Verspielt

Anrufquiz-Vorschriften à la 9live.

Der 9live-Mutterkonzern ProSiebenSat.1 schlägt gerade einen Maßnahmenkatalog für Call-TV-Sendungen vor. Zu den vorgesehenen regelmäßigen Einblendungen „zur Verbesserung der Kommunikation“ zählen unter anderem „Niemand weiß, ob gerade Sie vom Hot-Button ausgewählt werden.“ und „Ob ein Rätsel schwer oder leicht ist, entscheiden Sie!“ (Stefan Niggemeier wertet immerhin die zufällige Vorauswahl zu jedem Zeitpunkt und das Ausspielen ausgelobter Gewinne als möglichen Fortschritt.)

Nur mal zum Vergleich — in Großbritannien hat der Selbstregulierer Icstis nach dem Anrufquiz-Skandal seine verschärften Regeln vorgestellt, die unter anderem vorschreiben:

  • Die Chance eines Anrufers, überhaupt ausgewählt zu werden, muss nahezu in Echtzeit transparent gemacht werden. Etwa durch eine aktuelle Einblendung, wie viele Leute es in den vergangenen 15 Minuten probiert haben.
  • Spätestens, wenn ein Zuschauer mehr als 10 britische Pfund an einem Tag vertelefoniert hat, muss er beim nächsten Anruf automatisch gewarnt werden, wie viel ihn seine Anrufe kosten — dann wieder bei 20 Pfund, 30 Pfund und so weiter.

Nur mal zum Vergleich — was, wenn ich die 49 Cent nicht in einen Anruf investiere, sondern in einen Spielautomaten stecke? Dann müsste dieser von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt zugelassen sein (§ 11 SpielV), zufällige Gewinnaussichten und für jeden Spieler gleiche Chancen bieten (§ 12 II b), nach einer Stunde Spielbetrieb eine mindestens fünfminütige Pause einlegen (§ 13 I Nr. 5) und Einsätze, Gewinne und Kasseninhalt laufend auslesbar erfassen (§ 13 I Nr. 8). Ein Aufkleber „Achten Sie auf Ihr Spielverhalten“ genügt da komischerweise nicht.

Zwei PDF-Dokumente zum Thema:

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