Teure Kugeln

Guardian-Infografik zu britischen Staatsausgaben.

Guardian-Infografik zum Haushalt

Der Guardian hat sich ein wichtiges, aber sehr trockenes Thema genommen und es formidabel in eine Infografik umgesetzt: Where your money goes: the definitive atlas of UK government spending. Die Grafik zeigt, welche Ministerien und nachgeordneten Behörden wie viel Geld ausgegeben haben. Daraus wird im gedruckten Guardian eine wunderschöne Doppelseite, im Netz eine leichtgängige Flash-Grafik mit erklärender Audio-Tour.
Dazu gibt es für Ausdrucker ein PDF-Dokument zum Download und für Weiterforscher eine Google-Tabelle für eigene Berechnungen.

Zeitung als Zugang

Dirk von Gehlens Krisen-Thesen.

Eine Zeitung ist mehr als die Summe ihrer Artikel — jetzt.de-Redaktionsleiter Dirk von Gehlen hat darüber nachgedacht, wie dieses Mehr auch oder erst recht ins Netz gelangen kann. Dass sich Nachdenken darüber auch finanziell lohnen kann, finde ich (als zahlender Premium-Nutzer von Flickr und Vimeo) äußerst plausibel.

Valgdagen

Wahltag in Norwegen.

Die norwegische Medienaufsicht (Medietilsynet) überwacht am heutigen Wahltag, dass vor 21 Uhr keine Umfragedaten veröffentlicht werden — bis zu 230.000 Euro Strafe drohen Sendern, Zeitungen und Onlineanbietern. Laut NRK gilt das Verbot, Umfragen am Wahltag zu veröffentlichen, zwar auch für Privatpersonen. Die hohen Strafgelder drohen aber nur Unternehmen — mal sehen, ob die Daten nicht doch auf Twitter auftauchen.

(Nachtrag: Beim Herumstöbern habe ich nichts gefunden; falls es vorab veröffentlichte Exit Polls gab, haben die sich offenbar nicht weiter verbreitet.)

Wahl-o-mat, Faktencheck und Programmvergleich gibt es natürlich auch in Norwegen. Bei sieben Parteien im Parlament bietet sich aber auch ein Koalitionssimulator an, mit dem Nutzer eine Regierung per Drag & Drop zusammenstellen können. Deutlich interessanter wäre der allerdings, würde man auch etwas zu Wahrscheinlichkeiten und Hindernissen erfahren.

Einmalig ist vermutlich die Verknüpfung der in Norwegen öffentlichen Steuerlisten mit den Wahlkreis-Kandidaturen: Dagbladet bietet so eine Kandidaten-Datenbank mit Angaben zu Einkommen und Vermögen der Politiker. Und eine norwegische TV-Debatte zum Thema Kriminalitätsbekämpfung war offenbar spannender als das deutsche Fernsehduell: NRK hatte die Politiker dazu in ein Hochsicherheitsgefängnis eingeladen. Das Publikum bestand aus Insassen und Wärtern, einer der Häftlinge diskutierte auf dem Podium mit.

Demo-Notizen

Nach Freiheit statt Angst 2009.

Schön, dass so viele Leute da waren. Schade, dass nicht noch mehr Leute da waren. Schön, dass das Presseecho so groß ist.

Die Piraten waren omnipräsent, aber es waren genügend andere Gruppen da, dass es nicht zur Piraten-Wahlkampfdemo wurde. Apropos Piraten: Dass die Partei keine Imageberater beschäftigt, war deutlich am 25 Meter langen Truck abzulesen — der Hummer unter den Demonstrationsmobilen.

Zumindest in meinem Sichtfeld tauchten nicht so viele neue originelle Plakate und Transparente auf. Eher erfreulich finde ich, dass das Feindbild Schäuble nicht mehr so sehr im Mittelpunkt steht. Da war in der Vergangenheit einiges entstanden, was knapp dies- und deutlich jenseits des Erträglichen war, insbesondere im Zusammenhang mit Rollstuhl-Motiven.

Während die einen Barcodes als Symbol der Überwachung dämonisieren, verwenden die anderen bereits QR-Codes in ihren Demo-Broschüren.

Die Spinner waren selbstverständlich am Rande auch dabei. Neu gelernt habe ich dank eines Flyers, dass die Schweinegrippe offenbar eine Verschwörung ist, um mit der Impfung möglichst viele Leute umzubringen. Aha!

Gegen Ende mussten einige Berliner Bereitschaftspolizisten noch einmal zeigen, wie wenig Videokameras zur Gewaltprävention beitragen. Angeblich gab es davor aber schon Angriffe auf die Polizei. Auf der Strecke selbst trat die Polizei so gut wie gar nicht in Erscheinung.

Nachtrag: Alios schreibt über seine Festnahme. Beim Lesen kann einem schlecht werden.

No Futura

Großes Echo auf Ikeas Wechsel zu Verdana.

Hach, wie schön, in einer Welt zu leben, in der ein Wechsel der Schrift im Verkaufskatalog eines schwedischen Mitnahmemöbel-Fabrikanten auf dieses Echo stößt: IKEA says goodbye to Futura (idsgn), Ikea-Katalog 2010: Verdana ersetzt Futura (Fontblog), Aufruhr im Buchstabenland (sueddeutsche.de), Style critics hit latest Ikea design: catalog type (AP), Verdana: Ikea’s flat-pack font (Guardian), The Font War: Ikea Fans Fume over Verdana (Time Magazine), Typography Fans Say Ikea Should Stick to Furniture (New York Times), mehr als 5.600 Online-Petenten.

Alles übrigens ein Spätausläufer der Desktop-Publishing-Revolution: Viel mehr Leute als je zuvor setzen Schriften ein, kennen Schriftnamen, erkennen, lieben und hassen Schriften.