Uff!

Der Grimme-Ingrimm.

Um es vorsichtig auszudrücken: In diesem Jahr in der Nominierungskommission des Grimme Online Award zu sitzen, erfordert etwas mehr Leidensfähigkeit, als ich vorher vermutet hatte.

Das merkwürdige Gefühl, von manchen als Teil einer Verschwörung* angesehen zu werden — denn Peer Schader kennt den Unterschied zwischen scheinbar und anscheinend ja mit Sicherheit –, das Gefühl kenne ich ganz gut aus den Zeiten, als ich noch in Sachen Nutzerbeteiligung bei der Netzverwaltung ICANN aktiv war. Aber auch da galt schon: Menschliche Fehler kommen signifikant häufiger vor als Verschwörungen. Eigentlich andauernd.

Was sehr schade wäre: Wenn sich das Missverständnis durchsetzte, die Nominierten und Prämierten hätten ihre Nominierungen und Prämierungen irgendwie zugeschanzt bekommen, seien also gar nicht preiswürdig. Das ist wirklich Unfug. Es wurden tatsächlich Hunderte und Hunderte von Webseiten begutachtet und bewertet. Es wurde tatsächlich diskutiert, ausgesiebt, leidenschaftlich plädiert und leidenschaftlich verworfen. Also: Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner und die Nominiertenschar. Die haben es verdient.

(Bei der Gelegenheit: Ja, es sieht so aus, als wenn mein Name in einem der prämierten Angebote als Autor auftaucht. Auch das ist keine Verschwörung. In der Nominierungskommission habe ich mich selbstverständlich nicht an der Diskussion beteiligt und bei der Abstimmung enthalten, als es um blog.tagesschau.de und Angebote meines Arbeitgebers NDR ging. Die Nominierungskommission hat blog.tagesschau.de auch gar nicht nominiert. Die Jury hat das Angebot später nachnominiert. Und noch später, nach dieser Nachnominierung, hat es sich ergeben, dass ich dort ein paar Einträge geschrieben habe.)

Keine Kommentare

  • Ich würde weiter darauf bestehen, das nicht als Verschwörung zu bezeichnen. Kann aber auch sein, dass das inzwischen egal ist.

  • Wenn Du darauf bestehst, gern akzeptiert. Ich hatte den Eindruck, Du hättest den Eindruck, hinter dem Vorgehen bei der Nominierung von hausgemacht.tv stecke irgendeine geheime Agenda von irgendwem.

  • Eines zeigt diese ganze Posse sehr deutlich: Abstand ist manchmal schon vorsichtshalber angebracht. Nachnominierungen, Jurymitglieder in großer Nähe zu den Gewinnern…. Kann man vielleicht irgendwie alles erklären, aber hört dann noch jemand zu? Die „Geschmäckle“ beim diesjährigen Preis sind einfach zu viele. Selbst wenn es keine Vetternwirtschaft war, so schadet das ganze Theater doch dem Preis selbst. Was nutzt ein Preis, wenn hinterher alle „Schiebung“ schreien? Erinnert mich übrigens sehr an die Aktion Mensch und die Postbank

  • @Christiane: Ja, natürlich schadet es dem Preis, und das ist für die Preisträger sehr schade. Und nein, es hört dann natürlich irgendwann niemand mehr zu. Schon vor dem gestrigen Abend gab es in der taz einen Artikel dazu. Darin beschreibt Martin Schöb zunächst die Nachnominierung nach dem Rücktritt Mario Sixtus‘ aus der Jury, und dass diese aus Grimme-Sicht die Statuten nicht verletzt:

    Das stimmt, spricht aber umso klarer gegen die Statuten. Jetzt können alle Beteiligten nur noch schlecht aussehen, egal wer schließlich die Trophäen bekommt. So darf man sich bei Grimme über die heftigen, teils überkandidelten Reaktionen im Web nicht wundern.

  • na dann auch ihnen: glückwunsch! irgendwie. und wie genau können Sie die schanzensituation in der jury beurteilen? Sie saßen ja nun nicht drin, wenn ich recht verstehe?

    durch die jury nachnominiert wurden ja nunmal 3 von 7 gewinnern ( wenn ich recht begreife)

    wie fühlt man sich denn da bitte nach stundenlangem sieben für die nominierung und dann kommt die jury und nominiert fast die hälfte der späteren gewinner erstmal nach?

  • (Wieso mir Glückwunsch?) Dass die Jury das endgültige Wort hat, war natürlich vorher klar, und schon in den Vorjahren gab es Nachnominierungen, die dann zu Preisen geführt haben — die Riesenmaschine ist zum Beispiel so ein Fall. (Nachtrag: Stefan Niggemeier schreibt auch etwas dazu.) Das ist ja auch nicht so sehr das Drama dieses Jahres.

    Und nein, ich war bei der Jury-Sitzung nicht dabei. Ich kann lediglich versuchen, von meinen Eindrücken von der Arbeit der Nominierungskommission auf die Arbeit der Juroren zu schließen. Und da habe ich nun einmal erlebt, dass über die Angebote keineswegs mit leichter Hand entschieden wurde, sondern in einem mühsamen, mehrstufigen Prozess mit viel Diskussion über Inhalte, Aufbereitung, Gestaltung, Zugänglichkeit, Niveau, Multimedialität und so weiter.

