Netzpforten

Google und das Sperren von Inhalten.

Ein langer, spannender Artikel von Jeffrey Rosen im New York Times Magazine über „Googles Gatekeeper“: Wer entscheidet nach welchen Maßstäben darüber, welche Inhalte welt- oder landesweit aus der Google-Suche oder dem YouTube-Angebot entfernt werden?

Grundsätzlich hat Google drei Optionen. Wenn wir beim Beispiel YouTube bleiben, kann Google ein Video ganz löschen, nur für ein bestimmtes Land verstecken — oder natürlich online lassen. Und grundsätzlich sind auch die Regeln einfach: Das Video wird ganz gelöscht, wenn es gegen Googles Bedingungen verstößt. Er wird für ein Land versteckt, wenn es nicht gegen Googles Bedingungen, aber gegen die Gesetze des jeweiligen Landes verstößt. Ansonsten bleibt es online.

Und dann setzt die Realität ein. Beispielsweise mit Ländern, in denen der komplette Zugang zu YouTube gesperrt wird, wenn einzelne Videos als Gesetzesverstoß angesehen werden; mit undemokratischen Staaten, deren Gesetze nicht mit den Grund- und Menschenrechten konform gehen; mit Forderungen einzelner Gruppierungen und der physischen Sicherheit der Google-Mitarbeiter im Lande. Gleichzeitig aber auch mit dem Druck von Menschenrechtsgruppen und Medien.

Wer den Artikel liest, muss Nicole Wong von der Google-Rechtsabteilung zustimmen: Dass ein kleines Team bei Google derlei Entscheidungen trifft, ist keine auf Dauer tragfähige Lösung. Was sind die Alternativen?

Die eine ist hier schon einmal erwähnt worden: In der Global Network Initiative geht es darum, als Unternehmen kritischer hinzusehen, wenn Regierungen Sperrungen fordern, die Menschenrechten widersprechen.

Einen anderen Weg nennt in dem Artikel Andrew McLaughlin, Googles Experte für internationale Netzpolitik: „[…] McLaughlin pointed to Germany, which has established a state agency that gathers the U.R.L.’s of sites hosting Nazi and violent content illegal under German law and gives the list to an industry body, which then passes it on to Google so that it can block the material on its German site.“ Die „state agency“ ist die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, der Filtermechanismus heißt offiziell BPjM-Modul (mehr dazu bei der Bundesprüfstelle). Google.de-Nutzer sehen in solchen Fällen am Ende der Trefferliste einen Hinweis: „Aus Rechtsgründen hat Google 1 Ergebnis(se) von dieser Seite entfernt. Weitere Informationen über diese Rechtsgründe finden Sie unter ChillingEffects.org.“

Wer sich darüber aufregt, regt sich also immerhin über etwas auf, was in der Hand deutscher Politiker (und somit indirekt auch deutscher Wähler) liegt. Aus Googles Sicht ist das die bessere Stelle, um über die eigenen Regeln zu entscheiden. Nebenher werden die Sperrungen von Google bei Chillingeffects.org dokumentiert und nicht bei Google.com angewandt.

Wie gesagt: ein spannender Artikel. Andrew McLaughlin würde allerdings in seinem Optimismus hinzufügen, dass die Sperrungen die Nebengeschichte sind zu einem unglaublichen Zuwachs an Meinungsäußerungs- und Informationsfreiheit dank des Internets. In einem Video vom Menorca TechTalk im Juni 2008 wirbt er für Aufmerksamkeit bei den Europäern für das Thema Inhaltsregulierung:

Glücklos

Eine Google-Anzeige für DerWesten.

Google-Anzeige: Merkel zeigt Dekolleté - Bundeskanzlerin über Interesse an Abendkleid überrascht. Fotosstrecke www.DerWesten.de/Merkel

Vorgefertigte Meinungsangebote:
a) DerWesten bewirbt Ende Oktober eine Fotostrecke vom April?!
b) DerWesten schreibt in einer Google-Anzeige „Fotostrecke“ falsch?!
c) DerWesten bewirbt eine nicht funktionierende URL?!
d) DerWesten bewirbt Fotos vom Dekolleté von Angela Merkel?!

