Demograf Zahl

Ein Spezialist für Demonstrations-Teilnehmerzahlen.

50.000 Demonstranten oder 10.000, 70.000 oder 20.000, drei Millionen oder 1,2 Millionen — zu jeder Massenkundgebung gehört das Rangeln um die Teilnehmerzahlen. Die Veranstalter scheinen oft einfach die Angaben der Polizei mit einem bestimmten Faktor zu multiplizieren, um auf ihre eigenen zu kommen; die Polizei wiederum beschäftigt auch keine professionellen Menschenmengenzähler in ihren Reihen.

Die spanische Firma Lynce, die auch als Exactcrowd auftritt, will das Zählen von großen Menschenmengen jetzt zu ihrem Geschäft machen. Sie nimmt dazu Luftaufnahmen, Videoaufzeichnungen, schickt Fotografen los und benutzt bei der Bildbearbeitung ein eigenes Plugin, um die Fotos auszuwerten und Menschen zu zählen. Ein französischsprachiges Video des Schweizer Fernsehens gibt (vor allem ab 0:52) einen guten Eindruck, wie das funktioniert:

Lynce arbeitet häufig im Auftrag der spanischen Nachrichtenagentur Efe — zuletzt bei der Demonstration in Barcelona für katalanische Autonomie. Die Polizei von Barcelona bezifferte die Teilnehmerzahl auf 1,1 Millionen, die Veranstalter sprachen von 1,5 Millionen. Die Lynce-Zählung: 56.000 Teilnehmer, plus/minus 15 Prozent. Aber auch diese Zahl lässt sich hinterfragen: Die Zeitung El Mundo, keine Fürsprecherin katalanischer Autonomie, hält 75.000 für das absolute Minimum.

Zahlensender

Statistik in den Medien.

Im ersten Moment klingt es wie eine atemberaubend schlechte Idee: eine Radiosendung über Statistik.

More or Less bei BBC Radio 4 stellt aber spannende Fragen: Wie aussagekräftig sind Schulrankings, Inflationsraten oder klinische Studien zu Antidepressiva? Was sagen Studien zur Videoüberwachung aus, wie berechnet die Polizei den Straßenverkaufswert von Drogen? Stimmt es, dass heute mehr Menschen auf der Erde leben als je gelebt haben?*

Der Erfinder der Sendung, Michael Blastland, hat „The Tiger That Isn’t“ geschrieben, ein Buch über Zahlen in den Medien. Ein paar Aspekte daraus tauchen jetzt in einer Sommerserie bei BBC News im Netz auf. Online sind bislang die ersten drei Artikel: What the survey didn’t say…, The myth of counting und Putting percentages in context.

*Nein, es stimmt nicht.

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