Vier Fragen

Die Phänomene Blogs und Blogosphäre.

Wie gut, dass ich vor dem Beantworten keine Antworten gelesen habe. Die gefallen mir natürlich alle noch besser: Bov Bjerg, Peter Praschl, Felix Schwenzel, Holger Schulze.

1) Was macht das Phänomen Blogs für Dich aus?
Der Weg, bis das erste schriftliche Lebenszeichen im Netz erscheint, ist dank der niedrigen technischen Einstiegsschwelle kurz genug für Ungeduldige. So werden plötzlich Tausende Menschen für andere sichtbar, viele davon mit erstaunlichen Talenten als moderne Geschichtenerzähler, Reporter, Aphoristiker, Kampagnenanführer, Archivare, Herausgeber. Blogs zeigen, was in diesen Menschen alles steckt.

Der Zauber der Blogs liegt aber genauso darin, dass sie eben nicht nur wie Solitäre vor sich hin glimmern, sondern sich mit Kommentaren und Trackbacks lose zu einer Gemeinschaft verkoppeln. Mindestens genau so wichtig wie das Phänomen Blogs ist also das Phänomen Blogosphäre.

2) Was ist das Spezielle an der deutschsprachigen Blogosphäre?
Wohltuend an der deutschsprachige Blogosphäre ist, dass sie kein festgefügtes Feindbild pflegt. Die US-amerikanische Blogosphäre wird zwar ab und an um ihre prominenten Politik-Weblogs beneidet. Viele von denen, die sich als Gegenbewegung zu den traditionellen Medien verstehen, bilden aber genau deren Rot-gegen-Blau-Muster ab. (Das sind aber auch schon die einzigen beiden Blogosphären, die ich mich zu vergleichen traue.)

3) Wie könnten Blogs zu einem Wirtschaftsfaktor werden?
Geld ist nicht böse, aber auch kein gutes Motiv zum Bloggen. Werbung am Rande des Weblogs stört nicht, macht aber auch nicht reich; die Inhalte von Blogs hinter Passwortabfragen zu verstecken, entzieht sie der Blogosphäre und entwertet sie dadurch. Gewinnen kann ein Blogger, wenn er die indirekten Früchte des möglichen Blog-Ruhms ernten kann: Früher mussten Menschen Sachbücher schreiben, um als Experte zu gelten, heute genügt ein gutes Blog. Vermutlich ist auch Blogberatung eine Geldquelle. Ganz überwiegend ist das Blogsozialprodukt aber eher immateriell, auch wenn mir das für viele exzellente Blogger leid tut.

4) Ist Dein Blog für Dich beruflich relevant, und wenn ja, wie?
Mein Ausschnitt der Blogosphäre ist für mich beruflich relevant, weil spannende Entwicklungen viel, viel früher auf dem Radar bestimmter Blogs auftauchen als beispielsweise in Fachzeitschriften. Mein derzeitiges Berufsleben ist allerdings monogam und Patchwork-frei; Aufträge oder Stellenangebote blogge ich nicht herbei. Mein Blog selbst ist daher für mich beruflich nur mittelrelevant.

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