Check

Über die Sektorengrenze.

Anke Gröner hat Reichstag und Checkpoint Charlie besucht (und darüber geschrieben), und da muss ich eins ergänzen. Mein älterer Bruder schilderte mir vor Kurzem eine Rückfahrt von Ost nach West über diesen Kontrollpunkt, vor dem Mauerfall — und warum die Baracke an der Friedrichstraße die beste Werbung für das westliche System war, die perfekte Corporate Identity.

Auf östlicher Seite stand, natürlich, die Betonmauer. Das Auto kroch unter dem Blick aus Wachtürmen im Zickzack an Barrieren vorbei. In einer langen Schlange näherte es sich misstrauischen Grenzern, die alle Papiere, Fahrzeuge und Menschen bis zum Exzess kontrollierten.

Auf westlicher Seite grüßte ein GI lässig-freundlich an der Baracke und winkte das Auto durch. Alles, was er sagte, war: „Welcome to the free world.“

Keine Kommentare

  • Und was sagt heutzutage der freundliche DHS Mensch an der US Grenzkontolle?

  • Deutlich mehr. Deswegen ist es ja auch nicht mehr so gute Werbung für „the free world“ wie damals in Berlin.

  • Ach, da werden Erinnerungen wach! Ich habe meine erste Lebensjahre in Berlin verbracht und hatte das zweifelhafte Vergnügen, die Transitstrecke diverse Male zu fahren. Auf der Plusseite: Im Intershop habe ich immer eine riesige Toblerone bekommen, ausgehändigt von Damen in grauen Kittelschürzen. Ansonsten waren die Autofahrten immer sehr bedrückend. Wir mussten unsere Katze heimlich schmuggeln, um ihr die dreimonatige DDR-Katzen-Quarantänestation zu ersparen. Die haben leider, so wurde uns berichtet, die wenigsten West-Miezekatzen überlebt. Wenn die enorm unfreundlichen DDR-Grenzer dann gefragt haben, ob wir was zu verzollen haben, hatten wir immer Angst, dass das Viech maunzt. Meinen Vater mussten wir auch ein bisschen schmuggeln. Der hat damals für ein großes Industrieunternehmen gearbeitet, und die hatten immer Panik, dass die Ossis ihre Mitarbeiter aushorchen. Also mussten vor jeder Fahrt Mützen mit Firmen-Logo und Ausweise aussortiert werden. Als kleines Kind fand ich das alles unheimlich. Das konnte die Toblerone auch nicht wettmachen. Wenn ich heute die Sicherheitsschranke am Flughafen passiere, kommt das Gefühl von damals manchmal wieder.

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