Ende mit Schrecken
Rechtsstreit DFB vs. Jens Weinreich beigelegt.
Der freie Sportjournalist Jens Weinreich und der DFB haben ihre siebenmonatige Auseinandersetzung um die beiden Worte „unglaublicher Demagoge“ beigelegt, beide Seiten haben eine gemeinsame Erklärung herausgegeben. Stefan Niggemeier wertet das als deutliche Niederlage und befürchtet eine abschreckende Wirkung auf Kritiker des DFB.
Ganz so schwarz sehe ich nicht, und das nicht nur, weil Jens Weinreich seine Energie jetzt endlich wieder auf andere Dinge als auf Land- und Kammergerichtsentscheidungen verwenden kann. Es war von Anfang an eine Auseinandersetzung zwischen Ungleichen: Auf der einen Seite steht der größte Sportverband der Welt, mit 200 Mitarbeitern in der Zentrale, einer Rechtsabteilung und 80 Millionen Euro Jahreseinnahmen. Auf der anderen Seite steht ein freier Journalist, den ein Rechtsstreit auch ohne Niederlagen zeitlich und finanziell lahmlegen kann.
Der DFB ist nicht der Sieger, hat keine der juristischen Auseinandersetzungen gewonnen. Das Echo auf den Rechtsstreit in Medien und Blogs war einhellig negativ für den Verband. Dass der DFB jetzt verbreitet, er habe Jens Weinreich „zu keinem Zeitpunkt in seiner Arbeit als kritischer Sportjournalist behindern“ wollen, wird niemanden vom Gegenteil überzeugen. Den DFB werden die negativen Reaktionen nicht davon abhalten, bei ähnlicher Gelegenheit wieder so zu reagieren — vermutlich hätte das nicht einmal eine Niederlage in letzter Instanz geschafft.
Ein freier Journalist, der in eine solche Lage gerät, kann aber am Fall DFB vs. Weinreich sehen, dass er womöglich weniger allein ist als früher. Jens Weinreich hat viel Energie in die transparente Dokumentation des Rechtsstreits gesteckt, von Gerichtsbeschlüssen über Anwaltserklärungen, Zeitungsartikel und Hörfunkbeiträgen bis zu Bloglinks. Auch deshalb war er nicht nur auf die Solidarität von Journalistenkollegen angewiesen, sondern bekam die auch von wildfremden, nicht einmal unbedingt sportinteressierten Lesern seines Weblogs. Nicht nur aufmunternde Worte, sondern auch knapp 22.000 Euro Spenden.
Auch mit dieser Rückendeckung ist vermutlich nicht mehr drin als eine solche „gütliche Einigung“ zwischen David und Goliath. Sehr bedauerlich, dass es nun keine Gegendarstellung zu der unglaublichen DFB-Presseerklärung 180/2008 geben wird. Jens Weinreich kann am Ende erhobenen Hauptes schreiben: „Ich habe erklärt, was ich schon immer erklärt habe.“ Dass er sich stattdessen lieber märtyrerhaft in einen mehrjährigen Rechtsstreit wagen sollte, kann niemand verlangen.
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