Ab ins Web
Seattle verliert eine Tageszeitung.
Kurz nach Denver gehört nun auch Seattle zu den amerikanischen Städten mit nur noch einer bedeutenden Tageszeitung: Am Dienstag erscheint der Seattle Post-Intelligencer zum letzten Mal. Auch dort gab es eine Kooperationsvereinbarung mit dem örtlichen Konkurrenten, der Seattle Times. Auch dort wurde vergeblich nach einem Käufer für das Blatt gesucht. Der 146 Jahre alte P-I ist die älteste Zeitung des Bundesstaats Washington. Überleben soll nur das derzeit gruselig ausschauende Onlineangebot: Von der 150-köpfigen Zeitungsredaktion bleiben 20 Allrounder für seattlepi.com. Der P-I-Eigentümer ist die Hearst Corporation, der ein weiteres gefährdetes Blatt gehört: der San Francisco Chronicle, die einzige ernstzunehmende Tageszeitung der Stadt.
In der P-I-Redaktion kursierte eine Zitatensammlung, in der sich Fatalismus und schwarzer Humor mischen. Ein Zitat, das von Charles Bukowski stammen soll: „Before you kill something make sure you have something better to replace it with.“ Dass dies so nicht passieren wird, ist im gerade erwähnten Clay-Shirky-Essay zu lesen.
Am Wochenende geht das amerikanische Zeitungssterben übrigens weiter, diesmal in Arizona: Der kleine Tucson Citizen erscheint am 21. März letztmalig, dort überlebt der weitaus größere Arizona Daily Star.