Blauer Kristallpalast
Roger Hiorns und das Kupfersulfat.
Mehr zu „Seizure“ bei Artangel, die das Kunstwerk in Auftrag gegeben haben.
Roger Hiorns und das Kupfersulfat.
Mehr zu „Seizure“ bei Artangel, die das Kunstwerk in Auftrag gegeben haben.
Videokunst fürs Wochenende.
Ein algorithmisch generiertes Schwarz-Weiß-Video, das sowjetrussische Science Fiction aus den 1960er-Jahren illustriert?
The Snail on the Slope von Vladimir Todorovic — nicht eingebettet anschauen, sondern hochauflösend und im Vollbildmodus bei Vimeo.
Zu Besuch in New York.
Farb-Barcodes, Google-Maps-Mashups, Rapid Prototyping — ganz offensichtlich hat jemand im Vorfeld das Museum of Modern Art informiert, dass ich New York besuchen würde. Die Ausstellung Design for the Elastic Mind zeigt noch bis zum 12. Mai, wie sich technischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Wandel in Design niederschlägt und von Designern aufgenommen wird. Ein schöner Satz aus dem Katalog: „One of design’s most fundamental tasks is to stand between revolutions and life, and to help people deal with change.“ Glücklicherweise gibt es nicht nur die Ausstellung selbst, sondern auch eine umfangreiche Website und eine exzellente Online-Audio-Tour. (Wenn jemand deutsche Museen kennt, die ihre Veranstaltungen und Schauen in ähnlicher Weise begleiten: bitte schnell für Grimme vorschlagen!).
Ein paar meiner Favoriten in der Ausstellung:
Zwei weitere, ganz unterschiedliche Museen lohnen sich ebenfalls für besonders medieninteressierte New-York-Besucher. Das Museum of the Moving Image in Queens ist, anders als die eigene Website behauptet, derzeit nicht geschlossen — aber vorher nachzufragen ist sicher keine schlechte Idee. Die Hauptausstellung Behind the Screen zeigt Film, Fernsehen und Videospiele vor allem anhand von Gegenständen und kleinen Experimenten: Wie wirken die außerirdischen Raumschiffe aus Independence Day, wenn statt des eigentlichen Soundtracks Musik von Rammstein oder Gustav Holst gespielt wird? Wie sieht eine Baseball-Live-Übertragung für einen Bildmischer aus?
Ohne Gegenstände kommt das Paley Center for Media aus, das in vielen Stadtplänen noch als „Museum for Television and Radio“ bezeichnet wird. Schon am Eingang werden erstmalige Besucher gewarnt, dass sie es nicht mit einem gewöhnlichen Museum zu tun haben, sondern eher mit einer Mediathek. Das Gebäude besteht fast nur aus Zuschauer- und Zuhörer-Räumen, vom Kinosaal bis zur Einzelkabine. Herzstück des Paley Centers ist die Sammlung von 120.000 Fernseh- und Radiosendungen, und der Eintrittspreis beinhaltet 60 Minuten freie Auswahl. Das reicht zum Beispiel, um die erste Folge der bahnbrechenden Dokumentation An American Family aus dem Jahre 1973 anzusehen, aber natürlich auch für vieles andere. Mögen diese Schätze eines Tages vollständig, in hoher Qualität und legal (damit: stabil) im Netz verfügbar sein — bis dahin ist ein Besuch in New York oder Los Angeles notwendig.
Troika-Installation am Flughafen Heathrow.
Auch wenn es schon auf der YouTube-Startseite zu sehen war:
Zwei Videos über die Installation Cloud für die British-Airways-Lounge im neuen Terminal 5 des Flughafens London-Heathrow. 4.638 kleine Scheiben, die entweder einklappen (schwarz) oder ausklappen (silber), und dabei klackern wie alte Flughafentafeln. Nicht die einzige feine Idee der Gruppe Troika: Auch den SMS-Projektor und die Weltzeituhr mag ich.
BBC lässt David-Cameron-Foto nachmalen.
Nicht jeder sieht gern ein 20 Jahre altes Foto von sich in der Zeitung. Erst recht nicht ein Gruppenbild mit anderen Mitgliedern eines Clubs superreicher britischer Studenten, der gezielt Lokale zerstört und den Schaden anschließend cash bezahlt. Jedenfalls dann nicht, wenn man wie David Cameron der nächste Premierminister von Großbritannien werden will.
Darauf nahmen die britischen Medien aber selbstverständlich keine Rücksicht — angeblich sollte das Gruppenbild der reichen jungen Herren sogar auf einem Labour-Wahlplakat landen. Die Inhaber des Copyrights, die Fotografen Gillman & Soame, haben eine weitere Veröffentlichung aber untersagt. Und natürlich ist es etwas anderes, von einem Bild nur zu erzählen, als es zu zeigen: Cameron mit der rechten Hand lässig in der Hosentasche, den Oberkörper leicht zur Kamera gedreht, aber mit einem superb-arroganten Blick in die Ferne, und dazu der königsblaue Frack im Wert von 1.000 Pfund Sterling. Die BBC-Sendung Newsnight hat daraufhin die Künstlerin Rona damit beauftragt, das peinliche Foto monochrom in Öl auf Leinwand festzuhalten. Statt der Fotografie zeigte Newsnight also The Bullingdon painting.
Originell, aber zumindest nach deutschem Urheberrecht nicht hieb- und stichfest: Die genaue Grenze zwischen selbstständigem Werk (auch ohne Einwilligung des Urhebers erlaubt) und bloßer Umgestaltung eines bestehenden Werks (nicht erlaubt) ist zwar häufig schwierig zu finden. In diesem Fall wirkt das Auftragsgemälde aber eher wie eine monochrome Kopie, Frackknopf für Frackknopf.