Konsolidierung

BBC iPlayer für die Wii.

iPlayer und Wii Remote

Janko Röttgers hat vor ein paar Monaten bei NewTeeVee fünf Vorschläge gemacht, wie Joost zu retten sei. (Joost, dieses ehemalige Onlinevideo-Wunderding, dem die guten Inhalte fehlen.) Sein Vorschlag Nummer fünf: „Get Joost on the Wii.“

Und was passiert? On-Demand-Videos über die Nintendo-Konsole bietet ab sofort — die BBC.

Spielstart

On-Demand-Plattform der BBC in Beta-Phase.

Nach langem Warten ist es heute soweit: Der BBC iPlayer geht in den Beta-Betrieb, im Herbst soll dann der offizielle Start sein. Die Software ermöglicht es Nutzern in Großbritannien, bestimmte BBC-TV-Sendungen sieben Tage nach Ausstrahlung kostenlos herunterzuladen. Einige Serien sind auch später noch komplett im Angebot. Nutzer müssen ihre heruntergeladenen Inhalte binnen 30 Tagen erstmals ansehen, der Inhalt verschwindet 7 Tage nach dem ersten Ansehen. Um den Inhalt zu transportieren, schließt der iPlayer die Nutzer zu Peer-to-Peer-Netzen zusammen — nutzt also ähnliche Technik wie eDonkey, BitTorrent & Co.

BBC iPlayer

Ein großer Nachteil: Der iPlayer funktioniert ausschließlich mit Windows Media Player 10 auf Windows XP, auch wenn Versionen für Windows Vista und Mac OS X in Arbeit sind. Das BBC-Aufsichtsgremium, der BBC Trust, hat auf Plattform-Neutralität gedrängt und will alle sechs Monate nachhaken.

Warum der Inhalt wieder verschwindet? Die BBC argumentiert, dass sie einen Mittelweg finden muss zwischen freiem Zugang für britische Gebührenzahler und kommerzieller Zweitverwertung, deren Einnahmen ins Programm zurückfließen. Das betrifft aber natürlich nur die Produktionen, bei denen die BBC überhaupt alle Rechte hat — und das ist nur ein kleiner Teil der Programme. Das Hauptargument der BBC für digitale Rechtebeschränkungen ist, dass die BBC größtenteils gar nicht selbst über das Recht verfügt, die Programme unbegrenzt anzubieten.

Mehr dazu:
BBC iPlayer
BBC online video service launches (BBC News)
BBC-Trust-Entscheidung
BBC-Forum zum iPlayer

Paralysiert

Warum der BBC iPlayer nicht vorankommt.

Von der geplanten BBC-On-Demand-Plattform iPlayer war ja bei Wortfeld schon öfters die Rede. Sie ist, nach vier Jahren, immer noch die geplante Plattform. Bobbie Johnson hat für den Guardian versucht herauszufinden, warum die BBC unter anderem damit nicht vorankommt. Ein Auszug aus dem Artikel:

After years of being technologically ahead of its rivals in both the public and private sector, people at the heart of the corporation say that it is paralysed by fear, and innovation has been crippled by a power struggle between different factions.

(Da MediaGuardian eine Registrierung erfordert, geht der Link jetzt direkt auf das Weblog des Autors.) Um den Hintergrund zu verstehen: Tessa Jowell, über die Ex-BBC-Generaldirektor Greg Dyke so sehr schimpft, ist seit 2001 die britische Ministerin für Medien. Michael Grade leitete von 2004 bis 2006 das BBC-Aufsichtsgremium. Ofcom ist der britische Kommunikations-Regulierer, der sich um vieles kümmert, aber nicht die BBC-Aufsicht. Dafür war von 1927 bis 2006 das Board of Governors zuständig, seit 2007 ist es der BBC Trust.

Auf Verlangen

BBC Trust genehmigt Download-Plattform.

Auf ihrem (nicht gerade schnellen) Weg durch die Instanzen hat es die von der BBC geplante Download-Plattform iPlayer ein Stückchen weiter geschafft: Das BBC-Aufsichtsgremium hat am Montag die Pläne jetzt endgültig genehmigt, wie das schon nach der vorläufigen Entscheidung zu erwarten war. Am Dienstag hat der kommerzielle Sender ITV seine Pläne vorgestellen, für rund 30 Millionen Euro aus ITV.com zu einer Download-Plattform umzugestalten.

BBC, ITV und Channel 4 planen (oder haben) daneben auch Livestreams ihrer Programme, die aber wie die On-Demand-Plattform allein britischen Nutzern vorbehalten sind, da die Sender die Ausstrahlungsrechte ja auch nur für Großbritannien erworben haben.

