Zeitungsstudie 3

Die deutschen Tageszeitungen im Netz 2008.

Steffen Büffel hat zusammen mit Sebastian Spang die Studie zu Onlineangeboten deutscher Tageszeitungen (2006, 2007) fortgesetzt und auf den Stand der Dinge 2008 gebracht.

Grafik der Zeitungsstudie 2008

Die Studie belegt mit aktuellen Zahlen die gefühlten Trends: Videos sind zum Standard geworden, während Audio-Podcasts nur für einen kleinen Teil der Zeitungen relevant sind. Es darf mehr kommentiert werden, aber eine Registrierung wird zunehmend als sinnvolle Hürde angesehen. Foren und Chats sind nicht mehr das Werkzeug der Wahl, Blogs halten sich. Mehr zu den Ergebnissen bei Steffen Büffel.

Zeitungsstudie 2

Die deutschen Tageszeitungen und das Netz.

Wie bereits anderswo zu lesen ist: Wir, also Steffen Büffel, Falk Lüke, Igor Schwarzmann und ich, haben unsere Studie aus dem vergangenen Jahr aktualisiert und geschaut, was 105 große deutsche Tageszeitungen aktuell im Web machen.

Ein paar Highlights vorab:

  • Die Zahl der Zeitungs-Websites, die Videoinhalte anbieten, hat sich fast verdoppelt — auf mittlerweile 71 Prozent.
  • 55 Prozent der Zeitungen bieten RSS-Feeds an, das sind 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast gleich stark ist die Zahl der differenzierten RSS-Feeds gewachsen, also etwa für einzelne Zeitungsressorts. Werbung in RSS-Feeds gibt es bei den untersuchten Zeitungen weiterhin nicht.
  • 18 Prozent der Zeitungen zählen die meistgelesenen Artikel auf, viermal mehr als 2006.
  • Die Zahl der Zeitungen, die Artikelkommentare zulassen, ist von 11 auf 28 Prozent gestiegen.
  • Fast jede dritte Zeitung hat mittlerweile ein oder mehrere Weblogs, ein Plus von 10 Prozent.
  • Die Zahl der Websites, die Podcasts anbieten, hat sich fast verdoppelt und liegt jetzt bei 14 Prozent.
  • Social Bookmarking hatte in unserer ersten Studie noch keine einzige Zeitung in ihr Online-Angebot integriert. Mittlerweile nutzen dies 13 Prozent der Zeitungen.

Die geschätzten Kollegen präsentieren die Studienergebnisse im Detail am Mittwoch auf der Web 2.0 Expo in Berlin („What Happens To Print as the Web Rises“ heißt das Panel). Und sind für Nachfragen erreichbar via newspapers2007@media-ocean.de

Was Blogger können

Über die Weblog-Studie von Matthias Armborst.

Abbildung auf dem Cover des Armborst-Buches Was Friseure können, können nur Friseure: Dieses schöne Friseursalon-Dogma scheinen manche beim Netzwerk Recherche auch auf Journalisten anzuwenden. Jedenfalls klingt so die bedrohliche Pressemitteilung zu einer Neuerscheinung über Weblogs, ihr Verhältnis zum Journalismus und zur Medienethik. Über den Pressetext und den Buchtitel ist schon ziemlich heftig gestritten worden — aber das Buch selbst bereichert die Diskussion immens! (Ja, ich habe heute das Rezensionsexemplar gelesen.)

Der Autor Matthias Armborst lässt sich nicht auf cluetrainesken Überschwang ein, zeigt aber, wie Journalist-Sein und Blogger-Sein mehr miteinander zu tun haben, als viele Journalisten — und sogar viele Blogger — meinen. Zum einen, indem er die Entwicklung und Formen von Weblogs auf fast 50 Seiten nachzeichnet, mit vielen gut ausgewählten Beispielen. Zum anderen, indem er eine Befragung von 148 Bloggern und Blog-Nutzern aus dem deutschsprachigen Raum auswertet.

