Sinn und Zweck

Paxman-Rede zum Fernsehen.

Die MacTaggart-Rede auf dem TV-Festival von Edinburgh ist so etwas wie die Rede an die britische Fernsehmachernation, und diesmal hatte der hartnäckige, angriffslustige Journalist Jeremy Paxman die Ehre. Er hat einerseits auf Tony Blairs Medienkritik geantwortet, andererseits natürlich auf die Diskussion um Authentizität im Fernsehen eingegangen — nach all den britischen Skandalen der vergangenen Monate.

Die gesamte Rede von Jeremy Paxman ist ziemlich lesenswert. Ein paar wenige Auszüge:

News is the most important element in the overall ecology of television. It is the canary in the miner’s cage. If and when – and I sincerely hope it’s never – people begin to trust television news as much as they trust many of the newspapers, then we’re in trouble.

What’s happened is that we have a dynamic in news now that is less about uncovering things than it is about covering them.

My point is that there comes a point where the frenzy has to be put to one side, the rolling story halted, so that we can make sense of things.

Youth. Where is it? Why doesn’t it watch us? (…) The truth is that television in Britain is commissioned by middle-aged people who rarely watch the box, attempting to reach young people who look at it even less, when it’s actually watched by old people.

(Weitere Auszüge, in denen Paxman auch Blogs nichts verschont, in einem kurzen Guardian-Video bei YouTube.)

Extra 3.0

Das Satiremagazin des NDR bloggt.

Es gibt, ganz offen zugegeben, nicht viele Fernsehsendungen des NDR, die von YouTube-Usern mit englischen und japanischen Untertiteln versehen werden und deren Fanclub-Mitglieder sich das Sendungs-Logo in die Haare rasieren.

Das Satiremagazin Extra 3 ist so eine Sendung. Und jetzt hat Extra 3 nicht nur einen Klingelton als MP3. Nicht nur einen Video-Podcast. Sondern — festhalten! — ein Extra 3 Blog. Das Archiv reicht zwar schon bis in den Juli zurück, aber der Deckel ist gerade erst gelupft. Damit die Messlatte nicht zu niedrig angesetzt wird, verspricht Extra 3 „krudes Zeug, schmutzige Bilder, gescheiterte Zuschauerwitzvorschläge“.

Extra 3 Blog

(Der übliche Transparenzhinweis: Jaja, der NDR ist mein Arbeitgeber, dies dagegen mein privates Blog. Hier geht es also nur um eigene Lieblingsthemen, und natürlich um die Leichtathletik-WM in Osaka aus den üblichen Gründen!)

Pling!

Der BILDblog-Spot.

Das ist, wenn ich richtig mitzähle, die erste Blog-Werbung im deutschen Fernsehen, oder?


Link: sevenload.com

Chapeau, Christoph S. und Stefan N.!

Junge Netzgucker

Mehr Zeit im Netz als vor TV?

Dass nicht mehr der Fernseher, sondern Handy und Computer für die jüngere Generation unentbehrlich sind, mag ja stimmen. Aber die IBM-Studie, die jetzt durch ansonsten geschätzte Blogs wie NewTeeVee oder Buzzmachine schwirrt, verspricht ein bisschen mehr als sie hält: „The global findings overwhelmingly suggest personal Internet time rivals TV time“, heißt es am Anfang der IBM-Pressemitteilung. Und wer wurde dazu wie befragt? Für die USA: 888 Konsumenten über 18 Jahren per Online-Umfrage. Für Deutschland: 338 Konsumenten per Online-Umfrage. Nur um anzudeuten, wie meilenweit die deutsche Online-Befragung von der tatsächlichen Bevölkerungsstruktur entfernt ist: Der Anteil der befragten Über-65-Jährigen lag bei 0 Prozent (statt tatsächlich 19 Prozent der Bevölkerung), während die 18- bis 24-Jährigen mit 22 Prozent (statt 8 Prozent) überproportional vertreten waren. Hinweise darauf, wie die US-Onlinefragebogen-Firma Zoomerang an die deutschen Befragten herangekommen ist, finde ich in den Unterlagen zur Umfrage nicht.

Zum Vergleich mal die Daten aus der GfK-Fernsehforschung (Quelle): Bei den 14- bis 19-Jährigen ist die TV-Nutzung von 2003 zu 2006 um 13 Minuten auf 105 Minuten gesunken. Insgesamt, also bei den Zuschauern ab 3 Jahren, ist die Sehdauer in diesem Zeitraum jedoch gestiegen, von 201 auf 212 Minuten.