Sonntagsbären

Erbittertes Ringen um Hamburger Zeitungsleser.

Die beiden neuesten Waffen im Kampf um den sonntäglichen Leser in Hamburg:

Abendblatt-Goldbären und kostenloses Probeexemplar der Bild am Sonntag

Das Abendblatt setzt auf Gutscheine, um ihr Sonntagsblatt zu verschenken — außerdem neuerdings auch auf Haribo-Gummibärchen. Die Morgenpost setzt auf Gutscheine im Blatt, zum Beispiel für Burger-King-Burger. Und bisweilen tauchen nun auch kostenlose Probeexemplare der Bild am Sonntag auf.

Inhalte vom Himmel

Wortfetzen vom Mainzer Mediendisput.

Die Zitate aus einer ausführlichen Rede, die es in eine Agenturmeldung schaffen, sind oftmals nicht unbedingt die repräsentativsten, sondern die knackigsten. Diesen Funken Hoffnung bewahre ich mir, wenn ich lese, was der Hamburger Journalistik-Professor Siegfried Weischenberg auf dem 11. Mainzer Mediendisput gesagt haben soll. (Der Mediendisput wird von der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, der dortigen Landesmedienanstalt und der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung veranstaltet. Medienpartner sind SWR und ZDF, es mischen aber auch einige führende Leute vom Netzwerk Recherche mit.)

Laut dpa sagte Weischenberg, dass viele neue Medienangebote im Netz zu Unrecht als Gratisleistungen gälten. „Man tut, als wenn die Inhalte vom Himmel fallen würden.“ Tatsächlich, so Weischenberg, sei ein großer Teil des Webangebots nichts anderes als ein „Recycling auf der Basis von geistigem Diebstahl“. In dem Stil geht es weiter — von der potenziellen Übernahme der Wikipedia durch Google (?!) bis zum misslungenen Vergleich des Web 2.0 mit einem „interaktiven U-Boot“ (?!). Ich befürchte, dass er dafür viel Applaus bekommen hat.

Viel erfrischender ist das, was der designierte ARD-Vorsitzende Fritz Raff erzählt hat. Die ARD habe vielleicht „durch Behäbigkeit und Verkrustung“ jüngere, kreative Mitarbeiter abgeschreckt. Die Digitalisierung biete auch die Chance, wieder „Leute ausprobieren und machen zu lassen“. Und dann die kleine Drohung, dass die ARD auf der Höhe der Zeit bleiben müsse. Andernfalls werde „das öffentlich-rechtliche System in zehn Jahren marginalisiert“.

Disclaimer: Mein Arbeitgeber ist eine ARD-Anstalt, mithin ist meine Arroganz genetisch verankert.

Journalistenquarantäne

Die US-Kongresswahl 2006.

Prognose und Hochrechnungen für die US-Kongresswahlen stemmen mal wieder die Fernsehsender und die Nachrichtenagentur Associated Press gemeinsam. Diesmal sollen die Daten der Wahltagsbefragung aber nicht schon am Nachmittag im Internet landen: In einem fensterlosen Raum in New York sitzen je zwei Vertreter von ABC, CBS, CNN, Fox, NBC und von AP. Ohne Handy, Notebook und Blackberry, berichtet Howard Kurtz. Erst um 23.00 Uhr dürfen sie Kontakt zu ihren Büros aufnehmen.

Und wann steht das Ergebnis endlich fest? Eine Tendenz soll am frühen Mittwochmorgen, etwa gegen 3.00 Uhr erkennbar sein, schreibt tagesschau.de. Wird es im Repräsentantenhaus knapp, könnte es sogar noch bis Donnerstag dauern.

Nachtrag: OpinionJournal führt auf, wann wo die Wahllokale schließen (18.00 Uhr Ostküstenzeit = 0.00 Uhr MEZ). Und Wonkette hätte da noch eine kleine Bitte — Send Us Leaked Exit Poll Reports!

Und noch was: Dass CNN zahlreiche Top-Blogger in einem Kaffee in Washington versammelt, um das dann in CNN Pipeline zu übertragen, ist reichlich bizarr. Wonkette: „CNN bets that you’ll pay them money to watch footage of a blogger blogging about blogging about being on CNN’s live internet video thingy.“