Mediale Völkermordaufrufe
Das Ruanda-Tribunal hat drei Medienvertreter verurteilt.
Der Fall ICTR-99-52-T vor dem Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda ist entschieden: Das Tribunal in Arusha hat drei Medienvertreter wegen Völkermords, Anstiftung zum Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Der Chefredakteur des Magazins Kangura und einer der Chefs von Radio Télévision Libre des Mille Collines (RTLM) wurden zu lebenslanger Haft verurteilt, ein anderer RTLM-Leiter zu 35 Jahren Gefängnis. Die New York Times zieht in ihrem Bericht Parallelen zum Nürnberger Kriegsverbrechertribunal und dem „Stürmer“-Herausgeber Julius Streicher. Von den Medien geschürter Hass war nicht der einzige Grund für den Völkermord in Ruanda, aber ein wichtiger Faktor. Laut einer Studie der Medienorganisation Internews gehörte zum Erfolgsrezept des Senders Talk Radio nach westlichem Vorbild mit schlagfertigen Moderatoren und populärer Musik. 1994 starben 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu innerhalb von 100 Tagen.