ legte dagegen deutlich an Auflage zu.

Tatsächlich? Die Guardian-Auflage hat in den Monaten nach der Umstellung die 400.000er-Grenze überschritten, seither sind es zwischen 360.000 und 380.000 Exemplare (ABC-Zahlen). Im halben Jahr vor dem Relaunch lag die Auflage durchschnittlich bei 337.000 Exemplaren.

Der Observer hat erst im Januar auf das Berliner Format umgestellt und von dem Relaunch deutlich mehr profitiert: Die Auflage schnellte im Januar 2006 auf 542.000 Exemplare hoch. Mittlerweile sind es 430.000 bis 480.000. Wieder zum Vergleich: Im halben Jahr vor dem Relaunch waren es durchschnittlich 410.000 Exemplare.

Auflagen von Guardian und Observer von August 2005 bis September 2007

Anders gesagt: Direkt nach dem Relaunch haben beide Zeitungen deutlich zugelegt, dieses Plus ist mittlerweile wieder etwas abgeschmolzen, aber die Auflage ist höher als zuvor. Den Gegensatz, den die FAZ-Journalistin aufstellt, kann ich nicht ganz nachvollziehen.