Nach Schill

Wie konnte jemand wie Schill Zweiter Bürgermeister werden?

Erinnert sich noch jemand an Markus Wegner, der einst mit der STATT Partei in Hamburg Furore machte? Von der politischen Bühne verschwunden, in seiner Gruppierung sind nun andere am Ruder. In der Wahlstatistik läuft die ehemalige Regierungspartei unter Sonstige. Jetzt hat es die Partei des charismatischen, aber cholerischen und eitlen Ronald Schill erwischt. Die Schill-Partei wird es ohne Schill nicht über die Fünfprozenthürde schaffen, von der bundesweiten Ausdehnung ganz zu schweigen.

Wie konnte jemand, den Ole von Beust jetzt als charakterlich ungeeignet für ein Regierungsamt bezeichnet, zum Zweiten Bürgermeister werden? Der Wahlerfolg der Schill-Partei kam aus Hamburger Sicht nicht aus dem Nichts. Die Hamburger Medien haben sich auf die bunte Figur, auf den scharfkantigen „Richter Gnadenlos“ gestürzt und ihn zum Oppositionsführer gegen die alteingesessenen Sozialdemokraten gemacht, als er noch Amtsrichter ohne Partei war. Bei der Wahl 2001 waren die Ängste insbesonderer älterer Hamburger und Einwohner von Problemstadtteilen entscheidend: Das Thema Innere Sicherheit hatte Schill erfolgreich besetzt.

CDU-Politiker waren in Hamburg lange Zeit Fische an Land: Wer ein Regierungsamt wollte, musste auswandern — nach Bonn (Volker Rühe) oder Bremen (Hartmut Perschau). So ausgezehrt nach dem Regieren waren die Christdemokraten, dass sie sich auf ein Bündnis mit Schills Truppe einließen. Die FDP — einen Hauch über der Fünfprozenthürde — sollte ausgleichen, wenn Schill zu weit ging.

Bedauerlicherweise hat die Person Schill es der früheren Regierungspartei SPD leichter als nötig gemacht: Von kraftvoller Erneuerung ist wenig zu spüren, den parteiinternen Hoffnungsträger Olaf Scholz hat es in die Parteizentrale nach Berlin verschlagen.

Jetzt hat sich also Bürgermeister Ole von Beust von Schill getrennt. Der Zeitpunkt war unerwartet, die Trennung selbst nicht: Die nächsten Bürgerschaftswahlen stehen 2005 an. Bis dahin muss die CDU sich allein profilieren, um nicht völlig von der Anti-Schill-Stimmung weggefegt zu werden. Auch die CDU hat 2001 das schlechteste Wahlergebnis aller Zeiten (26,2 %) eingefahren. SPD und GAL haben sich auf Schill eingeschossen und müssen jetzt schnell zusehen, eigene Konzepte medienwirksam zu präsentieren. Schill ist diese, nächste und übernächste Woche noch ein Thema, danach nicht mehr.

Ein Kommentar

  • Aber klar erinnere ich mich. Die Zeit nannte ihn damals den „Bürger King“. Und der Mann war wenigstens nicht gefährlich. Seine Partei dürfte an ihrer Unprofessionalität und den nicht erfüllbaren Wünschen der Mitglieder kaputt gegangen sein.