Die Pläne für den BBC iPlayer
Archiv-Inhalte: BBC-TV-Sendungen 7 Tage nach Ausstrahlung zugänglich; einige Serien sind auch später noch komplett im Angebot.
Nutzungsbeschränkung: Der Nutzer muss heruntergeladene Inhalte binnen 30 Tagen erstmals ansehen, der Inhalt verschwindet 7 Tage nach dem ersten Ansehen.
Kosten für den Nutzer: Keine (für Nutzer in Großbritannien).
Werbung: Keine (für Nutzer in Großbritannien).
Plattform: Windows Media Player 10 auf Windows XP.
Die BBC wollte eigentlich, dass die Inhalte erst 13 Wochen nach Download verschwinden, aber das Aufsichtsgremium hat auf Druck der privaten Konkurrenz den Zeitraum auf 30 Tage beschränkt. Die kommerzielle BBC-Tochter BBC Worldwide plant einen kostenpflichtigen iPlayer für internationale Nutzer, aber dafür gibt es noch nicht einmal Anträge.

Die Pläne für ITV.com
Archiv-Inhalte: ITV-Sendungen 30 Tage nach Ausstrahlung und weitere ausgewählte Inhalte.
Kosten für den Nutzer: Noch nicht bekanntgegeben.
Nutzungsbeschränkung: Noch nicht bekanntgegeben.
Werbung: Banner- und Videowerbung (Vorab-Film, klickbare Werbung, Sponsoring).
Plattform: Noch nicht bekanntgegeben.
ITV setzt auf Bonusmaterial, Nutzerbeteiligung (ITV News Uploaded) und nur fürs Web erstellte Inhalte.

4oD von Channel 4
Archiv-Inhalte: Channel-4-Sendungen 28 Tage nach Ausstrahlung und weitere ausgewählte Inhalte.
Kosten für den Nutzer: Spielfilme 1,99 £; Serien, Shows, Dokumentationen binnen 7 Tagen offenbar kostenlos, danach 0,99 £ (oder 1,99 £ zum beliebig häufigen Anschauen).
Nutzungsbeschränkung: Der Nutzer muss heruntergeladene Inhalte binnen 28 Tagen erstmals ansehen, der Inhalt verschwindet 48 Stunden nach dem ersten Ansehen.
Werbung: Bislang offenbar werbefrei.
Plattform: Windows Media Player 10 auf Windows XP.
Channel 4 ist der einzige britische Sender, dessen On-Demand-Plattform im Netz bereits gestartet ist. Dort sind unter anderem US-Serien wie Desperate Housewives im Angebot.

Nachholbedarf

BBC iPlayer kommt langsam voran.

Das BBC-Aufsichtsgremium namens BBC Trust (ehemals Board of Governors) hat jetzt eine vorläufige Bewertung der geplanten Download-Plattform iPlayer (ehemals iMP) abgeliefert. Die BBC will mit dem iPlayer Nutzern unter anderem ermöglichen, Inhalte nach ihrer Fernseh-Ausstrahlung im Internet zu schauen. Das Ergebnis ist weitgehend positiv für die BBC, insgesamt erwartet der Trust „significant public value“ vom iPlayer.

Ein paar Abstriche sieht der vorläufige Bericht allerdings vor. Der Trust will beispielsweise den Zeitraum zum Nachholen einschränken. Die BBC wollte Inhalte bis 13 Wochen nach der Sendung anbieten, der Trust schlägt stattdessen 30 Tage vor. Auch das Sammeln von TV-Serienfolgen, solange die Serie läuft, soll nicht ohne Weiteres möglich sein. Der Trust unterscheidet streng zwischen verschiedenen Formaten. Bleak House (abgeschlossen) oder Doctor Who (abgeschlossene Staffeln) sollen die Nutzer komplett bekommen können, EastEnders (fast-tägliche Soap) dagegen nicht.

Die BBC will die Nachhol-TV-Inhalte mittels DRM schützen: „digitaler Rechteminderung“, wie die FAS das vor kurzem so schön griffig bezeichnet hat. Nach sieben Tagen muss der Nutzer die Sendung geschaut haben, sonst löst sie sich in digitale Luft auf. Zu Recht kritisiert der Trust dabei die Pläne, ausschließlich auf Windows Media Player 10 für Windows XP zu setzen: Auch Apple- und Linux-Nutzer sollen in den Genuß des iPlayers kommen. Auch bei den Audio-Inhalten, die ohne DRM ins Netz kommen sollten, macht der Trust Einschränkungen: Komplette Lesungen und vollständige Aufführungen klassischer Musik sieht der Trust als Gefahr für den Markt der Hörbücher und Klassik-CDs.

Kleiner Exkurs: Der Genehmigungsprozess für solche neuen Projekte ist bei den Briten komplex.

  • Das BBC-Management legt den Vorschlag dem BBC Trust vor.
  • Ein Gremium des BBC Trust überprüft den Vorschlag auf seinen Wert für die Öffentlichkeit (Public Value Assessment).
  • Gleichzeitig prüft die Regulierungsbehörde Ofcom mögliche Auswirkungen auf den Markt (Market Impact Assessment).
  • Der BBC Trust prüft beide Berichte und fällt eine vorläufige Entscheidung (Public Value Test). Nach einem 28-tägigen Konsultationsprozess entscheidet der BBC Trust endgültig. Für den iPlayer ist dabei der 2. Mai anvisiert.