jonet-Tag: Es geht los

Liveblogging aus Hamburg.

Liveblogging vom jonet-Tag 2005 in Hamburg
Technorati: – Flickr: jonettag

10.00 Uhr: Guten Morgen aus der Handelskammer Hamburg! Hier beginnt in diesen Minuten der zweite jonet-Tag (WiFi-Hinweise hier). Auf dem Podium der Eröffnungsrunde sitzen von links nach rechts Bernd Kliebhan, Annette Milz, Klaus Liedtke, Johnny Haeusler, das Moderatorenduo Diemut Roether und Jochen Wegner, Mathias Müller von Blumencron, Manfred Bissinger und Christoph Drösser.


Ein paar Notizen aus der Runde, kein Protokoll:
Manfred Bissinger hält es für „fast ausgeschlossen“, dass neue Zeitungen auf den Markt ein Geschäft werden können; nennt Zeitschriften wie Monopol „Mitteilungsblätter an eine Gemeinde“. Jochen Wegner fragt: Haben es die kleinen Teams leichter, ohne Controller im Hintergrund? Johnny Haeusler: Das Schöne am Bloggen ist, dass man tatsächlich wirtschaftlich unabhängig ist — Pause — weil man damit kein Geld verdient. 🙂

Mathias Müller von Blumencron: „Wir machen ein Blog, das ist Spiegel Online.“ Müller von Blumencron kritisiert die Polarisierung. Blogs sehr interessante Darstellungsform. In den USA viel professionellere Blogs, Spreeblick auf dem Weg dahin. Blogosphäre „super interessanter Raum“, aber es würde in diesem Land „relativ düster aussehen“, wenn die klassischen Medien nach den Regeln arbeiten würden wie die Blogs. Annette Milz: „Klassische“ Journalisten sollten Blogs als Frühwarnsystem genau beobachten.

Bernd Kliebhan: HR ist (mit Videojournalisten) nicht dabei, Fernsehen neu zu erfinden, aber das Fernsehen wird journalistischer. Momentan überwiegt das Planbare, Vorsehbare. Hoffnung, dass wir authentischer und umfassender berichten können.

(Johnny Haeusler bekommt die Frage aus dem Publikum: Wer oder was ist Jamba?)

Manfred Bissinger: Die Meinung wird eine große Renaissance haben, in allen Medien. Langweilig, dass alle neoliberal sind — ob Dieckmann oder Gabor Steingart. Da vertraue ich auf das Internet. Christoph Drösser: Die Stärke guter Zeitungen ist, dass sie mehr liefern als die Nachricht. Mathias Müller von Blumencron: Nicht ist schlimmer, als wenn die Meinung immer aus der gleichen Richtung kommt. Aber zwei Haupt-Leserwünsche: klassische Aufklärung — was ist eigentlich passiert und welche Auswirkungen hat das? — und Emotion — nicht nur Meinung, sondern Visualität. Verdienen nichts an Bilderstrecken, weil die Auslieferung von Bildern viel mehr kostet als die von Text. Annette Milz: Extrem wichtig, dass mehr Meinung im Journalismus praktiziert wird.

Klaus Liedtke: Aufgaben des Journalismus nicht auf Meinungsjournalismus verengen. Manfred Bissinger: Ausgeschlossen. Meinung ist die Königsdisziplin. Mathias Müller von Blumencron: Königsdisziplin ist investigativer Journalismus. Manfred Bissinger: 95 Prozent der investigativen Geschichten waren gespielte Geschichten. Da ist jemand mit Material zur Redaktion gekommen. Wenn es eine gute Redaktion ist, recherchiert sie es nach.

Manfred Bissinger: Heute weniger Versuche der Einflussnahme durch Werbekunden. (Er erzählt, wie Asbach Uralt und Melitta den Stern für seine Haltung zur Ostpolitik abstrafen wollten — und wie der Stern dann im Heftroman Asbach schlecht machte, bis der Streit endete.)

[Meta: Nicole Simon schreibt, warum Aufnahmen von Panels und Sessions wichtig sind beziehungsweise wären.]

Annette Milz: Warum schimpfen so viele auf „die Medien“? Differenzierungen in den Medien, nur wenige Monolithen. Blogs können Push geben bei der Perspektive, mit der Journalisten an Geschichten herangehen. Mehr die Perspektive derjenigen einnehmen, die die Fragen beantwortet haben wollen. Mehr wohlverstandene O-Töne aus dem Publikum. (Beispiel Popkonzert mit begeisterten Fans, das am nächsten Tag verrissen wird. Replik Christoph Drössers: Scheiße weiterhin Scheiße nennen.)

[Es geistert die von Bissinger ins Spiel gebrachte Metapher des Flugzeugträgers herum für die „alten Medien“.] Pause!

Nachtrag: AP-Meldung zur Eröffnungsrunde.