Zeitungsstudie 3

Die deutschen Tageszeitungen im Netz 2008.

Steffen Büffel hat zusammen mit Sebastian Spang die Studie zu Onlineangeboten deutscher Tageszeitungen (2006, 2007) fortgesetzt und auf den Stand der Dinge 2008 gebracht.

Grafik der Zeitungsstudie 2008

Die Studie belegt mit aktuellen Zahlen die gefühlten Trends: Videos sind zum Standard geworden, während Audio-Podcasts nur für einen kleinen Teil der Zeitungen relevant sind. Es darf mehr kommentiert werden, aber eine Registrierung wird zunehmend als sinnvolle Hürde angesehen. Foren und Chats sind nicht mehr das Werkzeug der Wahl, Blogs halten sich. Mehr zu den Ergebnissen bei Steffen Büffel.

Altes Papier

Times-Archiv vorerst kostenlos zugänglich.

Execution of the Queen of France

Auf Seite eins Offerten für ein „bemerkenswert schönes“ Pferd und Werbung für Anchovis-Fischsaucen, erst auf Seite drei die mit aufrichtigem Bedauern vorgetragene Nachricht: Marie Antoinette, Ex-Königin von Frankreich, ist hingerichtet worden.

Es ist großartig, dass 200 Jahre The Times – die Ausgaben von 1785 bis 1985 – jetzt im Internet zu lesen sind. Schade, dass dafür eine Registrierung notwendig ist, bei der sogar nach einer Telefon- oder Handynummer gefragt wird. Bedauerlich, dass das Archiv womöglich nur in der Startphase kostenlos zugänglich ist. Aber der Guardian verlangt für den Zutritt zu seinem Archiv auch happige Preise.

Nachtrag: Die kostenlose Nutzung endet am 18. September 2008.

Bei der Gelegenheit:

Zeitungsstudie 2

Die deutschen Tageszeitungen und das Netz.

Wie bereits anderswo zu lesen ist: Wir, also Steffen Büffel, Falk Lüke, Igor Schwarzmann und ich, haben unsere Studie aus dem vergangenen Jahr aktualisiert und geschaut, was 105 große deutsche Tageszeitungen aktuell im Web machen.

Ein paar Highlights vorab:

  • Die Zahl der Zeitungs-Websites, die Videoinhalte anbieten, hat sich fast verdoppelt — auf mittlerweile 71 Prozent.
  • 55 Prozent der Zeitungen bieten RSS-Feeds an, das sind 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast gleich stark ist die Zahl der differenzierten RSS-Feeds gewachsen, also etwa für einzelne Zeitungsressorts. Werbung in RSS-Feeds gibt es bei den untersuchten Zeitungen weiterhin nicht.
  • 18 Prozent der Zeitungen zählen die meistgelesenen Artikel auf, viermal mehr als 2006.
  • Die Zahl der Zeitungen, die Artikelkommentare zulassen, ist von 11 auf 28 Prozent gestiegen.
  • Fast jede dritte Zeitung hat mittlerweile ein oder mehrere Weblogs, ein Plus von 10 Prozent.
  • Die Zahl der Websites, die Podcasts anbieten, hat sich fast verdoppelt und liegt jetzt bei 14 Prozent.
  • Social Bookmarking hatte in unserer ersten Studie noch keine einzige Zeitung in ihr Online-Angebot integriert. Mittlerweile nutzen dies 13 Prozent der Zeitungen.

Die geschätzten Kollegen präsentieren die Studienergebnisse im Detail am Mittwoch auf der Web 2.0 Expo in Berlin („What Happens To Print as the Web Rises“ heißt das Panel). Und sind für Nachfragen erreichbar via newspapers2007@media-ocean.de

Quid pro quo

Die Dialogtour des Wirtschaftsministeriums.

Ja, natürlich ist es eine spannende Frage, ob eine Agentur regionalen Zeitungen im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums für seine Dialogtour zum Thema Mittelstand „Gegenfinanzierungen“ durch Anzeigen angeboten hat, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet (gefunden via ts.de). Ob sie dabei redaktionelle Berichterstattung ganz genau vorschreiben wollte und dafür Anzeigen versprach.

Ebenfalls eine spannende Frage: Wie war das denn mit dem Dialogtour-Termin im Juli in Potsdam? Dort hat der Chefredakteur der FAZ-Tochter Märkische Allgemeine die Veranstaltung moderiert, im Anschluss daran erschien dort ein Artikel mit der Überschrift „Auf seiner ‚Dialogtour‘ darf sich Staatssekretär Walther Otremba vor allem Lob für die Politik der Bundesregierung anhören“. Und gab es eventuell auch Kooperationen bei den anderen absolvierten und geplanten Terminen in Nürnberg, Siegen, Leipzig, Saarbrücken, Würzburg, Schwerin und Wuppertal?

Nachtrag: Flaskamp räumt Fehler ein – und das Ministerium stoppt die PR-Tour. Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, dass das Angebot mindestens fünf anderen Zeitungen unterbreitet wurde, „zwei sind offenbar darauf eingegangen“. Die taz hat bei der Märkischen Allgemeinen nachgefragt: Flaskamp hat auch dort Anzeigen geschaltet, der MAZ-Geschäftsführer Peter Jürgen Asmussen hebt aber hervor, dass dies erst nach der Veranstaltung geschehen sei. Asmussen im O-Ton: „Anzeigen waren in keiner Weise Teil eines Gesamtdeals.“ (Das Argument ist kein ganz großer Befreiungsschlag: Es gab also erst freundliche Berichterstattung und erst danach Anzeigen? Na dann.)