Im Kosmodrom

Online-Relaunch bei der Welt.

Da es Thomas Gigold bei Medienrauschen schon ausführlich aufgeschrieben hat, hier nur in Kürze: In den nächsten Tagen kommt der Welt.de-Relaunch (dann unter der Marke „Welt Online“). Unter anderem geplant:

  • Alle Artikel sind ohne Registrierung kommentierbar — Captchas und gegebenfalls nachträgliche Moderation sollen genügen.
  • Inhalte von Wettbewerbern sind unter „2. Meinung“ prominent zu finden.
  • Das Audio-Angebot umfasst unter anderem Reportage-, Wissenschafts-, Satire- und Medien-Podcasts.
  • Das Video-Angebot startet mit eigenen Nachrichten, Kunst (einfallsreich.tv), Hollywood sowie Genuss + Stil.
  • Fünf externe Blogger ergänzen die redaktionseigenen Blogs, darunter Don Dahlmann, Christoph Dowe und Tim Bonnemann.
  • Fast schon Web-2.0-Standard: RSS-Feeds für alle Ressorts, Schlagwort-Wolken, Leser-Favoriten; dazu einzelne Möglichkeiten zur Individualisierung.

Ein großer Schritt für die Menschheit? Beim Blick zurück wird klar, dass Welt.de 1998/1999 online meilenweit vor anderen überregionalen Tageszeitungen wie FAZ und SZ liegt.

Die Welt von 1996 bis 2006

Ein kleines Audio-Angebot gibt es schon Ende 1999 (archiviert), wenige Monate danach startet ein englischsprachiges Berlin-Portal (archiviert). Die Ausgründung einer Welt Online AG scheint damals möglich, doch dann klappt die Euphorie für Internetfirmen geräuschvoll in sich zusammen und der Axel Springer Verlag verliert vorerst sein Zutrauen ins Netz. Das zehnjährige Jubiläum am 17. Mai 2005 erlebt nur ein kleines Team.

Beim Verlag ist der Tatendrang nun wieder da: Springer-Vorstandschef und Ex-Welt-Chefredakteur Mathias Döpfner tönt, Welt Online solle „eine, wenn nicht sogar die führende nachrichten- und serviceorientierte Website Deutschlands werden“. Die Zahl der Onliner ist wieder deutlich gewachsen, ein 400-Quadratmeter-Newsroom eingerichtet und die Devise „online first!“ ausgegeben (mit wechselndem Erfolg).

Belebende Konkurrenz für Platzhirsch und Tortenverteiler Spiegel Online ist wünschenswert, ebenso wie Video-Inhalte, die nicht nur aus dem Hause Reuters stammen. Derzeit stehen bei Welt.de noch 33 Links zu klickkräftigen Bildergalerien auf der Startseite, von „Knut – ein Eisbärenleben beginnt“ bis „Eva Herzigova: Die Karriere der Miss Wonderbra“. Der Idee, an deren Stelle künftig unter anderem Links zur direkten Konkurrenz zu platzieren, wünsche ich so viel Erfolg, dass diese Gelassenheit auf andere Online-Angebote abfärbt.

Nachtrag: Falk Lüke berichtet ausführlich über den Besuch bei der Welt. (Mein Regenschirm ist übrigens undurchleuchtet geblieben.) Und Steffen Büffel verspricht auch noch ein Resümee.