Domain-Détente?

Ein Kompromissvorschlag vor dem WSIS-Treffen.

GRSSSC

Die Zeit für eine Einigung im Streit über Internet Governance wird knapp: Am Sonntag starten die letzten Verhandlungen vor dem Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS) — am kommenden Mittwoch beginnt bereits der Gipfel in Tunis. Während UN-Generalsekretär Kofi Annan versuchte, die Gemüter zu beruhigen, haben andere Öl ins Feuer gegossen: US-Senator Norm Coleman warnte im Wall Street Journal vor einem digitalen Münchener Abkommen — als stünde der digitale Weltkrieg vor der Tür.

Tricia Drakes und Michael Palage haben einen naheliegenden Kompromissvorschlag ausformuliert, der das besonders sensible Thema Länderdomains (ccTLDs) betrifft. Wenn beispielsweise die dänische Regierung entscheidet, dass die .dk-Domain von einer anderen Institution verwaltet werden soll, muss momentan das US-Handelsministerium den notwendigen technischen Änderungen zustimmen. Drakes und Palage schlagen ein doppeltes Veto vor: Bevor ICANN/IANA etwas an der Rootzone ändert, bekommen die betroffene Regierung (hier also Dänemark) und ein neues Governmental Root Server Security and Stability Committee (GRSSSC) Bescheid. Beide können ein Veto gegen die geplanten Änderungen einlegen. Allerdings könnte das GRSSC das dänische Veto überstimmen.

Das ist also ein verhältnismäßig einfache Prozedur, um die US-Rolle bei Länderdomains zu internationalisieren. Allerdings ist fraglich, ob sich die Gegner damit zufrieden geben: Schließlich gibt es ja noch generische Domains wie com/net/org und IP-Adressen.