Schwarzweißmalerei

Blair über die Entwicklung der Medien.

Tony Blair in Schwarzweiß Auf seiner langen, langen Abschiedstournee hat Tony Blair eine Rede über die Medien gehalten. Er erwähnt etwa die Bemühungen der Politiker, den Nachrichtentag mit eigenen Themen zu dominieren. Das sei schwieriger geworden:

When I fought the 1997 election – just ten years ago – we took an issue a say. In 2005, we had to have one for the morning, another for the afternoon and by the evening the agenda had already moved on.

Er kritisiert Dramatisierungen:

Life’s usual grey is almost entirely absent. „Some good, some bad“; „some things going right, some going wrong“: these are concepts alien to today’s reporting. It’s a triumph or a disaster. A problem is „a crisis“. A setback is a policy „in tatters“. A criticism, „a savage attack“.

Und die „neuen Medien“ kommen bei ihm nicht eben gut weg:

It used to be thought – and I include myself in this – that help was on the horizon. New forms of communication would provide new outlets to by-pass the increasingly shrill tenor of the traditional media. In fact, the new forms can be even more pernicious, less balanced, more intent on the latest conspiracy theory multiplied by five.

Der Independent, die einzige von Blair direkt kritisierte Zeitung, stellt den Angriff natürlich als Auszeichnung dar. Guardian-Kommentator Martin Kettle sieht in der Rede einen Weckruf, der vermutlich ungehört verhallen wird. Aber die interessanteste Reaktion kommt von Emily Bell, der Onlinechefin des Guardian. Sie nennt in ihrem Kommentar unter anderem ein paar ganz praktische Gründe, warum das Parlament ins mediale Abseits geraten ist — und die ziemlich genau auch auf den Bundestag zutreffen. Und Bell sieht gerade im Netz, wo Berichterstattung und Analyse eher eine Konversation als ein abgeschlossener Vorgang sind, mehr Ausgewogenheit als in den „linearen Medien“:

The people who are, in my limited experience, most hostile to the idea of the democratising effect of the web are journalists and politicians, both sets much keener on central contol and power than they would care to admit.

(Obige Zeichnung nach (CC)-lizensiertem Foto von Jens-Olaf.)

Gespeichert

Schwerpunkt Überwachung bei jetzt.de.

Anrufe wie dieser sollen zukünftig gespeichert werden. Man kann dann herausfinden, dass ich dich von München aus in Bremen angerufen habe, dass wir zwanzig Minuten telefoniert haben. Hätte ich dich mobil angerufen, würde auch gespeichert, wo du gerade bist.

Ein ganz vorzüglicher Anfang für ein Interview mit Ralf Bendrath über Vorratsdatenspeicherung im jetzt.de-Schwerpunkt Überwachung.

Dazu passend ein Teil von Heribert Prantls Kommentar Der artgerechte Staat:

Der Staat dreht hier die Beweislast um: Für ihn gilt der Eingriff ins Grundrecht als Normalität, und der Bürger, der sich dagegen verwahrt, als missliebig und verdächtig.

Fünfzigtausend

Alte Guardian-Titelseiten zum Jubiläum.

Der Guardian feiert seine 50.000 Ausgabe mit einem Artikel und vor allem einer Galerie von 50 Titelseiten seit 1821 — und die zeigt, wie sehr sich die Zeitungen äußerlich verändert haben.

„Atomic bombs used on Japan“ steht 1945 in Versalien über einem langen Zweispalter, auf einer Seite voller Text, ohne ein einziges Bild. Während der Suezkrise 1956 finden sich auf der Titelseite so hölzerne Überschriften wie „Mr. S. Lloyd to attend N.A.T.O. Council“ und „Mr. Gaitskell puts Labour’s view“. Erst beim Kennedy-Attentat 1963 sieht die Seite eins so aus, wie man es erwartet: die unterstrichene Schlagzeile größer als der Zeitungskopf. Ähnlich eindrucksvoll ist der Vergleich zwischen der Ausgabe vom 13. Juni 1964 – Nelson Mandela wird zu lebenslanger Haft verurteilt – und der vom 12. Februar 1990 – Nelson Mandela ist frei.

An die Ostsee

Der G8-Gipfel im Netz.

Satellitenbild der Gegend um Heiligendamm Videos, Bilder und Texte versprechen die befreundeten Blogger vom Gipfelblog.de, „highend videos from the summit“ soll es bei G8vlog.net geben. Noch nicht recht überzeugt bin ich von Spree8: Gerade, wenn es um extrem umstrittene Dinge geht, wüsste ich gern, wer mir darüber etwas schreibt – nicht nur, wie die meisten Ziffern seiner Handynummer lauten.

Ab Dienstag bin ich für NDR Online mit Kollegen von tagesschau.de und DW im Gipfelland am Zaun; eigene Eindrücke sammeln und aufschreiben, fotografieren und bloggen.

Nachtrag: Jetzt geht es bei blog.tagesschau.de los mit dem mobilen Bloggen.