    Insofern halte ich es für glaubwürdig, dass, wie mir berichtet wurde, die Jury die Preiswürdigkeit des Elektrischen Reporters ganz besonders intensiv geprüft hat — weil sie wusste, dass deswegen Kritik zu erwarten war. Die Einschätzung, der Verdacht der Vetternwirtschaft könne durch ein Statement maßgeblich verändert werden, hat sich aber ganz offensichtlich als falsch erwiesen.

  • Alexander, allein dass der Eindruck entstehen kann, es gehe beim GOA nicht mit rechten Dingen zu, reicht schon, um ihn zu beschädigen. Du argumentierst gegen drei oder vier Blogger, die ernsthaft davon ausgehen, das sei alles ein abgekartetes Spiel. Der Rest fragt sich einfach nur: Wie kann das alles passieren, hätte man das nicht viel vorsichtiger angehen müssen, um Missverständnisse und „Deutungen“, wie „F.H.“ das so gerne nennt, von vornherein zu vermeiden? Und dass sich so viele darüber wundern, zeigt doch, dass trotz der Integrität von Kommission und Jury, die ich nicht anzweifeln möchte, irgendetwas ziemlich schief gegangen ist.

  • Peer, ich sehe das ganz genau so wie der von Dir beschriebene Rest — natürlich reicht bereits der schlechte Eindruck, um den Preis zu beschädigen, und der Eindruck hätte einfach nicht entstehen dürfen.

  • verstehe. ich gehe übrigens erstmal von nix bösem aus. auch jetzt noch nicht. aber dass die kommision soviel preiswürdiges übersieht … nun scheint wohl so zu passieren. ein projekt an dem ich bedingt beteiligt war wurde auch nominiert. nun weiß ich allerdings nicht so recht ob ich mich gefreut hätte. worüber ich froh bin ist, dass ich noch nie in irgendeiner nenneswerten kommission oder jury saß (und wahrscheinlich auch nie werde, ich leide nur bedingt an selbstüberschätzung). das einem da ein bekannter oder gar ein ehemaliger oder aktueller arbeitgeber begegnet wird ja mit zunehmender lebenszeit immer größer.

  • „..Du argumentierst gegen drei oder vier Blogger, die ernsthaft davon ausgehen, das sei alles ein abgekartetes Spiel…“

    der verdacht liegt aber leider direkt vor den füssen:
    am 15.05. kommentierte beim ix ein „FH“ auf meinen zukunftsblick vom 14.05.: „..sehr merkwürdig diese grimme-sache. wenn ex-jury-mitglieder ein jahr später nomiert werden..“ folgendes:
    „..Hier scheinen mir doch ein paar – hoffentlich – klärende Worte des Veranstalters angebracht: …Und wo ist übrigens ein “Ex-Jury-Mitglied” ein Jahr später nominiert worden?“

    die darstellung der sachlage jetzt, die man dort und auch hier lesen kann, bekommt insgesamt durch diesen kommentar vom 15.05. einen noch faderen nachgeschmack.
    lange vor der nachnominierung machte „FH“ deutlich, dass sowas „NIE“ passieren würde.
    alles was danach passierte kann nur noch unter vorsatz entstanden sein. oder es war natürlich alles ganz anders, z.b. eine weltweite verschwörungstheorie von bösen mächten.

    der vorsatz ist aber leider deutlich zu erkennen.

    kann natürlkich auch sein, dass der ix-kommentar von „FH“ nicht von dem „FH“ ist. leider hat mir bis heute „FH“ keine antwort zukommen lassen auf meine emailanfrage bzgl. des kommentars, ob er nun von ihm sei oder nicht.

    das grimme-geeiere toppt jegliche absurdität.

  • @weltherrscher: Ja, das ist alles unglücklich, aber zur Verschwörung reicht’s eher nicht. „FH“ ist Friedrich Hagedorn und hat bei mir damals ähnlich kommentiert.

  • Ich als 08/15 Blogger sehe mir das gerade sehr genüßlich an. Die Flagellantengruppe rund um den Don, diejenigen die in irgendeiner Form mit dem GOA zu tun hatten (und sei es nur als Ex -Preisträger, Ex- Jurymitglied, Adicalwerbepartner, Ex- Kinderkippenmitglied der Tochter der Sekretärin der Kulturabteilung beim WDR u.a.) beharken auf sehr zärtliche Weise.

    Der Grimm/e ist in aller Munde.

    Natürlich muss es eine Verschwörung sein, die Welt ist ja schließlich schlecht. Und das Fehler vorkommen, läßt sich doch viel besser mit Absicht erklären. Und wer Absicht negiert, ist natürlich Teil der Verschwörung.

