Quotenpropheten

FAZ berichtet über noch ungemessene TV-Duell-Quote.

Merkel und Schröder streiten über die beste Politik - Fernsehsender zufrieden mit hoher Einschaltquote

Üblicherweise lässt sich die FAZ auf keine Spielchen ein, was Ereignisse nach Redaktionsschluss angeht. Diesmal landete „Fernsehsender zufrieden mit hoher Einschaltquote“ in der Unterzeile des Artikels über das TV-Duell. Als das Titelseiten-PDF um 21.05 Uhr entstand, erforderte diese Aussage allerdings hellseherische Qualitäten: Die Quote der Sendung, die kurz nach 22.00 Uhr endete, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal zu Ende gemessen, geschweige denn bekannt.

Nachtrag: Am Folgetag steht’s fest — 20,97 Millionen Zuschauer, 59,7 Prozent Marktanteil. Davon entfällt fast die Hälfte der Zuschauer auf Das Erste, etwas mehr als ein Viertel auf das ZDF.

DW: TV-Duell und Wahl-Podcast

Angebote der Deutschen Welle zur Wahl

DW-World, das Internetangebot der Deutschen Welle, schaut anlässlich des heutigen Fernsehduells ins Ausland: Wie sieht so etwas eigentlich in den USA, in China, in Lateinamerika, Russland und der arabischen Welt aus? Zudem bietet DW-World Berichte, Interviews und Kommentare zur Bundestagswahl in einem Podcast an, also als Audio-Abonnement.

Wer das Duell am Abend im Internet verfolgen will, kann das per Livestream bei wahl.tagesschau.de oder wahl.zdf.de tun. Lautgeben lädt derweil ein zum kommunikativen Bloggen des Duells.

Nachgerechnet

Die FAS zum Kirchhof-Modell.

Vergangene Woche zeigte der Spiegel, wie man es nicht macht: „Die Berechnungen wurden von Kirchhofs Institut für Finanz- und Steuerrecht vorgelegt. (…) Der SPIEGEL-Redaktion ist der Übermittlungsfehler des Kirchhof-Instituts bei der Endkontrolle leider nicht aufgefallen.“

Diesen Sonntag zeigt die FAS, wie man es besser macht. Die Zeitung beauftragte Datev und DIW damit, das Kirchhof-Modell zu überprüfen. Ergebnis: „Die Reichen profitieren am meisten“, so die FAS. „Die Zeche zahlt, wer durchschnittlich verdient und viel absetzt – und der Staat“.

Wut nach Katrina

Nach dem Hurrikan an der Golfküste.

Abgesehen von der absurden Debatte um die Trittin-Äußerungen ist in den deutschen Weblogs relativ wenig zum Hurrikan Katrina zu lesen — vermutlich aus Fassungslosigkeit. Und zumindest bei mir wächst und wächst diese Fassungslosigkeit. In einem Radio-Interview dreht New Orleans‘ Bürgermeister Ray Nagin am Donnerstagabend nahezu durch, am Ende bricht der Lokalradio-Interviewer in Tränen aus (MP3, Transkript). Anderswo zeigt ein Video, wie den beiden Reportern Shepard Smith und Geraldo Rivera des US-Senders Fox News — nun wirklich alles andere als ein Oppositionskanal — der Kragen über die Lage in der Stadt platzt. Auch vom Moderator im Studio lassen sie sich nicht beruhigen.

Vor übertriebener Kritik warnte dagegen ausgerechnet Jan Egeland, der bei den Vereinten Nationen die Koordination von Katastrophenhilfe leitet. Egeland hatte sich beim Südasien-Tsunami unbeliebt gemacht, als er den Westen als knauserig bezeichnete und dies vor allem als Seitenhieb auf die USA verstanden wurde. Egeland sagte CNN jetzt, der fünfte und sechste Tag sei bei solchen Katastrophen stets kritisch — bald werde es besser. Hoffentlich hat er Recht.