Planet unter Beobachtung

Ein Clip zur Vorratsdatenspeicherung.

Aus den Schätzen der Prelinger Collection zusammengestrickt:

Planet unter Beobachtung

Direktlink: Video bei Sevenload und Internet Archive, Weiterverbreitung selbstverständlich erwünscht!

Das Gesetz, das die Vorratsdatenspeicherung zur Realität in Deutschland machen soll, steht kurz vor der Verabschiedung im Bundestag. An diesem Freitag, dem 21.9., gibt es dazu eine Anhörung im Rechtsausschuss. Wer sich informieren will, findet alles über die Hintergründe bei vorratsdatenspeicherung.de und die neuesten Informationen bei netzpolitik.org. Wer praktisch etwas tun will, kann sich beispielsweise der Sammelklage anschließen. Und am Samstag, dem 22.9., treffen sich hoffentlich viele bis alle, die nicht mit einer schleichenden Erosion der Privatsphäre leben wollen, in Berlin, am Brandenburger Tor und demonstrieren. Bis dahin!

Nachtrag: Mehr bei tagesschau.de zur Anhörung im Rechtsausschuss und zu den Hintergründen. Dazu die Video-Serie Alltag Überwachung.

Filme (Public Domain): The Town and the Telephone, Radiological Defense, Highlights 1965: A Progress Report, On Guard! The Story of SAGE, Summers Collection: San Francisco und We Learn About the Telephone. Bilder (CC-by) von Jeremy Bourque, remon.rijper, Sean Mason und Everydaylifemodern. Musik: XcyrilElfman 01 (CC-by), MityxOne Ticket Two Bills (Licence Art Libre).

Schau, schau

Der konservative Kommissar?

Ach so, mit Der Kommissar wollte Falco also das Elend des Lebens in Ostdeutschland zum Ausdruck bringen?

Jedenfalls ist das die Begründung, mit der die konservative National Review den Titel in ihre Liste der 50 greatest conservative rock songs aufgenommen hat. Gefunden via Dorian Lynskey, der im Guardian-Musik-Blog ziemlich bezweifelt, dass gerade eine Mitte-Rechts-Welle über die Musikwelt schwappt.

Quid pro quo

Die Dialogtour des Wirtschaftsministeriums.

Ja, natürlich ist es eine spannende Frage, ob eine Agentur regionalen Zeitungen im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums für seine Dialogtour zum Thema Mittelstand „Gegenfinanzierungen“ durch Anzeigen angeboten hat, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet (gefunden via ts.de). Ob sie dabei redaktionelle Berichterstattung ganz genau vorschreiben wollte und dafür Anzeigen versprach.

Ebenfalls eine spannende Frage: Wie war das denn mit dem Dialogtour-Termin im Juli in Potsdam? Dort hat der Chefredakteur der FAZ-Tochter Märkische Allgemeine die Veranstaltung moderiert, im Anschluss daran erschien dort ein Artikel mit der Überschrift „Auf seiner ‚Dialogtour‘ darf sich Staatssekretär Walther Otremba vor allem Lob für die Politik der Bundesregierung anhören“. Und gab es eventuell auch Kooperationen bei den anderen absolvierten und geplanten Terminen in Nürnberg, Siegen, Leipzig, Saarbrücken, Würzburg, Schwerin und Wuppertal?

Nachtrag: Flaskamp räumt Fehler ein – und das Ministerium stoppt die PR-Tour. Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, dass das Angebot mindestens fünf anderen Zeitungen unterbreitet wurde, „zwei sind offenbar darauf eingegangen“. Die taz hat bei der Märkischen Allgemeinen nachgefragt: Flaskamp hat auch dort Anzeigen geschaltet, der MAZ-Geschäftsführer Peter Jürgen Asmussen hebt aber hervor, dass dies erst nach der Veranstaltung geschehen sei. Asmussen im O-Ton: „Anzeigen waren in keiner Weise Teil eines Gesamtdeals.“ (Das Argument ist kein ganz großer Befreiungsschlag: Es gab also erst freundliche Berichterstattung und erst danach Anzeigen? Na dann.)

Schwarzweißmalerei

Blair über die Entwicklung der Medien.

Tony Blair in Schwarzweiß Auf seiner langen, langen Abschiedstournee hat Tony Blair eine Rede über die Medien gehalten. Er erwähnt etwa die Bemühungen der Politiker, den Nachrichtentag mit eigenen Themen zu dominieren. Das sei schwieriger geworden:

When I fought the 1997 election – just ten years ago – we took an issue a say. In 2005, we had to have one for the morning, another for the afternoon and by the evening the agenda had already moved on.

Er kritisiert Dramatisierungen:

Life’s usual grey is almost entirely absent. „Some good, some bad“; „some things going right, some going wrong“: these are concepts alien to today’s reporting. It’s a triumph or a disaster. A problem is „a crisis“. A setback is a policy „in tatters“. A criticism, „a savage attack“.

Und die „neuen Medien“ kommen bei ihm nicht eben gut weg:

It used to be thought – and I include myself in this – that help was on the horizon. New forms of communication would provide new outlets to by-pass the increasingly shrill tenor of the traditional media. In fact, the new forms can be even more pernicious, less balanced, more intent on the latest conspiracy theory multiplied by five.

Der Independent, die einzige von Blair direkt kritisierte Zeitung, stellt den Angriff natürlich als Auszeichnung dar. Guardian-Kommentator Martin Kettle sieht in der Rede einen Weckruf, der vermutlich ungehört verhallen wird. Aber die interessanteste Reaktion kommt von Emily Bell, der Onlinechefin des Guardian. Sie nennt in ihrem Kommentar unter anderem ein paar ganz praktische Gründe, warum das Parlament ins mediale Abseits geraten ist — und die ziemlich genau auch auf den Bundestag zutreffen. Und Bell sieht gerade im Netz, wo Berichterstattung und Analyse eher eine Konversation als ein abgeschlossener Vorgang sind, mehr Ausgewogenheit als in den „linearen Medien“:

The people who are, in my limited experience, most hostile to the idea of the democratising effect of the web are journalists and politicians, both sets much keener on central contol and power than they would care to admit.

(Obige Zeichnung nach (CC)-lizensiertem Foto von Jens-Olaf.)