Wer die deutschsprachigen Blogger für einen Haufen gewissenloser Allespublizierer à la Matt Drudge hält, wird von der Befragung sehr enttäuscht sein. Ohne das J-Wort zu verwende, findet Armborst eine ganze Reihe von journalistischen Motiven und Handlungsweisen unter den Bloggern. Statt der traditionellen Nachrichtenwert-Kriterien ist aber persönliches Interesse die treibende Kraft. Und Bloggerethik? Ungeschriebene Regeln gelten natürlich auch in der Blogosphäre: Drei Viertel der Befragten rechnen beispielsweise damit, dass wiederholte Falschmeldungen eines Bloggers zu Protesten seiner Leser und Glaubwürdigkeitsverlusten führen würden. Ungeprüfte und ungenaue Informationen zu veröffentlichen und den Lesern Präzisierung und Korrektur zu überlassen, lehnen mehr als drei Viertel der befragten Blogger ab.

„Weblogs können den Journalismus anspornen, ergänzen und bereichern“, schreibt Armborst am Ende. „Ersetzen können sie ihn nicht.“ Touché. Wer sich als Journalist nicht angespornt oder bereichert fühlt, sondern nur von der eigenen Unersetzlichkeit schwärmt, sollte das Buch erst recht lesen. Von Untergrundblogs aus dem Irak über Watchblogs und Journalisten-Weblogs bis zu Blogosphären-Tools zeigt die Studie das immense journalistische Potenzial des Mediums, ohne Weblogs dabei auf Quasi-Journalismus zu reduzieren.

Eine Warnung: Es ist und bleibt eine wissenschaftliche Studie. Wer allergisch auf Fußnoten reagiert, die mit vgl. ebd. beginnen, ist definitiv besser bedient mit einem der Bücher über Blog-Technik oder dem wirklich schönen Blogs!-Band. Aber neben Jan Schmidt mit Weblogs: Eine kommunikationssoziologische Studie ist Armborst einer der ersten, die sich mit Offenheit, Detailkenntnis und eben wissenschaftlichem Werkzeug der deutschsprachigen Blogosphäre nähern.

Übrigens gibt es schon auf Seite 9 eine kleine Exklusivinformation: In der nächsten Neubearbeitung des dicken Duden-Universalwörterbuchs und des Fremdwörterbuchs sollen Weblog, Blog, Blogger und bloggen ihren Platz finden. Darauf freue ich mich schon jetzt.

Matthias Armborst, Kopfjäger im Internet oder publizistische Avantgarde? Was Journalisten über Weblogs und ihre Macher wissen sollten, Münster: Lit 2006. (184 Seiten, 14,90 Euro.)

Nachtrag: Eine weitere Rezension von Verena Schmunk beim PR Blogger.

Medienmisstrauen

Eine Vergleichsstudie von GlobeScan.

Balkengrafik auf Papier Die Deutschen haben angeblich weniger Vertrauen in die Medien als die Nigerianer, Indonesier, Inder, Ägypter, US-Amerikaner, Russen, Briten, Südkoreaner und Brasilianer. Nach der GlobeScan-Studie im Auftrag von BBC, Reuters und Media Center ist das Vertrauen seit der letzten Befragung im Jahr 2002 sogar noch gesunken in Deutschland, von 49 Prozent auf 43 Prozent. Erstaunlicherweise wird aber nicht abgeschaltet: Die Studie sieht die Deutschen als „exceptionally enthusiastic consumers of news“. In den zehn Ländern der Studie „Trust in the Media“ wurden gut 10.000 Menschen befragt, auch nach Weblogs: Fast überall gelten sie als am wenigsten vertrauenswürdig — Süd-Korea ist die Ausnahme.

Ein Blick in den Fragebogen-Teil macht mich allerdings skeptisch. Zunächst wird gefragt, ob Regierung oder Medien „im besten Interesse unserer Gesellschaft handeln“. Das Wort „vertrauen“ kommt zwar in der Fragestellung vor, aber nicht im Kern. Die zweite zentrale Frage lautet, ob die folgenden Medien den Befragten mit den gewünschten Nachrichten und Informationen über das Zeitgeschehen versorgen. Der Satz wird zwar wieder mit dem Wort „vertrauen“ gebildet — aber ob ich Weblogs grundsätzlich vertraue oder ob sie mich mit den gewünschten Nachrichten versorgen, sind doch zwei sehr unterschiedliche Dinge.

Statt auf die angeblichen Vertrauensfragen lohnt sich eher der Blick auf den Vergleich der Mediennutzung: Für jeden dritten Südkoreaner ist das Internet die wichtigste Nachrichtenquelle, in Deutschland sind es immerhin elf Prozent. Und dahinter verbergen sich deutliche Unterschiede zwischen den Generationen.