Konsolidierung

BBC iPlayer für die Wii.

iPlayer und Wii Remote

Janko Röttgers hat vor ein paar Monaten bei NewTeeVee fünf Vorschläge gemacht, wie Joost zu retten sei. (Joost, dieses ehemalige Onlinevideo-Wunderding, dem die guten Inhalte fehlen.) Sein Vorschlag Nummer fünf: „Get Joost on the Wii.“

Und was passiert? On-Demand-Videos über die Nintendo-Konsole bietet ab sofort — die BBC.

Drmonstranten

Anti-DRM-Proteste bei der BBC.

Anti-DRM-Demonstration vor der BBC Vor der BBC-TV-Zentrale in London haben heute Aktivisten der Kampagne Defective by Design demonstriert: Der Protest richtet sich dagegen, dass die Download-Plattform iPlayer digitale Rechteverwaltung (DRM) verwendet und Windows Media Player 10 auf Windows XP voraussetzt. Das harsche Defective-by-Design-Statement nimmt allerdings bisweilen etwas naive Züge an: Als hätte sich die BBC tatsächlich für DRM entschieden „just because Murdoch and Gates say they must“. (Gefunden via Robin Hamman.)

Von anderer Seite bekommt der BBC iPlayer ebenfalls Gegenwind: Einem Independent-Bericht zufolge drohen einige Serviceprovider damit, dem iPlayer gezielt Bandbreite zu entziehen — wenn die BBC sich nicht an den Leitungskosten beteiligt, die die Kunden der Provider wegen der BBC-Videos verursachen. Unsinn, in der Tat.

Der lange Weg des iPlayer durch die Instanzen wurde hier schon mehrfach beschrieben. Einer der entscheidenden Schritte war dabei der Public Value Test, ein Verfahren, mit dem das Aufsichtsgremium BBC Trust den individuellen und gesellschaftlichen Wert einer Neuerung und die Auswirkungen auf den Markt abwägt. Wer sich für die Grundlagen dieses Public-Value-Begriffes interessiert, dem sei ein ausführlicher Aufsatz in einer Fachzeitschrift empfohlen: Richard Collins, The BBC and „public value“, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Heft 2, 55. Jg. (2007), S. 164-184. Leider nicht im Volltext, sondern nur als Abstract online.

Derzeit überprüft der BBC Trust übrigens das Online-Angebot, also bbc.co.uk. Wer sich zu Wort melden möchte, kann das bis zum 31. Oktober tun.

(Foto: Matthew Cashmore, unter Creative-Commons-Lizenz.)

Spielstart

On-Demand-Plattform der BBC in Beta-Phase.

Nach langem Warten ist es heute soweit: Der BBC iPlayer geht in den Beta-Betrieb, im Herbst soll dann der offizielle Start sein. Die Software ermöglicht es Nutzern in Großbritannien, bestimmte BBC-TV-Sendungen sieben Tage nach Ausstrahlung kostenlos herunterzuladen. Einige Serien sind auch später noch komplett im Angebot. Nutzer müssen ihre heruntergeladenen Inhalte binnen 30 Tagen erstmals ansehen, der Inhalt verschwindet 7 Tage nach dem ersten Ansehen. Um den Inhalt zu transportieren, schließt der iPlayer die Nutzer zu Peer-to-Peer-Netzen zusammen — nutzt also ähnliche Technik wie eDonkey, BitTorrent & Co.

BBC iPlayer

Ein großer Nachteil: Der iPlayer funktioniert ausschließlich mit Windows Media Player 10 auf Windows XP, auch wenn Versionen für Windows Vista und Mac OS X in Arbeit sind. Das BBC-Aufsichtsgremium, der BBC Trust, hat auf Plattform-Neutralität gedrängt und will alle sechs Monate nachhaken.

Warum der Inhalt wieder verschwindet? Die BBC argumentiert, dass sie einen Mittelweg finden muss zwischen freiem Zugang für britische Gebührenzahler und kommerzieller Zweitverwertung, deren Einnahmen ins Programm zurückfließen. Das betrifft aber natürlich nur die Produktionen, bei denen die BBC überhaupt alle Rechte hat — und das ist nur ein kleiner Teil der Programme. Das Hauptargument der BBC für digitale Rechtebeschränkungen ist, dass die BBC größtenteils gar nicht selbst über das Recht verfügt, die Programme unbegrenzt anzubieten.

Mehr dazu:
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