Nach siebzehn Jahren wagt der Guardian einen kräftigen Relaunch — mit neuem Format, neuen Schriften und komplett in Farbe. 1988 hatte David Hillman von Pentagram den Zeitungskopf entworfen, mit dem die liberale Zeitung international hervorstach. Von der Tabloid-Welle auf dem britischen Zeitungsmarkt hat sich der Guardian nicht anstecken lassen, stattdessen erscheint sie von heute an im Berliner Format (wie taz und Le Monde) — 31,5 cm mal 47 cm, bedruckt 28,7 cm mal 44,3 cm.
Bislang wurden die Texte in Matthew Carters Miller gesetzt, die Überschriften in Helvetica. Christian Schwartz und Paul Barnes haben nun die Guardian Egyptian mit 96 Schriftschnitten entworfen, aus der sich sehr elegante Überschriften, aber auch sparsame Kartenlegenden setzen lassen. Große Freude hat die Zeitung an Linien — senkrecht als Spaltenlinie, waagerecht etwa zum Abtrennen von Artikeln, Kolumnen, Untertiteln, Autorennamen. Bloße Spielerei ist das nicht: Die Linien ermöglichen Weißraum rund um die Elemente, ohne dass die kleine Seite ihren Halt verliert oder gar wirkt, als hätte sie wenig Inhalt zu bieten.
Sehr konsequent ist die Zeitung bei den Web-Links unter den Artikeln im Format guardian.co.uk/katrina, guardian.co.uk/germany oder guardian.co.uk/film. Für Web-gewandte Leser sind auch die Fußnoten in einem Artikel über geheime CIA-Fluglinien intuitiv verständlich: Blau, fett und unterstrichen gesetzt verweisen die Wörter wie Hyperlinks auf einen Kasten am Ende des Artikels.
Mitgeschrumpft ist auch die halb so große Beilage G2. Dort macht Tim Dowling den skeptischen Lesern Mut: „If you beat your dog with a rolled-up newspaper supplement, the new half-Berliner size will hurt less, but with no significant compromise in obedience. Of course, you shouldn’t really beat your dog with anything, but at least it’s a step in the right direction.“
Wer sich selbst ein Bild vom neuen Guardian machen will, kann sich die gesamte Ausgabe als PDF-Dokumente anschauen.
Nachtrag:
Hinter den Kulissen: Editor’s Weblog
Reaktionen von Dan Hill, Manuel Sepulveda (bei Newsdesigner.com) und Tom Coates