Ninca

Eine ICANN-Insel in Second Life.

Bislang habe ich mir Second Life verkniffen — aus Sorge, es könnte mich zu sehr faszinieren und viel zu viel Zeit vor dem Rechner kosten. Allmählich wird es aber immer schwerer. ICANNblogger Bret Fausett hat gerade ein Experiment gestartet:

A few weeks ago, I purchased an island in Second Life and hired a development team to build a conference facility where remote participants could gather in parallel to ICANN and Internet Governance meetings. The island is named „Ninca“ (an anagram for „ICANN“), and if you’re already a Second Life user, you can teleport there to have a look around by clicking on this slurl. (…) I’ll be both at the [ICANN] meeting in Sao Paulo and in world on Ninca Island, and I’ll try to act as a bridge between the two worlds.

Gerade stelle ich mir vor, wie Bret auf der realweltlichen Konferenz (2.-8.12.) die Belange von Massen-Mehrspieler-Online-Gemeinschaften vorbringt. Als jemand, der diverse ICANN-Konferenzen online (mit wackeligem Livestream und Transkripten via IRC) und real besucht hat, bin ich schwer begeistert. (Bestimmt gibt es irgendwo auf der Insel Ninca auch Hinterzimmer für die Lobbyisten, Regierungsvertreter und Direktoren.)

Nachtrag: In einem kurzen Video zeige ich die bislang menschenleere Insel. Noch verpasst man nicht viel.

Mehr zum Thema:
tagesschau.de: Virtuelles Wirtschaftswunder
Wired.com: Wired Travel Guide Second Life
Blogrolle.net: Start Second Life

Am Abend vorgelesen

Wir nennen es Arbeit, Hamburg.

Heute, wenn die Postfiliale aufmacht, kann ich die blaue Pappe aus dem Briefkasten endlich gegen ein Exemplar von Wir nennen es Arbeit tauschen, gestern waren Holm Friebe und Sascha Lobo aber schon in Hamburg zu einer Lesung. Anfangs war ein Teil des Publikums der Ansicht, dass wirklich alles, was die beiden Autoren sagen, komisch gemeint sein müsse und würdigten das entsprechend — im Zuge des Theorieteils (Balzac! Bourdieu! Brecht!) legte sich das.

Subliminaler Kaufbefehl Worum es in dem Buch geht, können die Autoren per Rückgriff auf Jens Bisky oder per Bewegtbild selbst erklären. Die Nachfragen drehten sich unter anderem darum, ob das denn nicht unpolitisch sei oder nur ums Geld ginge (Friebe/Lobo: nein). Viel spannender: Was das denn nun bedeute für den Staat und welche Forderungen die digitale Bohème an die Politik stellen soll. Unglaublich wohltuend, dass die Autoren ihre gute Idee nicht zu Tode extrapolieren, sondern im Gegenteil die Begrenztheit dieses Ansatzes feststellen und profan-politisch über Lösungen wie das Bürgergeld reden. Ohne dabei die Euphorie aufzugeben: Da hat sich etwas qualitativ verändert im Netz, ob die Worthülse Web 2.0 verwendet wird oder nicht. Also, wie andernorts gefordert: Kaufen, verschenken, ausmalen, über eigene Lebensvorstellungen nachdenken. Und ich fahre derweil zur Post und hole das Buch ab.

Kein Monster-Blitz

Keine Meldung und ihre Geschichte.

Wenn der Satellit MetOp startet, gibt es am späten Abend über Mecklenburg-Vorpommern einen Monster-Blitz, drei Sekunden lang. Wegen der Entfaltung der Radarantenne. Behauptet zumindest der Landesdienst einer nicht unbekannten deutschen Nachrichtenagentur. Ich wollte das sehr gern vermelden, aber die Kollegen waren irgendwie skeptisch, dass als Quelle ein Amateur-Astronom angegeben war, der sich auf seiner Homepage als erfahrener UFO-Forscher bezeichnet. Der MetOp-Start wurde zum sechsten Mal verschoben, und die Agentur vermeldete erneut einen bevorstehenden Monster-Blitz, am Donnerstagabend.

Es wäre bestimmt ein schöner Artikel geworden, ohne die Nachfrage bei der ESA. Die Antwort eines der MetOp-Flugdirektoren: Keine Antennen zu sehen, zumal die frühestens am Freitag entfaltet werden. Unter Umständen gibt es eine Chance auf Reflektionen beim Ausfahren der Solarpaneele, die zudem wesentlich größer sind als die Antennen. Wer also am Donnerstag zwischen 20.14 und 20.19 Uhr ein schwaches Leuchten sieht, möge bitte an den kleinen Satelliten MetOp denken, der es beim siebten Versuch in den Himmel geschafft hat. Und an den ausbleibenden Monster-Blitz.

Charmant und unaufdringlich

Aus einer Stellenanzeige.

Aus einer Stellenanzeige eines Münchner Dienstleisters, der nach eigenen Angaben das Redaktionsteam „eines der größten Internet-Portale Deutschlands“ stellt und EditorInnen für die Channel Auto, Money und Video-News und -beiträge sucht:

Klickträchtige sowie prägnante Überschriften sind Ihre Stärke, und Sie schrecken auch nicht davor zurück, hauseigene Produkte charmant und unaufdringlich an den User zu bringen.