Einmal wie immer
Der Second-Life-Backlash.
Mario Sixtus bringt auf den Punkt, warum sich Medien- und Marketingmenschen so voller Hingabe auf Second Life stürzen: „Endlich kann man auch im Internet so weitermachen, wie in der guten alten Zeit vor dem Internet. (…) Zu guter Letzt ist [bei Second Life] das Leben im Netz auch für jene zu begreifen, die das Netz selbst nie begriffen haben.“ Sehr lesenswert.
Dazu kommt, dass etwa ein TV-Beitrag über Social Bookmarking ordentlich Fantasie bei der Bebilderung erfordert und der Reiz von Wikis, last.fm oder RSS-Feeds sich nicht recht aus einem Screenshot erschließt. Ein Mensch sitzt an einer Tastatur und tippt: So sieht Bloggen von außen aus, so sieht Chatten von außen aus, so sieht das Bearbeiten einer Steuererklärung von außen aus. Ein fliegender Avatar ziert dagegen jedes Bewegtbild, und die beliebte Erlebnisreportage „Mein erster Tag in Second Life“ setzt keinerlei Vorwissen voraus, von der richtigen Schreibweise des Wortes life abgesehen.
Torsten Kleinz erinnert zu Recht daran, dass Second Life minus Second-Life-Medienhype immer noch spannend sein kann, als Massive Multiplayer Online Role-Playing Game mit extrem viel Freiheit, komplexer Technik und interessanter sozialer Dynamik zwischen Bewohnern und Schöpfern des Spiels. Wenn es genügend Einwohner gibt, die das wie Torsten sehen, hat Second Life die Chance, den Ein- und anschließenden Ausmarsch der Marketingtruppen zu überleben. Aber die Zeit, die diese Beobachtung kostet, investiere ich lieber in den Teil des Internets, der über weniger häufig abstürzende Software wie Webbrowser zugänglich ist.