Am Abend vorgelesen
Wir nennen es Arbeit, Hamburg.
Heute, wenn die Postfiliale aufmacht, kann ich die blaue Pappe aus dem Briefkasten endlich gegen ein Exemplar von Wir nennen es Arbeit tauschen, gestern waren Holm Friebe und Sascha Lobo aber schon in Hamburg zu einer Lesung. Anfangs war ein Teil des Publikums der Ansicht, dass wirklich alles, was die beiden Autoren sagen, komisch gemeint sein müsse und würdigten das entsprechend — im Zuge des Theorieteils (Balzac! Bourdieu! Brecht!) legte sich das.
Worum es in dem Buch geht, können die Autoren per Rückgriff auf Jens Bisky oder per Bewegtbild selbst erklären. Die Nachfragen drehten sich unter anderem darum, ob das denn nicht unpolitisch sei oder nur ums Geld ginge (Friebe/Lobo: nein). Viel spannender: Was das denn nun bedeute für den Staat und welche Forderungen die digitale Bohème an die Politik stellen soll. Unglaublich wohltuend, dass die Autoren ihre gute Idee nicht zu Tode extrapolieren, sondern im Gegenteil die Begrenztheit dieses Ansatzes feststellen und profan-politisch über Lösungen wie das Bürgergeld reden. Ohne dabei die Euphorie aufzugeben: Da hat sich etwas qualitativ verändert im Netz, ob die Worthülse Web 2.0 verwendet wird oder nicht. Also, wie andernorts gefordert: Kaufen, verschenken, ausmalen, über eigene Lebensvorstellungen nachdenken. Und ich fahre derweil zur Post und hole das Buch ab.