Demo-Notizen

Nach Freiheit statt Angst 2009.

Schön, dass so viele Leute da waren. Schade, dass nicht noch mehr Leute da waren. Schön, dass das Presseecho so groß ist.

Die Piraten waren omnipräsent, aber es waren genügend andere Gruppen da, dass es nicht zur Piraten-Wahlkampfdemo wurde. Apropos Piraten: Dass die Partei keine Imageberater beschäftigt, war deutlich am 25 Meter langen Truck abzulesen — der Hummer unter den Demonstrationsmobilen.

Zumindest in meinem Sichtfeld tauchten nicht so viele neue originelle Plakate und Transparente auf. Eher erfreulich finde ich, dass das Feindbild Schäuble nicht mehr so sehr im Mittelpunkt steht. Da war in der Vergangenheit einiges entstanden, was knapp dies- und deutlich jenseits des Erträglichen war, insbesondere im Zusammenhang mit Rollstuhl-Motiven.

Während die einen Barcodes als Symbol der Überwachung dämonisieren, verwenden die anderen bereits QR-Codes in ihren Demo-Broschüren.

Die Spinner waren selbstverständlich am Rande auch dabei. Neu gelernt habe ich dank eines Flyers, dass die Schweinegrippe offenbar eine Verschwörung ist, um mit der Impfung möglichst viele Leute umzubringen. Aha!

Gegen Ende mussten einige Berliner Bereitschaftspolizisten noch einmal zeigen, wie wenig Videokameras zur Gewaltprävention beitragen. Angeblich gab es davor aber schon Angriffe auf die Polizei. Auf der Strecke selbst trat die Polizei so gut wie gar nicht in Erscheinung.

Nachtrag: Alios schreibt über seine Festnahme. Beim Lesen kann einem schlecht werden.

Check

Über die Sektorengrenze.

Anke Gröner hat Reichstag und Checkpoint Charlie besucht (und darüber geschrieben), und da muss ich eins ergänzen. Mein älterer Bruder schilderte mir vor Kurzem eine Rückfahrt von Ost nach West über diesen Kontrollpunkt, vor dem Mauerfall — und warum die Baracke an der Friedrichstraße die beste Werbung für das westliche System war, die perfekte Corporate Identity.

Auf östlicher Seite stand, natürlich, die Betonmauer. Das Auto kroch unter dem Blick aus Wachtürmen im Zickzack an Barrieren vorbei. In einer langen Schlange näherte es sich misstrauischen Grenzern, die alle Papiere, Fahrzeuge und Menschen bis zum Exzess kontrollierten.

Auf westlicher Seite grüßte ein GI lässig-freundlich an der Baracke und winkte das Auto durch. Alles, was er sagte, war: „Welcome to the free world.“