WikiScanner

Wer bearbeitet die Wikipedia?

Ein kleines Tool nicht nur fürs Sommerloch: Der WikiScanner ermöglicht einen schnellen Blick darauf, welche Wikipedia-Artikel aus dem Netzwerk welcher Firmen und Organisationen bearbeitet wurden.

Wer allerdings hofft, dass beispielsweise aus dem Netz der Landesregierung NRW heraus an politisch umstrittenen Einträgen gebastelt wird, wird enttäuscht: Tatsächlich wird von dort aus unter anderem an den Einträgen „Germany’s Next Topmodel“, „Rot-Weiss Essen“, „List of railroad-related periodicals“ gearbeitet — allerdings richtet der WikiScanner seinen Röntgenblick auch nur auf die englischsprachige Wikipedia. (Bei der BBC scheint man übrigens auch viel Zeit mit der Wikipedia zu verbringen.)

Erklärtes Ziel von WikiScanner-Bastler Virgil Griffith: „To create minor public relations disasters for companies and organizations I dislike.“

Nachtrag: Kim Plowright, die bloggt und bei der BBC arbeitet, warnt zu Recht ein wenig vor Paranoia: In den meisten Fällen steht in großen Organisationen hinter Wikipedia-Änderungen wohl weniger ein böser Geist aus der PR-Abteilung als ein Praktikant mit zuviel Zeit. „It would be a loss to wikipedia if large organisations prevented their employees contributing to the project, in order to control the random enthusiasms that could backfire on their PR department.“

Noch ein Nachtrag: Virgil Griffith arbeitet bereits an der deutschen Fassung, berichtet Spiegel Online in einem sechsteiligen (!) Artikel über den WikiScanner. Übrigens werden auch aus dem Hause Spiegel heraus Wikipedia-Links zu eigenen Artikeln gesetzt. Das Highlight ist aber diese Änderung am Artikel über Condoleezza Rice.

Letzter Nachtrag:  Unter http://wikiscanner.virgil.gr/de ist nun die Fassung für die deutschsprachige Wikipedia zu finden. Einige auffällige Änderungen hat Spiegel Online schon gefunden, die Wikipedianer sammeln aber auch selbst.

Geschichte, live

Montenegro in der Wikipedia.

Deutschsprachige Wikipedia:

Englischsprachige Wikipedia:

In der englischsprachigen Wikipedia gibt es zudem ein Montenegro-Portal.

Wiki P., Nachtrag

Über den Anlass des Streits.

Fast jeder hat mittlerweile fast alles über den Fall Tron gesagt. Bislang entgangen war zumindest mir die Behauptung, dass der Autor eines schauderlich klingenden Hacker-Verschwörungs-Romans auf dem vollen Namen von Boris F. als Namen für eine fiktionale Figur mit der Begründung beharre, der Name F.s stehe auch in der Wikipedia. Das soll der konkrete Anlass für die (verweigerte) Bitte der Eltern an die Wikipedia gewesen sein, den Nachnamen abzukürzen, sagt CCC-Sprecher Andy Müller-Maguhn laut ORF futurezone.

Die Folgen des Streits sind wahrlich nicht schön: Die Eltern stehen mehr im Rampenlicht als je zuvor, Wikimedia Deutschland darf wikipedia.de vorerst nicht mehr als Weiterleitung zur deutschen Wikipedia verwenden und der Roman bekommt unverdiente Publicity. Aber zumindest dürfen wir alle – die Wikipedianer ausdrücklich eingeschlossen – noch einmal darüber nachdenken, ob es weise ist, solche Konflikte juristisch zu lösen.

Nachtrag: Weiterleitungsverbot aufgehoben.

Wiki P. und die Namen

Wikipedia-Debatte über Anonymität.

Bei Spiegel Online schreibt Holger Dambeck über eine interessante Debatte unter Wikipedianern über die Nennung von Familiennamen in einem Kriminalfall. Es geht konkret um den Fall des Hackers Boris F., der unter dem Pseudonym Tron bekannt wurde. Vor einem halben Jahr habe ich schon einmal gefragt, was im Zeitalter von Google eigentlich noch Folgeberichterstattung ist. Am Beispiel des „Soldatenmords von Lebach“ ging es damals um die Resozialisierung eines Täters, im Fall Tron um die Interessen des Opfers und seiner Hinterbliebenen.

Die Diskussion halte ich für dringend notwendig, wenngleich gerade der Fall Tron sich dafür weniger gut eignet. Zum Teil wird argumentiert, dass der Name doch anderswo ganz genannt wird. Damit sind wir schnell beim niedrigsten Standard. Wikipedia ist, wie einer der Diskussionsteilnehmer anmerkt, längst ein Massenmedium — und hat damit eben Verantwortung, auch jenseits von juristischen Pflichten.