Zehn Jahre

Nach dem 11. September.

Den Nachmittag des 11. September habe ich ziemlich von Anfang an vor CNN und BBC World verbracht. Was ich gemacht habe, bevor das erste Flugzeug ins World Trade Center eingeschlagen ist, weiß ich nicht mehr, es kann nicht besonders wichtig gewesen sein.

Dank des Internets kann ich diese Momente auch zehn Jahre danach abspulen – der zweite Flugzeugeinschlag, wieder und wieder, das kurze Statement von Bush, dann irgendwann die Einblendung „Reports of fire at Pentagon“, dann wird das Weiße Haus evakuiert. Und unzählige Dinge, die sich später als Missverständnis herausstellen: ein Feuer auf der Mall in Washington, ein Feuer im Außenministerium, ein weiteres Flugzeug im Anflug auf Kapitol oder Pentagon.

Ich kann mich sehr genau an den Moment erinnern, an dem mir die Tragweite endgültig dämmerte, und auf YouTube ist er auch noch zu sehen:

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Das war um 15.50 Uhr (9.50 Uhr New York), als CNN meldete, dass der amerikanische Luftraum geschlossen wird. Ich hätte bis eine Minute vorher gesagt, dass das überhaupt nicht möglich ist. Der erste Flugzeugeinschlag ist gerade einmal eine Stunde her, aber es ist klar: Die Regeln dafür, was möglich und was unmöglich ist, ändern sich jetzt sehr schnell.

Im Gedächtnis geblieben sind mir auch die Tage danach; viele Versuche hierzulande, Entsetzen und Mitgefühl in Symbolik auszudrücken. Ein Blumenmeer vor dem US-Konsulat an der Alster, das sich gerade in eine Festung verwandelte; die Schweigeminute am 13. September, bei der die Arbeit für fünf Minuten ruhte und das Radio Barbers Adagio for Strings spielte; Changing the Guard auf Amerikanisch; und dabei schauten die USA in den Tagen danach verständlicherweise wenig bis gar nicht ins Ausland.

Zehn Jahre später ist der 11. September genau so traurig. Dass es eine beträchtliche Zahl von Menschen gibt, die an eine Verschwörung mit Tausenden Mitwissern in Politik, Flugsicherung, Militär, Wissenschaft und Medien glauben, macht es nicht besser.

Wer trotzdem mehr lesen oder sehen will:
– Die New York Times hat ein Special namens The Reckoning zusammengestellt, in dem es um sehr unterschiedliche Folgen des 11. September geht: die Hinterbliebenen, Ground Zero, die Kriege, die Muslime in Amerika
– Beim Guardian erzählen Fotografen in einem Video, wie sie den Tag erlebt haben
– Immer noch sehenswert: BBC Conspiracy Files zu den Verschwörungstheorien rund um den 11. September
– CNN-Berichterstattung auf YouTube: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14

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  • „Zehn Jahre später ist der 11. September genau so traurig. Dass es eine beträchtliche Zahl von Menschen gibt, die an eine Verschwörung mit Tausenden Mitwissern in Politik, Flugsicherung, Militär, Wissenschaft und Medien glauben, macht es nicht besser. “
    Das sind Ihre kruden Schlussfolgerungen. Beschäftigen Sie sich AUSSCHLIEßLICH mit den (natur)wissenschaftlichen Fakten rund um 9/11 (siehe mein Blog 😛 ) und urteilen Sie erneut. Und jetzt kein BBC-Doku-Scheiß. Erklären Sie den quasi freien Fall aller 3 Türme. Erklären Sie den Einsturz von Gebäude 7 – es geht nicht.

    Es müssen nicht „tausende Mitwisser“ sein. Ein paar wenige Drahtzieher reichen, die hierarchisch organisieren und steuern.

  • Ich nehme ja ungern Befehle entgegen, und im Falle des Autors gilt das generelle Problem mit Verschwörungsanhängern: Mit einer Verschwörungstheorie im Kopf lässt sich jedes Gegenargument umdeuten. Wenn es Tonbandaufzeichnungen der Passagiere gibt, sind die eben manipuliert bzw. per Stimmen-Morphing entstanden. Wenn es Videobelege gibt, sind die gefälscht. Wenn es Wissenschaftler gibt, die nicht der eigenen Theorie anhängen, sind die gekauft oder unter Druck gesetzt. Insofern macht das Diskutieren wenig Freude (und wenig Sinn).

    Aber um die Äußerungen nicht so im Raum stehen zu lassen:

    > Erklären Sie den quasi freien Fall aller 3 Türme.

    Hier wird oft der Vergleich angestellt, dass ein Ball im freien Fall fast genau so schnell ist wie die Türme WTC1 + WTC2 zusammenbrachen, die ja aber auf mehr Widerstand stoßen müssten als der Ball, der ja nur den Luftwiderstand hat. Beim Ball muss man aber auch nicht den Impuls der zusammenstürzenden Stockwerke einkalkulieren. (Siehe auch http://www.nist.gov/public_affairs/factsheet/wtc_faqs_082006.cfm) Bei WTC7 dauerte der Zusammenbruch deutlich länger als der freie Fall, weil der Zusammenbruch langsam begonnen hat.

    (Dass die Stahlträger nach innen kollabieren, ist ja sogar auf Videos zu sehen: http://www.youtube.com/watch?v=fMibXJjx_DE Aber die sind dann natürlich auch alle gefälscht, ich weiß.)

    > Erklären Sie den Einsturz von Gebäude 7
    Im Gegensatz zu anderen Hochhausbränden wurde Gebäude 7 nicht mit Löschwasser gekühlt, sondern brannte stundenlang. Stahlträger im Innern verloren ihre Festigkeit (dafür muss der Stahl wohlgemerkt nicht komplett schmelzen) und verschoben sich, so dass innen Stockwerke einstürzten. In einer Kettenreaktion verlagerte sich die Last von einem Stahlträger auf andere, bis das Gebäude nur noch von den äußeren Stahlträgern getragen wurde (zudem war die Fassade durch Trümmer der Twin Towers beschädigt). Im unteren Viertel wurde die Last auf die äußeren Stahlträger so stark, dass auch sie sich verformten und die oberen drei Viertel darüber herunterrissen. (Nein, das habe ich mir nicht selbst ausgedacht, das ist das Ergebnis der NIST-Studie, in der auch erklärt wird, dass man WTC7 nicht hätte sprengen können, ohne dass es ohrenbetäubenden Lärm gegeben hätte. http://www.nist.gov/manuscript-publication-search.cfm?pub_id=861610)

    > Unschlagbares Argument btw:
    In der Sammlung von „Argumenten“ gehört das zu den absurdesten. Als wenn es nicht Tausende Fotos und Videos gäbe, die den Rauch aus den Türmen zeigen — wozu sollte irgendjemand den unbestrittenen Rauch überhaupt manipulieren? Aber zu dem unschlagbaren Argument kann ich natürlich nichts sagen, weil das ein Schnipsel aus einem Verschwörungstheoretiker-Vortrag ist und nicht einmal gesagt wird, woher das Originalvideo stammt. (Robert Stein hält den Anschlag auf das World Trade Center übrigens für eine Verschwörung der Illuminaten und sieht eine Verbindung zum schwarzen Monolithen aus „2001 – Odyssee im Weltraum“. Dem ist nicht zu helfen.)

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