    Willkommen in Paranoistan 😉

  • Ein Tag in Absurdistan. In der Spiegel-Online-Bildergalerie „Die Gewinner“ ist jetzt dieser Blog-Eintrag abgebildet mit der Information, dass mir „die Netzgemeinde Mauschelei“ vorgeworden habe, weil ich für „die Blogs der Tagesschau“ gebloggt habe, die ich aber „nach eigenen Angaben“ nicht nominiert habe. Das ist zwar alles völliger Blödsinn, wird aber immerhin dadurch relativiert, dass mich Spiegel Online gegen diesen Unsinn im Artikel wieder in Schutz nimmt.

    Was bleibt? Zum Beispiel ein paar Verbesserungsvorschläge von Peer Schader. Ein bisschen Freude in Freiburg. Und in seinem von ihm nach ihm selbst benannten Blog namens stefan-niggemeier.de/blog fragt sich Stefan Niggemeier, ob für seine Prämierung entscheidend war, dass seine Kommentare nach unten offen sind.

  • Eigentlich sollte man ab einer gewissen Albernheit nicht auf Vorwürfe antworten müssen. Ich hab das in meinem Blog doch gemacht, weil ich mich schlicht über manche Unterstellung geärgert habe.

  • @peer
    was keine verschwörung?
    so ein mist!

    und ich dachte, am ende wüsste man auch, wer jfk auf dem gewissen hat.
    niedlich ist die sache trotzdem. wer am 15.05. so einen vorwurf negiert, am 24.05. dann aber genau das und noch mehr zulässt (nn von jurymitglied des laufenden jahres) muss dann auch mit fragen rechnen.

    ich fragte.

    typisch ist übrigens mal wieder, wie schnell journalisten dem rest der welt verschwörungstheorien unterstellen.
    na ja, so kennt man euch ja. die wichtigen fragen nicht stellen, die blätter und sendungen lieber mit käse füllen, bezahlte insm-werbesprüche verbreiten, sich dann aber wundern, wenn die leser nicht mehr mögen..köstlich.

    ich weiß natürlich, dass ich eigentlich kein recht auf artikel 5 gg hätte. soviel zu euren arbeitgebern.

  • @weltherrscher: Gut so. Fragen hilft immer. Aber das Journalisten-sind-alle-doof-Spielchen müssen wir jetzt ja hier nicht ernsthaft spielen, oder? Es gibt auch Journalisten, die Spaß daran haben, für ihre Leser zu schreiben und zu recherchieren. Ich habe bisher noch nicht daran gedacht, die Weltherrschaft an mich zu reißen.

    Und ich bin, um das letztmalig zu unterstreichen, auch der Meinung, dass da ganz viel schief gegangen ist beim GOA, aber ich wüsste auch nicht, was Jury und Preisträger davon haben sollten, sich im geheimen Kämmerchen zu treffen, sich grinsend die Hände zu reiben und zu überlegen, wer als nächstes den hoch angesehenen GOA bekommt, um die „Öffentlichkeit“ möglichst effektiv hinters Licht zu führen. Ich neige zwar auch zu emotionaler Kritik. Aber jetzt ist’s eher Zeit, konstruktiv zu überlegen, was man anders machen kann. Und wenn man das nicht will: auch gut.

  • @peer
    na so einfach mach ich es dir nicht..:-)
    ich meinte mit „vt-antiargument“ auch weniger dich.

    und ich bin fest davon überzeugt, dass es gute, ach was rede ich, sehr gute journalisten gibt.
    die sache als ganzes ist dann aber komplexer. wenn man von einem verleger so sprüche hören muss (art.5gg nicht für jedermann u.a.), dann deutet das durchaus auch auf die wahrheiten dahinter an: meinungsführerschaft behalten wollen.

    ist ja kein neues thema.
    nett ist aber dennoch, dass nachfragen meinerseits, zu einem durchaus betrachtenswerten umstand:15.05 vs. 24.05., dann von anderen zu einer vt stilisiert wird.
    es sind durchaus fragen in diesem zusammenhang zu führen. herr hagedorn deutete mir an, an einem blogtalk teilnehmen zu wollen. evtl. nächste woche, mal sehen, obs klappt.

    natürlich ist die derzeitige „lage“ innerhalb der blogosphäre, ich würde mal sagen, gespannt. ich sehe auch die völlig überzogenen und geäusserten kritiken. die es dann natürlich schwer machen, in diesem thema weiter nachzufragen. man gehört da ja dann gleich einer geheimen paranoiden loge an.

    leider ist aber genau diese argumentationsart die, die gerne innerhalb des journalismus verwendet wird. vts werden dann quasi als letzter ausweg benutzt. natürlich gibt es jede menge vt-spinner, aber es gibt eben auch dieses beliebte stilmittel der presse.

    totschlagargumente helfen nicht weiter. nachfragen schon..

    und herr hagedorn muss sich schon die fragen gefallen lassen, warum denn ein jury-mitglied nachnominiert wurde, obwohl er dies noch am 15.05 für unlauter hielt. er ist ja immerhin der „veranstalter“ bzw. projektleiter des goas.
    und bei den fragen geht es nicht um eine vt, sondern wie es überhaupt passieren konnte, obwohl er doch am 15.05. sowas für unmöglich hielt?

    ps: dieses vorschau-plugin verzögert hier übrigens enorm. einen längeren kommentar kann man kaum schreiben.

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