Valgdagen

Wahltag in Norwegen.

Die norwegische Medienaufsicht (Medietilsynet) überwacht am heutigen Wahltag, dass vor 21 Uhr keine Umfragedaten veröffentlicht werden — bis zu 230.000 Euro Strafe drohen Sendern, Zeitungen und Onlineanbietern. Laut NRK gilt das Verbot, Umfragen am Wahltag zu veröffentlichen, zwar auch für Privatpersonen. Die hohen Strafgelder drohen aber nur Unternehmen — mal sehen, ob die Daten nicht doch auf Twitter auftauchen.

(Nachtrag: Beim Herumstöbern habe ich nichts gefunden; falls es vorab veröffentlichte Exit Polls gab, haben die sich offenbar nicht weiter verbreitet.)

Wahl-o-mat, Faktencheck und Programmvergleich gibt es natürlich auch in Norwegen. Bei sieben Parteien im Parlament bietet sich aber auch ein Koalitionssimulator an, mit dem Nutzer eine Regierung per Drag & Drop zusammenstellen können. Deutlich interessanter wäre der allerdings, würde man auch etwas zu Wahrscheinlichkeiten und Hindernissen erfahren.

Einmalig ist vermutlich die Verknüpfung der in Norwegen öffentlichen Steuerlisten mit den Wahlkreis-Kandidaturen: Dagbladet bietet so eine Kandidaten-Datenbank mit Angaben zu Einkommen und Vermögen der Politiker. Und eine norwegische TV-Debatte zum Thema Kriminalitätsbekämpfung war offenbar spannender als das deutsche Fernsehduell: NRK hatte die Politiker dazu in ein Hochsicherheitsgefängnis eingeladen. Das Publikum bestand aus Insassen und Wärtern, einer der Häftlinge diskutierte auf dem Podium mit.

Verflechtungen

11.000 Politiker in NRK-Datenbank.

Maktbasen bedeutet im Norwegischen Machtbasis — oder Macht-Datenbank.

Maktbasen ist ein Projekt des norwegischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks NRK, das für mehr Transparenz in der Politik sorgen soll. Es enthält Daten zu mehr als 11.100 Politikern — Abgeordnete im Landesparlament Storting, im Provinzparlament Fylkesting, Mitglieder von Stadt- und Gemeinderäten. Für jeden zeichnet Maktbasen ein Netzwerk: Zu welchen Organisationen und Firmen gehört der Politiker, wer sitzt mit ihm in Vorständen?

Maktbasen-Netzwerk

Nutzer haben jede Menge Suchmöglichkeiten: Was machen die Politiker aus meiner Gemeinde? Welche Nebeninteressen haben die Politiker im Verteidigungsausschuss? Welche Politiker stehen in Verbindung mit Stromversorgern?

Die Daten stammen vom Kommunal- und Regionalministerium (Lokalpolitiker und Parteizugehörigkeit), vom Storting (Biografien der Abgeordneten, Stimmverhalten), einer privaten Wirtschaftsdatenbank (Verknüpfung von Personen mit Unternehmen und Stiftungen) und einem staatlichem Unternehmensregister (Branchenzuordnung). (Gefunden via NRK beta.)

Norwegische Medien haben übrigens besondere Erfahrung mit Datenbanken: Ob NRK, Dagens Næringsliv, Aftenposten oder VG — alle veröffentlichen im Netz jährlich das steuerpflichtige Einkommen, das steuerpflichtige Vermögen und die Steuerhöhe aller Bürger. Skandinavische Transparenz, die in diesem Jahr etwas zu weit ging: An elf Redaktion lieferten die Behörden CDs mit den Steuerlisten, die versehentlich auch vier Millionen vertrauliche Personennummern enthielten. Immerhin waren die CDs verschlüsselt.

Konvergenzprobleme

Über Stammeskulturen in den Medien.

Nils Heldal, Ex-Radiochef beim norwegischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk NRK, berät jetzt Adressa dabei, von einer Trondheimer Zeitung zu einem Medienkonzern mit Print, Radio, TV und Netz zu werden. Im Radiointerview spricht er über die verschiedenen Stammeskulturen:

Du hast zum Beispiel die Zeitungsjournalisten, die von den anderen, die mit Netz, Radio oder Fernsehen zu tun haben, als Dinosaurier angesehen werden, die eigentlich bald aussterben. Die anderen sehen auf die Netzjournalisten als Journalisten zweiter Klasse, die die Medienethik-Richtlinie nicht beherrschen. Radiojournalisten sind hässliche Menschen, die eigentlich ins Fernsehen wollen (Dich ausgenommen natürlich) — während Fernsehleute überzahlte Schauspieler und eigentlich gar keine Journalisten sind.

Außerdem sagt er, dass von der Arbeitsweise her nicht Radio und Fernsehen, sondern Radio und Netz sowie Fernsehen und Zeitung zusammengehören. Lauter spannende Dinge, alle im NRK-Medienmagazin Kurer mit Line Gevelt Andersen, meinem derzeitigen Lieblings-Podcast — der aber leider norwegischen Sprachkenntnisse voraussetzt.

Rot-Rot-Grün unter Stoltenberg

Machtwechsel in Norwegen.

Bei den Parlamentswahlen in Norwegen hat die Opposition gewonnen. Die sozialdemokratische Arbeiterpartei unter Jens Stoltenberg, die Sozialistische Linkspartei und die ehemalige Bauernpartei Zentrum können eine rot-grüne Koalition bilden und die Christliche Volkspartei, die Konservativen und die Liberalen ablösen.

Prime Minister Kjell Magne Bondevik, asked how his government could fall to a majority alternative after Norway had been named the best country in the world to live in by the United Nations‘ human development index for the fifth consecutive year, said this was an excellent question which he could not answer. (Aftenposten)

Felix Norvegia.

Shades of confusion

Why Google just recently got google.no.

Nonsense from the Google Blog:

You’ve probably wondered why there’s never been a Google domain in Norway. As it turns out, our name means „sunglasses“ in Norwegian, and, well, even the non-lawyers can see where this sort of problem leads.

Google does not mean „sunglasses“ in Norwegian — try „solbriller“. Aftenposten has the real story: The Norwegian company SMSfun registered the domain in 2001 when the Norwegian domain registry dropped the tight registration rules. In May 2002, the site carried a short message: „We will soon open the doors to our exciting shop with the most googly sunglasses on the market“. Later that year, google.no turned into a semi-protest, semi-shopping site where you could buy sunglasses with the domain name printed on it. It contained a link to shopstop.no which at that time contained a lengthy explanation by the SMSfun director. Part of it read: „I associated the name [google.no] with the English word for sunglasses, even if after having looked at the english word list I quickly found that it wasn’t quite right.“ Very credible to confuse goggles and Google considering that the search engine already had passed 100 million queries a day at that time. SMSfun won the first court case, but lost the appeal and had to turn over the domain name to Google, Inc.