(Gesehen auf Focus Online.)

So'n Mist!

Punktabzug für die Chrome-Übersetzer.

Wer ist denn nur auf die Idee gekommen, dass Sad Tab (das abstürzende Fenster im neuen Google-Browser Chrome und ein enger Verwandter von Sad Mac) sich mit den Worten „So’n Mist!“ meldet? Da braucht Twitters Fail Whale ja noch nicht um seinen Status zu fürchten. (Im Original sagt Sad Tab übrigens Aw, Snap!)

(Rechts im Bild ist übrigens der Incognito-Mann zu sehen, in seinem… weißen Trenchcoat?)

Eine halbe Stunde später: Alles läuft, und zwar schnell und schön. Aber die Omnibox, die neue kombinierte Such- und Addressleiste, will noch nicht recht. Wenn ich eine Twitter-Suche starten möchte, gebe ich twitter ein. Der Chrome-Vorschlag: Google nach twitter durchsuchen. Erst wenn ich search.twitter.com eingebe, bekomme ich die Twitter-Suche. Die Lösung: Auf die Leiste rechtsklicken, Suchmaschinen bearbeiten… auswählen und andere Suchkürzel festlegen, zum Beispiel tw.

Und schließlich zurück zu Firefox. Chrome ist schnell und enthält ein paar sehr gute Ideen. Da es Open-Source-Software ist, wird — hoffe ich jedenfalls — in absehbarer Zeit eine datenschutzgerechte Variante ohne „eindeutige Anwendungsnummer“ und Nabelschnur zu Google entstehen. (Keine Sorge, das war es jetzt erst einmal mit Google-Chrome-Blogeinträgen, liebe Mac- und Linux-Nutzer.)

Netzchrom

Noch mehr Google, schon wieder.

In The Meaning of Liff hat Douglas Adams uns ein paar Wörter für Gegen- und Zustände gegeben, für die es bislang an Wörtern mangelte.

Hat jemand ein Wort übrig für das flaue Gefühl, dass man bald eine weitere Google-Erfindung tagein, tagaus benutzen wird, obwohl man eigentlich selbst weiß, dass nicht eine einzige Firma das Universum regieren sollte?

Aber wenn sie es doch so elegant macht!

(Um schnell noch den Medienbezug herzustellen: Was für ein Trauerspiel! Anfang Juli schreiben alle über den Start des nichtsnutzigen Google Lively und vergleichen es blödsinnigerweise mit Second Life. Jetzt kommt eine wirkliche Sensation aus Mountain View, aber stundenlang meldet es niemand — einzige Ausnahme ist bislang Golem.de. War die Ankündigung in Comicform zu ungewöhnlich? Oder sind alle Journalisten bei der Ifa? Oder liest niemand mehr Spreeblick?)

Logos von MSIE, Firefox und Chrome vor Netscape-Hintergrund

Sonne on demand

Google Earth jetzt mit Zeitachse.

Hamburg in Google Earth

Wer länger nicht mit dem erstaunlichen Google Earth (nein, nicht Google Maps) gespielt gearbeitet hat, sollte die vor zwei Wochen veröffentlichte Version 4.3 ausprobieren: Die Sonne über einer Stadt mit 3D-Gebäuden aufgehen lassen, dazu noch ein paar Wolken, schon kommen gemütlich die ersten Allmachtsphantasien auf. Wären da bloß nicht so viele Anzeichen dafür, dass jeder Blickwinkel auf diese Welt jemandem gehört: © 2008 Google, Image © 2008 AeroWest, Image © 2008 GeoContent, Buildings © 2008 CyberCity AG / LGV Hamburg, Image © 2008 Digital Globe.

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