Werkzeug Smartphone
Über Produzieren vs. Konsumieren.
Möglicherweise ist es ja nicht gleich ein globaler Trend, sondern erst einmal nur eine Beobachtung bei mir selbst, aber seitdem ich ein Smartphone benutze, hat sich bei mir die Relation von Produzieren zu Konsumieren drastisch verschlechtert.
Am Notebook ist der Weg vom Konsumieren zum Produzieren wunderbar kurz: zwischen Browserfenstern wechseln, auf einen Artikel antworten, einen anderen Beitrag mit Links ergänzen, überhaupt Links zu anderen Quellen finden und weiterverbreiten.
Am Smartphone ist schon Copy & Paste eine umständliche Prozedur und das Bloggen längerer Texte eine Qual. Auf Mobilversionen von Websites auf Links zur normalen Version eines Inhalts zu stoßen ist selten erfolgreich, bei Mobil-Apps ist es oftmals gar nicht vorgesehen. Aber natürlich liegt es nicht nur an den technischen Voraussetzungen, sondern auch an der Nutzungssituation. Die Zeit reicht, um mal eben in der U-Bahn eine großartige Reportage aus der New York Times zu lesen. Inspiriert davon selbst etwas zu schreiben dauert länger — und ist zudem eben viel mühsamer am Smartphone.
Es reicht für eine der beiden großen Senken Facebook oder Twitter. Facebook benutze ich noch, von Twitter habe ich mich nach fast zweieinhalb Jahren verabschiedet. Nicht nur, dass es natürlich Smartphone-Apps für beides gibt, auch Zeit und Aufwand sind Smartphone-optimiert: Eine Einschätzung, Empfehlung, Empörung in einem Satz und dann ein automatisch verkürzter Link. Belohnt wird die Mühe nicht durch einen Kommentar, sondern eventuell durch einen Retweet oder ein „Gefällt mir“, also vorproduzierte, Smartphone-optimierte Reaktionsmöglichkeiten.
Gefällt mir nicht.
(Dieser Blogpost ist an einem Notebook entstanden, ausgelöst von einem Artikel von Mercedes Bunz, die einen anderen Punkt betrachtet: Der Moment der Veröffentlichung wird bei der Kulturproduktion mittlerweile immer mitgedacht.)