Fontgate

Die Echtheit von Bush-kritischen Dokumenten hängt an der Typographie.

Die Schrift Times New Roman steht im Mittelpunkt einer scharfen Auseinandersetzung über den Dienst von US-Präsident George W. Bush im texanischen Luftwaffen-Reservekorps. Die CBS-Sendung 60 Minutes hat umstrittene Dokumente in dieser Schrift ins Netz gestellt; das rechte US-Weblog Little Green Footballs hat sehr schnell herausgefunden, dass das Schriftbild nach einer Computer-Textverarbeitung aussieht, obgleich die Dokumente aus den 70er-Jahren stammen sollen. Auf der linken Seite beschäftigt sich Daily Kos nun mit obskuren elektrischen IBM-Schreibmaschinen. (Für mich sehen die Dokumente wie schlechte Fälschungen von jemandem aus, der sich mit den typografischen Gepflogenheiten der Zeit nicht auskennt.)
Nachtrag: Offenbar bleibt nur eine einzige IBM-Setzmaschine als Kandidat übrig, doch selbst da gibt es Bedenken.
Und noch ein Nachtrag: ZDnet schreibt darüber, wie Blogger die Untersuchung vorangetrieben haben.

Leise mahlen ICANNs Mühlen

.tel ist aus dem Domain-Rennen.

Im März ging es hier um die zehn Domainvorschläge, die bei der Netzverwaltung ICANN eingegangen sind. Damals vermutete ich die beiden .tels, .xxx und womöglich auch .cat und .mail als Verlierer der Domainrunde (daneben gibt es noch .asia, .jobs, .mobi .post und .travel). Jeff Pulver, der eine der beiden .tel-Domains beantragt hatte, schreibt nun in seinem Blog, dass ICANN seinen Antrag mit ziemlicher Sicherheit ablehnen werde (via ICANNwatch).

Beim ICANN-Treffen im Juli in Kuala Lumpur hatte die Organisation angekündigt, dass die eigentliche Evaluation bis Ende Juli abgeschlossen sein solle. Nach der Evaluation folgen die Vertragsverhandlungen. Den endgültigen Beschluss trifft offiziell das ICANN-Direktorium, angepeilt ist dafür das Treffen im Dezember in Kapstadt.

Traurige Depesche

Die insolvente ddp hofft auf die Unterstützung ihrer Kunden.

Heute, kurz vor 12 Uhr, berichtete es zuerst dpa, dann AP, dann erst die betroffene Nachrichtenagentur: ddp vermeldete, dass ddp insolvent sei. Diese Aussendung schloss mit einem für Agenturmeldungen ungewöhnlichen Ende:

Die Agentur appelliert an alle Medien, ddp auf diesem Weg zu unterstützen. Trotz der aktuellen finanziellen Schwierigkeiten bleibt es eine medien- und gesellschaftspolitische Notwendigkeit, dass es zwei deutsche Nachrichtenagenturen gibt. Nur so kann in einer Zeit, in der sich Medien immer stärker auf Agenturdienste beziehen, die publizistische Vielfalt und der Wettbewerb gewahrt bleiben.

Der Tagesspiegel hat die verkorkste Geschichte der ddp-Investoren besonders ausführlich beschrieben.

Kalkül und Stückchenschwall

Auch Lehrbücher gibt es mittlerweile per Filesharing.

Nach der Musik- und Filmindustrie kann offenbar bald eine weitere Branche dem Internet die Schuld daran geben, dass es ihr schlecht geht: Komplette Analysis-Lehrbücher sind jetzt als Torrents im Netz aufgetaucht, meldet Assemble Me (via Kottke). (BitTorrents ist ein Filesharing-System, das besonders für große Dateien geeignet sein soll.)

On/offline

Erkenntnisse aus der ARD/ZDF-Onlinestudie 2004.

  • 83 Prozent der deutschen Onlinenutzer ab 14 Jahren wissen, dass es Cookies gibt. 72 Prozent von diesen wissen, dass sie Cookies löschen können. 58 Prozent derjenigen, die Cookies kennen, löschen sie automatisch oder mindestens monatlich selbstständig.
  • 38 Prozent der Onlinenutzer nutzen eine Bildschirmauflösung von 1024×768 Pixeln oder höher. 10 Prozent nutzen 800×600 Pixel oder weniger. 34 Prozent können sich nicht erinnern.
  • 23 Prozent der Onlinenutzer haben bereits Videodateien genutzt, 29 Prozent Audiodateien. Bei der Software dominiert Windows Media Player (Video 15/Audio 18 Prozent) vor Real Player (6/7) und Quicktime (4/4).
  • 30 Prozent der Onlinenutzer sagen, sie nutzen den Fernseher weniger. 26 Prozent lesen weniger Zeitungen oder Zeitschriften. 20 Prozent hören weniger Radio.
  • 46 Prozent der Offliner halten die Bedeutung des Internets für völlig überschätzt. 33 Prozent lehnen das Internet grundsätzlich ab. 32 Prozent halten PCs für gesundheitsschädlich. 24 Prozent halten Informationen im Internet für nicht glaubwürdig.

Ein paar Erkenntnisse aus der ARD/ZDF-Onlinestudie 2004.