Kartenchaos

Pressekonzentration, unlesbar dargestellt.

Eine Karte zur schwindenden Vielfalt auf dem deutschen Zeitungsmarkt? Begeistert bin ich dem Link (via turi2) zur Wirtschaftswoche gefolgt, jetzt habe ich Kopfschmerzen.

Wiwo-Pressekarte

Dass sich in einigen Regionen vier der zehn größten Zeitungsgruppen tummeln und es daher auch gelbbraun-kadettenblau-indischrot-dunkelkhaki-quergestreifte Gebiete gibt: na gut. Diese Streifen werden aber überlagert von halbtransparenten Kästen für Berlin, Hamburg, München und Frankfurt, bei denen die Zeitungen farblich nicht den Verlagen zugeordnet sind. Dazu gibt es noch eine Schicht mit weißen, goldgelben und kornblumenblauen Kreisen, bei denen die Farbe nicht für den Verlag, sondern für die Zahl der Abozeitungen steht. Nicht zu verwechseln mit den hochgestellten Ziffern, die für Städte mit zwei Abozeitungen der gleichen Verlagsgruppe beziehungsweise Städte mit drei Abozeitungen, darunter zwei der gleichen Verlagsgruppe stehen. Warum die Publikationen aus dem Hause DDVG dann noch einmal gesondert mit einer Fahne eingezeichnet werden müssen: schwer zu verstehen.

Hinter so einer Karte steht zweifelsohne viel Recherchearbeit, und die Wirtschaftswoche hat versucht, so viele Informationen wie möglich unterzubringen. Schade, dass es im Netz dabei bleibt, die Infografik aus dem Magazin als PDF hochzuladen, obwohl sie im Netz so viel besser umgesetzt werden könnte. Im Netz wäre die Karte beispielsweise skalierbar: Das Ruhrgebiet ginge nicht mehr in einem Wust farbiger Kreise unter. Es müssten nicht alle Informationen auf einen Schlag präsentiert werden: Nutzer könnten die Gebiete einzelner Verlagsgruppen ein- und ausblenden, Ein-Zeitungs-Kreise anzeigen lassen, beim Überfahren mit der Maus Zeitungstitel herausfinden und so weiter. Es wäre eine großartige Karte geworden.

Nachtrag: Unschön wird es auch, wenn Design über Infografik siegt. Etwa bei der jüngsten Irak-Afghanistan-Karte der New York Times, die weder im Detail noch im Gesamtbild gut zu lesen ist.

Subprime

Zwei Ansätze, den Finanzkollaps zu erklären.

Mit eher nüchternen Infografiken versucht BBC News zu erklären, wie die US-Subprime-Krise entstanden ist und welche Folgen sie hat: Etwa, dass der größte Immobilieneigner in Cleveland derzeit die Deutsche Bank ist. Es geht aber auch ohne Diagramme: Die wahren Gründe für den — temporären — Erfolg des High-Grade Structured Credit Strategies Enhanced Leverage Fund erklären die englischen Satiriker Bird und Fortune feinsinnig in einer ITV-Sendung.
(Oder ist es die Schuld der Mathematiker?)