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Für alle, die sich die Panels des Digital Lifestyle Days anschauen wollen: Es gibt Videos davon. Obendrein haben diverse Podcaster und Blogger Interviews geführt, die sicherlich in den nächsten Tagen auftauchen. Die reine (und anstrengende) Dokumentation des Ereignisses können also andere übernehmen. Stattdessen ein paar Gedanken aus der für mich spannendsten Diskussion, „Europe’s catch-up“.
Thomas Middelhoff hat es geschafft, das Grundgemurmel im Saal zum Verstummen zu bringen, als er das Geschäftsmodell der Medienbranche anzweifelte. (Sonst klingt es häufig danach, was für Pläne die Medienbranche als nächstes hat, oder wie sich die Medienbranche dramatisch verändert. Aber eine Medienbranche ohne Geschäftsmodell?) Die Frage sei, so Middelhoff, ob die Unternehmen wirklich bereit seien, ihr Geschäftsmodell zu ändern. Erstes Opfer sei die Musikindustrie gewesen, nun sei die Filmindustrie dran, als potenzielle nächste Opfer nannte er Free-TV und Printmedien. Middelhoff sinngemäß: ‚Die Zeitungsbranche braucht ein neues Geschäftsmodell, das auch noch in fünf bis zehn Jahren funktioniert. Die Verleger bleiben auf die Frage danach eine klare Antwort schuldig. Es ist notwendig, unter Unsicherheit zu handeln, nach dem Prinzip Versuch und Irrtum. Doch der Druck für einen Wandel ist stärker, als die Manager denken.‘ (Daneben gab es noch einmal viel Rechtfertigung für frühere Entscheidungen, die weniger spannend war. Aber das Genannte ist ein deutlicher Warnschuss für die Branche von einem ihrer früheren Top-Manager.)
Hubert Burda hatte einige Vorwürfe gegenüber der Politik — da EU-Kommissarin Viviane Reding anwesend war, richtete sie sich vor allem die frühere Generaldirektion Informationsgesellschaft. Burda sagte, Politik sei immer noch „text-driven, television-minded, broadcasting-minded“. (Daneben kritisierte er die deutschen Unis, was weniger spannend war.) Reding räumte ein, dass Politiker einen Hang zu alten Denkmustern hätten. Loïc le Meur nannte eine Reihe von Beispielen von Märkten, die von US-Firmen dominiert werden, und europäischen Firmen, die von US-Firmen übernommen wurden, und fragte, warum dies nicht als Katastrophe wahrgenommen werde und wie man die nationalen Politiker aufwecken könne.
Ebenfalls für Stille im Saal sorgte Thomas Madsen-Mygdal von 23 mit einem Eingangsstatement, das sich gegen Redings Forderung nach besserem und EU-harmonisiertem Schutz von geistigem Eigentum richtete. Jedes E-Business-Unterfangen von (DLD-Veranstalter) Hubert Burda Media verstoße vermutlich gegen unzählige Patente, so Madsen-Mygdal. Zu spüren bekämen solche Probleme aber nur das kleine Garagen-Startup ohne Anwalt oder der individuelle Internetnutzer. Später forderte er auf, Firmen anzugreifen, die auf das alte Geschäftsmodell „lock-in“ setzten. Wie hätte sich die Blogosphäre entwickelt, fragte er, wenn allein (beispielsweise) Typepad den Markt dominiert hätte und die neuen Features eingeführt hätte, die es für richtig hält?
All dies basiert nur auf kurzen Notizen, zitierfähiges Material dann im Video des Panels. (Ebenfalls sehenswert für Interessierte: Dan Dubno von CBS News führte am Ende von „What matters?“ Filmchen vor. Eine 3D-animierte Sixtinische Kapelle für die Papst-Berichterstattung, ein 3D-animiertes Tatorthaus für eine Kriminaldoku und eine Wahl-Monitorwand, die sich an der Bedienung des Bildschirms bei „Minority Report“ orientierte. In den letzten Minuten des Panel-Videos zu finden.)
Mehr dazu: Europe’s Catchup (Nicole Simon), Day 1 take-aways (Bruno Giussani).