Guardian international

Britische und internationale Ausgabe im Vergleich.

Ein Nachtrag zum Guardian-Relaunch: Wer sich aus Neugier den geschrumpften Guardian am Bahnhofskiosk kauft, sollte nicht enttäuscht sein. Zwischen internationaler und britischer Ausgabe liegt ein deutlicher Unterschied.

Im britischen Original ist heute das erste Buch (G1) — hauptsächlich Politik und Wirtschaft — 40 Seiten stark. Danach folgen 20 Seiten Sport, noch einmal 36 Seiten Media Guardian (Medien) und schließlich acht Seiten Office Hours (Beruf). Diesen insgesamt 104 Seiten beigelegt ist das halbgroße 36-seitige Magazin G2.

Die internationale Ausgabe besteht heute aus einem Buch mit 26 Seiten G1 und 14 Seiten Sport. Beigelegt ist eine 16-seitige Zusammenstellung aus G2. Der Medienteil fehlt ganz. Nur die erste und letzte Seite des ersten Buches sind in Farbe gedruckt, der Rest und G2 sind schwarzweiß. Darunter leidet übrigens auch der Cartoon von Steve Bell auf der Rückseite von G2.

Cartoon im Guardian

Guardian im neuen Look

Die britische Zeitung stellt auf Berliner Format um.

The Guardian

Nach siebzehn Jahren wagt der Guardian einen kräftigen Relaunch — mit neuem Format, neuen Schriften und komplett in Farbe. 1988 hatte David Hillman von Pentagram den Zeitungskopf entworfen, mit dem die liberale Zeitung international hervorstach. Von der Tabloid-Welle auf dem britischen Zeitungsmarkt hat sich der Guardian nicht anstecken lassen, stattdessen erscheint sie von heute an im Berliner Format (wie taz und Le Monde) — 31,5 cm mal 47 cm, bedruckt 28,7 cm mal 44,3 cm.

Bislang wurden die Texte in Matthew Carters Miller gesetzt, die Überschriften in Helvetica. Christian Schwartz und Paul Barnes haben nun die Guardian Egyptian mit 96 Schriftschnitten entworfen, aus der sich sehr elegante Überschriften, aber auch sparsame Kartenlegenden setzen lassen. Große Freude hat die Zeitung an Linien — senkrecht als Spaltenlinie, waagerecht etwa zum Abtrennen von Artikeln, Kolumnen, Untertiteln, Autorennamen. Bloße Spielerei ist das nicht: Die Linien ermöglichen Weißraum rund um die Elemente, ohne dass die kleine Seite ihren Halt verliert oder gar wirkt, als hätte sie wenig Inhalt zu bieten.

Linien auf einer Guardian-Seite

Sehr konsequent ist die Zeitung bei den Web-Links unter den Artikeln im Format guardian.co.uk/katrina, guardian.co.uk/germany oder guardian.co.uk/film. Für Web-gewandte Leser sind auch die Fußnoten in einem Artikel über geheime CIA-Fluglinien intuitiv verständlich: Blau, fett und unterstrichen gesetzt verweisen die Wörter wie Hyperlinks auf einen Kasten am Ende des Artikels.

Hypertext-Links in einem Guardian-Artikel

Mitgeschrumpft ist auch die halb so große Beilage G2. Dort macht Tim Dowling den skeptischen Lesern Mut: „If you beat your dog with a rolled-up newspaper supplement, the new half-Berliner size will hurt less, but with no significant compromise in obedience. Of course, you shouldn’t really beat your dog with anything, but at least it’s a step in the right direction.“

Wer sich selbst ein Bild vom neuen Guardian machen will, kann sich die gesamte Ausgabe als PDF-Dokumente anschauen.

Nachtrag:
Hinter den Kulissen: Editor’s Weblog
Reaktionen von Dan Hill, Manuel Sepulveda (bei Newsdesigner.com) und Tom Coates

Stern-Blogs gestartet

Start mit zwölf Bloggern.

Der Stern hat einige deutsche Blogger besucht — und startet jetzt seine eigene Weblogtruppe (technisch auf pLog-Basis):

Dazu gibt’s noch ein Blog für kuriose Agenturmeldungen namens 10.000 Meistermeldungen. (Wer aber einfach mal die Blog-IDs rät, liest so einige Namen, die noch kommen könnten. Etwa Oliver Creutz, Katja Gloger, Mareile Grimm, Dirk Liedtke, Oliver Link, Anja Lösel, Elke Reinhold, Hans-Martin Tillack, Thomas Vasek, Jan Christoph Wiechmann, Holger Witzel. Dazu Blogshorn und Alis Welt.)

Nachtrag: Am besten gefallen mir die wirklich gründlichen Regeln. Kommentieren darf beispielsweise, wer eine unbeschränkt geschäftsfähige natürliche Person über 18 Jahre oder eine juristische Person oder Handelsgesellschaft nach § 6 HGB ist. (Auch sollten die Regeln bei einer großen Tasse Kaffee redigiert werden.)

Online in Streikzeiten

Journalisten berichten bei CBCUnlocked.

Ein Streikblog, das den Tarifstreit aus Sicht der Arbeitnehmer darstellt, ist mittlerweile nichts Neues. Die streikenden Mitarbeiter des kanadischen Senders CBC machen etwas anderes: ein Alternativprogramm im Internet. Unter dem Titel CBCUnlocked gibt es ausführliche Landes-, Welt- und Wirtschaftsnachrichten von den CBC-Journalisten. In einem Beitrag weisen sie darauf hin, dass ein solches Vorgehen eine lange Tradition vor Erfindung des Internets hat: Der Toronto Star, mittlerweile die auflagenstärkste Tageszeitung Kanadas, ist bei einem Streik der Afternoon News entstanden. Aber auch die CBC nutzt das Netz für ihre Zwecke: Auf CBC Negotiations stellt sie ihre Sicht der Dinge dar.

ARD-Sportblog gestartet

Boris Inanici bloggt die Fußball-Nationalmannschaft.

WDR und Deutsche Welle haben bereits vom Weltjugendtag gebloggt, jetzt folgt ein weiteres öffentlich-rechtliches Weblog aus Köln: das ARD-Sportblog. Wenn die Fußball-Nationalmannschaft unterwegs ist, meldet sich Reporter Boris Inanici zu Wort. Die technische Plattform ist übrigens Movable Type von Six Apart. Warum aus Köln? Auch bei den Onlineangeboten teilen sich die ARD-Anstalten die Aufgaben, und für sport.ARD.de hat der WDR die Federführung. (Via Georg Berg.)