Alan Johnston

100 Tage entführt.

Alan Johnston banner Heute vor 100 Tagen ist der BBC-Journalist Alan Johnston im Gazastreifen entführt worden: Am 12. März, einem Montag, auf dem Weg vom Büro nach Hause, wenige Woche vor dem Ende seiner dreijährigen Zeit in der Stadt Gaza, als einziger Korrespondent aus dem Westen. – Nachtrag: Bilder von Mahnwachen an zahlreichen Orten.

Uff!

Der Grimme-Ingrimm.

Um es vorsichtig auszudrücken: In diesem Jahr in der Nominierungskommission des Grimme Online Award zu sitzen, erfordert etwas mehr Leidensfähigkeit, als ich vorher vermutet hatte.

Das merkwürdige Gefühl, von manchen als Teil einer Verschwörung* angesehen zu werden — denn Peer Schader kennt den Unterschied zwischen scheinbar und anscheinend ja mit Sicherheit –, das Gefühl kenne ich ganz gut aus den Zeiten, als ich noch in Sachen Nutzerbeteiligung bei der Netzverwaltung ICANN aktiv war. Aber auch da galt schon: Menschliche Fehler kommen signifikant häufiger vor als Verschwörungen. Eigentlich andauernd.

Was sehr schade wäre: Wenn sich das Missverständnis durchsetzte, die Nominierten und Prämierten hätten ihre Nominierungen und Prämierungen irgendwie zugeschanzt bekommen, seien also gar nicht preiswürdig. Das ist wirklich Unfug. Es wurden tatsächlich Hunderte und Hunderte von Webseiten begutachtet und bewertet. Es wurde tatsächlich diskutiert, ausgesiebt, leidenschaftlich plädiert und leidenschaftlich verworfen. Also: Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner und die Nominiertenschar. Die haben es verdient.

(Bei der Gelegenheit: Ja, es sieht so aus, als wenn mein Name in einem der prämierten Angebote als Autor auftaucht. Auch das ist keine Verschwörung. In der Nominierungskommission habe ich mich selbstverständlich nicht an der Diskussion beteiligt und bei der Abstimmung enthalten, als es um blog.tagesschau.de und Angebote meines Arbeitgebers NDR ging. Die Nominierungskommission hat blog.tagesschau.de auch gar nicht nominiert. Die Jury hat das Angebot später nachnominiert. Und noch später, nach dieser Nachnominierung, hat es sich ergeben, dass ich dort ein paar Einträge geschrieben habe.)

Geotouristen

Hamburger Geologietouren.

Geo-Touren-Karte Geologie in der Großstadt? Doch und gerade. Es gibt Moore und Bracks, Findlinge, Spuren von eiszeitlichen Seen, ehemalige Erdölfördergebiete und natürlich Unmengen unterschiedlicher Bausteine in Hamburg. Ich hatte keine Ahnung, dass ich in der Nähe des letzten erhaltenen Cholerabrunnens der Stadt wohne, und freue mich sehr über „Geo-Touren in Hamburg“, eine große Karte samt 150-seitigem Heft für 9,90 Euro. In allgemeinverständlicher bis humorvoller Sprache übrigens: „Wenn Sie vor der Staatsoper ein Loch graben, werden Sie auf diese kreidereiche Moräne treffen.“

Die Autoren vom Geologischen Landesamt Hamburg haben aber lobenswerterweise auch ans Netz gedacht: Auf der Website zu den Geo-Touren gibt es nicht nur die GPS-Koordinaten aller Objekte zum Download, sondern auch illustrierte Koordinaten als KML-Datei für Google Earth.

Krimifirmen

Von Toxex bis Global Plasma.

„Unternehmen in deutschen Kriminalserien unter besonderer Berücksichtigung der Firmennamen“ wäre bestimmt ein lohnendes Diplomthema. Tschechows Satz über die Flinte an der Wand, die abgefeuert werden muss, gilt hier in abgewandelter Form: Sobald ein Hauptkommissar Kress, ein Zollamtmann Zaluskowsi oder ein Kriminaloberinspektor Derrick eine Firma namentlich erwähnt, ist sie auch schon gleich tief in einen Mord verwickelt.

Und jeder einigermaßen Krimi-erfahrene Zuschauer hört es am Namen. MARAM AG: börsennotierte Betrüger. Toxex: entsorgt Giftfässer falsch. Global Plasma: vertreibt verseuchte Blutkonserven. Zeit-Work: nutzt Leiharbeiter aus. Bei jedem Messingschild einer Im- und Exportfirma mit Kunstnamen klingeln Zuschauers Alarmglocken. „Was wissen wir über den Laden?“, leitet der Chef dann die Spurensuche ein, und die Zuträger finden die Verbindungen: „Jetzt rate mal, wem die Firma gehört, Stephan!“ Ganz schmutzig wird es, wenn riesige Organigramme auf Flip-Charts gemalt werden.

Pointe nebenbei: Mehrere Firmen auf den Cayman-Inseln und auf der Kanalinsel Guernsey besitzen die Luxemburger Lavena 1 S.A.R.L., die wiederum ist 100-prozentige Besitzerin der Lavena 2 S.A.R.L., die wiederum besitzt die Lavena 1 Holding GmbH. Diese besitzt die Lavena 2 Holding GmbH, welche die Lavena 3 Holding GmbH besitzt, die wiederum Eigentümerin der Lavena 4 Holding GmbH ist. Und über zwei weitere Zwischenstufen gehört ihr dann drei Viertel von ProSiebenSat.1.