Annan verteidigt WSIS

UN-Generalsekretär beklagt „Fehlinformationen“.

UN-Generalsekretär Kofi Annan

Dass der Streit um Internet Governance tatsächlich ziemlich weit oben angekommen ist, zeigt ein Artikel des UN-Generalsekretärs Kofi Annan in der Washington Post mit dem Titel The U.N. Isn’t a Threat to the Net. Annan beklagt, dass in der Berichterstattung über den Weltgipfel WSIS und die Vorschläge der Arbeitsgruppe WGIG Fehlinformationen herumgeistern. Er erwähnt explizit den Vorschlag eines Forums, in dem nicht nur Regierungen, sondern alle interessierten Akteure zusammenkommen — dieser Plan wird mit einiger Wahrscheinlichkeit umgesetzt.

Der Artikel enthält allerdings wenig Konkretes, sondern beleuchtet noch einmal alle Positionen. Ja, die USA haben ihre historische Sonderrolle bei der Netzverwaltung ehrenhaft erfüllt. Ja, eine Internationalisierung ist wichtig. Ja, Regierungen haben natürlich ein Interesse. Ja, andere Akteure müssen integriert werden. Ja, die Freiheit des Internets muss verteidigt werden. Ja, das Tagesgeschäft müssen die Techniker stemmen.

Der Adressat dieser Botschaft ist daher wohl eher die US-Öffentlichkeit, die angesichts einiger übertriebener Berichte teilweise den Eindruck bekommen haben muss, die Vereinten Nationen stünden kurz vor der Übernahme des Internets.

(Foto © Vereinte Nationen.)

WGIG Report: Understanding it

The Working Group on Internet Governance final report is out.

The Working Group on Internet Governance (WGIG) has released its final report. For very quick readers: The report recommends a permanent forum for dialogue and presents four organizational models for global public policy development and oversight. It’s not exactly light reading, since it introduces no less than five new ghastly acronyms – GIC, IIC, GIPC, WICANN and GIGF – for a topic area which already is overcrowded with acronyms.

WGIG models illustration

To make the report easier to understand, I have created a two-page PDF illustration of the four models. Caveat! This is an inofficial attempt at visualizing the recommendations. The four models are only described very briefly in the report, so it may well be that the graphics do not match the WGIG members’ understanding of the models. (I’ll possibly change parts of the illustration as WGIG members explain the report in public over the next few days. If you find any errors, please let me know.)

Update: One of the WGIG members emphasized to me that the report calls for a forum for dialogue regardless of the four models. I have tried to make this clear by taking the forum out of the illustrations for models 2 and 4 and instead putting it at the top. (Thus: old version 0.1, new version 0.2)

WGIG website
WGIG report (PDF file, Word DOC)
Semi-official background report (Word DOC)
Press release (PDF file)
Reuters (Irwin Arieff): UN panel fails to agree on how to govern Internet
AP (Aoife White): U.N. Panel Presents 4 Internet Options
Heise Online (Monika Ermert): Mehr Regierungseinfluss in der Internet-Verwaltung
ICANN: Transcript of forum discussion on WGIG
U.S. Department of Commerce: Statement of Principles (2005-06-30)
Michael Geist: Working Group on Internet Governance Releases Report

Internet Governance, Folge 6354

Die WGIG legt einige Arbeitspapiere vor.

Was bisher geschah: Nachdem sich die Staaten auf dem Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS) beim Thema Internet Governance nicht einigen konnten, gründeten sie eine Arbeitsgruppe dazu (WGIG). Im Hintergrund sorgen sich die Internetverwaltung ICANN und die Weltfernmeldeunion ITU um ihren künftigen Einfluss.

Folge 6354: Die Arbeitsgruppe hat eine Reihe von Dokumenten vorgelegt. Dabei handelt es sich aber nicht einmal um Arbeitspapiere, sondern um vorläufige Entwürfe zu Arbeitspapieren. Unter anderem geht es in einem der Texte um Internet-(Domain)namen und IP-Adressen, also ICANNs bisherigen Beritt. Die Autoren erläutern zunächst kurz die bisherigen Akteure und Mechanismen und führen dann Schwächen, Stärken, Chancen und Gefahren auf.

Was nun passiert: Wenn dieses Papier tatsächlich die WGIG-Mehrheitsstimmung wiedergeben sollte, wird ICANN weiterhin am Ruder bleiben — vielleicht mit einem leichten Mehr an Regierungseinfluss oder zumindest dessen Anschein, vielleicht mit einer internationaleren Regelung an Stelle der US-Sonderrolle. Aber der ICANN-Prozess wird als multilateral, einigermaßen transparent und ziemlich demokratisch gelobt, während die ITU nicht einmal erwähnt wird. Gebannt warten wir also auf einen möglichen zweiten Entwurf eines Arbeitspapiers der Arbeitsgruppe.

Auf dem Weg zur WGIG

Die Internet-Governance-Arbeitsgruppe wird vorbereitet.

In der zweiten Phase des hier schon öfters erwähnten Weltgipfels zur Informationsgesellschaft WSIS geht es übrigens gerade um die Vorbereitung der Arbeitsgruppe zu Internet Governance. Es gibt erste Stellungnahmen dazu, wie diese Working Group on Internet Governance (WGIG) aussehen sollte. Die Gruppe soll bis zur nächstes WSIS-Runde in Tunis einen Bericht vorlegen. Milton Mueller hat einige der Statements bei ICANNwatch zusammengefasst, Monika Ermert hat der Position Norwegens bei Heise Online eine Meldung gewidmet.