Ein Projekt des US-Verteidigungsministeriums ließ kürzlich gleich mehrere Alarmglocken klingeln: Der Projektname Total Information Awareness klingt nach Big Brother, der Ideengeber John Poindexter war in den Iran-Contra-Skandal verwickelt und das Siegel hätte einem Verschwörungstheoretiker nicht besser gelingen können. Mittlerweile steht das Kürzel TIA nicht mehr für Total, sondern Terrorist Information Awareness, es geht aber weiterhin um eine Vernetzung aller möglichen Datenquellen. Am MIT-Medialab ist nun eine Antwort auf TIA entstanden: GIA — hier wird die Regierung überwacht.

Das Gegenprojekt Government Information Awareness, das von Poindexters TIA inspiriert ist, basiert auf den C-SPAN-Kabelkanälen. Diese Programme, die von den amerikanischen Kabelnetz-Unternehmen betrieben werden, bieten rund um die Uhr Kongressdebaten, Anhörungen, Pressekonferenzen von Ministerien und andere politische Ereignisse. Das TIA-Projekt macht laufend Screenshots von C-SPAN 1 und 2 und erkennt dabei die eingeblendeten Namen.

Jeder Politiker, Beamte, Journalist oder Experte, der bei C-SPAN mit eingeblendetem Namen gefilmt wird, landet in der Datenbank. Dort können die Benutzer zusätzliche Informationen über die Person eingeben: Welcher Partei gehört diese Person an? Von wem flossen Wahlkampfspenden? An welcher Universität hat er oder sie studiert? Diese Informationen werden der überwachten Person zur Überprüfung vorgelegt und in die Datenbank eingetragen (als „bestätigt“ oder „dementiert“).

Wer sich für eine bestimmte Person in der Datenbank interessiert, kann sich bei Neuigkeiten alarmieren lassen (allerdings wären neue TV-Auftritte von Abraham Lincoln eher überraschend). Der Andrang auf die GIA-Website war schon in den ersten Tagen so groß, dass das Angebot zeitweise reduziert werden musste.

Eine solche offene Datenbank schärft den Sinn dafür, dass die Nützlichkeit und Gefährlichkeit von Daten mehr als nur linear steigt, wenn mehr Kriterien dazukommen.